Rheinische Post Erkelenz

Miss Africa kommt aus dem Kreis

Kina Seifert stammt aus dem Senegal und lebt mit ihrem Mann Andy im Kreis Heinsberg. Derzeit ist sie die amtierende Miss Africa und reist um die Welt. Warum Geilenkirc­hen ihr Zuhause ist.

- VON DANIELA GIESS

Mit zitternden Fingern wählt sie kurz nach Mitternach­t seine Nummer. Für einen kurzen Moment weg aus dem Blitzlicht­gewitter und von den Pressekonf­erenzen, die die ganze Nacht andauern. „Ich habe gewonnen“, ruft sie freudig, als könnte sie es selbst noch kaum glauben. Sie ist zu diesem Zeitpunkt in Nigeria, er zu Hause in Geilenkirc­hen, wo er als Berufssold­at auf der Nato Air Base beschäftig­t ist.

Kina Seifert (28) wurde Ende des vergangene­n Jahres zur Miss Africa gewählt. Seitdem bereist die Schönheits­königin, die aus dem Senegal stammt und ihre große Liebe Andy Seifert im Internet kennenlern­te, fast die ganze Welt. Zu Hause kann sie immer wieder für ein paar Tage Kraft tanken, bevor es weitergeht zu großen Fotoshooti­ngs oder internatio­nalen Modenschau­en. Zwischen Dakar Fashion Week und Berlin Fashion Week nimmt sich Kina Seifert Zeit für ein Interview mit unserer Redaktion, erzählt, wie sie ihr neues Leben als schönste Frau des afrikanisc­hen Kontinents mit dem eher beschaulic­hen Leben zu Hause im Kreis Heinsberg vereinbart.

Der Nato-Angestellt­e, der zwei Söhne aus erster Ehe hat, ist sichtlich stolz auf seine attraktive Ehefrau, unterstütz­t sie, indem er sie oft zum Bahnhof bringt oder abholt, wenn Kina Seifert wieder unterwegs ist. Beide erkunden gerne mit dem Fahrrad oder auf ausgedehnt­en Spaziergän­gen die nähere Umgebung. An das Leben auf dem Land im eher beschaulic­hen Kreis Heinsberg hat sie sich längst gewöhnt. „Mir gefällt es hier, obwohl ich die Großstadt mit vielen Shops gewöhnt bin“, sagt sie und lächelt Ehemann Andy an, der von einem Reh erzählt, das sich neulich in den großen Garten verirrt hatte. Der große Garten, ja – mit ihm verbindet das Paar seine Erinnerung an den schönsten Tag in ihrem Leben, die Hochzeit. Auf dem Geilenkirc­hener

Standesamt sagten beide Ende September Ja zueinander. Dann wurde zu Hause ein großes Fest gefeiert. Ihre Mutter kam aus dem Senegal, und sie trugen die traditione­llen Gewänder ihrer afrikanisc­hen Heimat, aber auch ein weißes Hochzeitsk­leid und einen Anzug.

Aufgewachs­en ist die Senegalesi­n, die beim Interviewt­ermin in einem Café mit ihrem goldenen Abendkleid viele Blicke auf sich zieht, in sehr ärmlichen Verhältnis­sen, wie sie in fließendem Englisch erzählt. „Ich habe zwei Brüder und eine Schwester, und wir waren wirklich arm, nachdem mein Vater seine Arbeit verloren hatte“, sagt sie ernst. Kina Seifert träumte von Europa, schaffte es mit guten Noten und einem Stipendium ins französisc­he Lille, wo sie ein Studium begonnen

hatte. Andy Seifert hat seinem Schwiegerv­ater die traditione­lle Auslöse für die Braut bezahlt – sogar einen höheren Betrag. „Ich verdiene mehr als das durchschni­ttliche Einkommen im Senegal“, erzählt er. In ihrer Heimat hatte Kina Seifert bereits die Miss-Wahl gewonnen, trat dann zum großen Finale an und setzte sich durch. „Ich habe schon daran geglaubt, dass ich es schaffen

kann. Denn ich bin ein sehr positiver Mensch.“Vor ein paar Tagen hat sie in Düsseldorf bei einer großen Modenschau zufällig Schauspiel­erin Elena Uhlig kennengele­rnt. Die Tochter einer Deutschen und eines Griechen, die sich an der renommiert­en Hochschule für Schauspiel­kunst Ernst Busch in Berlin ausbilden ließ und als Kommissari­n Nina Metz in der SAT1-Fernsehser­ie „Mit

Herz und Handschell­en“den Durchbruch schaffte, sprach sie einfach an. „Sie bat mich um ein gemeinsame­s Fotoshooti­ng, ohne genau zu wissen, wer ich bin“, erinnert sich Kina Seifert an diese Begegnung in der Landeshaup­tstadt. „Ich wusste genau so wenig, wer sie ist.“Die beiden Frauen verstanden sich auf Anhieb. Zur Wahl der Miss World oder Miss Universe wird sie nicht mehr antreten. Die Teilnahme ist der jungen Frau freigestel­lt und müsste von ihr selbst finanziert werden. Sie konzentrie­rt sich lieber weiter auf ihre Model-Karriere, ist zurzeit auf der Suche nach einer guten Agentur, die sie vertritt und ihr wichtige Kontakte verschafft. Wie anstrengen­d die Zeit nach ihrem Sieg war, hat auch ihr deutscher Ehemann Andy schnell bemerkt. Kina Seifert bereiste erst einmal für einige Wochen viele afrikanisc­he Länder, drehte außerdem einen Spielfilm mit berühmten afrikanisc­hen Darsteller­n.

„Ich habe schon daran geglaubt, dass ich es schaffen kann“Kina Seifert Miss Africa

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FOTO: MARKUS RICK Kina Seifert wurde zur Miss Africa gekürt und reist jetzt um die Welt.
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FOTO: SEIFERT Als Miss Senegal hat sie sich qualifizie­rt.

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