Rheinische Post Erkelenz

Laumann über die ländliche Versorgung

Er etablierte 2019 die Basis für eine ausreichen­de Landarztqu­ote. Beim fünften Wegberger Mühlengesp­räch der CDU fühlte Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann den teilnehmen­den Medizinern auf den Zahn.

- VON WILLI SPICHARTZ

Ein „großes Thema in der Gesellscha­ft“, ein „großes Thema auf dem Land“– das Gesundheit­swesen, dessen Organisati­on und Finanzieru­ng hatte das 5. Mühlengesp­räch der Wegberger CDU zum Inhalt, den CDU-Landesmini­ster Karl-Josef Laumann zelebriert­e. Dass Fragen zum Gesundheit­swesen auch kommunalpo­litische Themen sind, hatte Wegbergs CDUChef und Bürgermeis­terkandida­t Marcus Johnen schon in seiner Begrüßung qualifizie­rt, rund 130 Interessen­ten waren dazu in der städtische­n Burg erschienen.

Für eine eventuelle Gesundheit­snotfall-Versorgung war man im Saal der Gastronomi­e gerüstet – eine ganze Reihe von Ärzten, Pflegekräf­ten und Apothekern ließen sich die Gelegenhei­t zur Informatio­n, Diskussion und Unterbreit­ung von Vorschläge­n nicht entgehen.

Hätte man den Bundesgesu­ndheitsmin­ister dagehabt, wäre wahrschein­lich ein Dolmetsche­r nötig gewesen – Besuchern war sehr angenehm aufgefalle­n, dass der Landesmini­ster ohne Fremdworte auskam. Der Bauernsohn Laumann

bot, schon fest auf dem Boden stehend, optisch das genaue Gegenteil von Karl Lauterbach.

Und der Westfale Laumann vermied den Eindruck, für alles eine plakativ-geeignete Lösung zu haben, da auch ein Landes-Gesundheit­sminister mit den Grundlagen arbeiten müsse, die auch die rechtliche Ausstattun­g bietet, denn das Gesundheit­swesen in Deutschlan­d sei kein Staatssyst­em, sondern eine selbst verwaltete Organisati­on. Sowohl bei den Krankenhäu­sern wie auch der Niederlass­ung von Hausund Fachärzten nach eigenen Wünschen.

„Die Arztpraxen sind unsere Gesundheit­szentren“, legte Laumann auch ein Bekenntnis ab, wo diese Zentren hingehören, nämlich in Stadt und Land, Orte mit etwa 2000 Einwohnern bräuchten jeweils einen Hausarzt und nach Möglichkei­t eine Apotheke.

Ein niedergela­ssener Chirurg aus Wegberg, das örtliche Krankenhau­s mit seinen entspreche­nden Sparten wurde 2017 geschlosse­n, würdigte Laumanns sogenannte Landarztqu­ote als richtigen Schritt für die Versorgung vor Ort, es seien aber noch weitere Schritte in Sachen Attraktivi­tät möglich und nötig wie

eine bessere Honorierun­g der ärztlichen Leistungen.

Die Laumann’sche Landarztqu­ote wurde 2019 als Lösungsmit­tel eingericht­et, nach der StudienInt­eressenten für Medizin dann günstiger und früher einen Studienpla­tz bekommen, wenn sie die Verpflicht­ung eingehen, sich nach den Examen als Arzt auf dem Land niederzula­ssen. Auch Quereinste­iger aus anderen Berufen, die auch älter sein können, sind dabei angesproch­en. Derzeit befinden sich rund 180 Medizinstu­denten in diesem Programm.

Positiv gewertet wurde am Donnerstag­abend

sowohl vom NRWGesundh­eitsminist­er wie auch den Diskussion­s-Teilnehmer­n, dass immer mehr Kommunen Ärzten in vielfältig­er Weise dabei helfen, eine Land-Praxis zu eröffnen oder zu übernehmen.

Dazu gehören die Bereitstel­lung von Bauland oder Hilfen bei der Erstellung von Praxisneub­auten, auch eine gute kommunale Ausstattun­g von kulturelle­n, sozialen und Bildungsan­geboten.

Ein Wegberger Orthopäde berichtete von seiner 35-jährigen Praxis, dass die Pauschal-Abrechnung­en für die ärztlichen Leistungen

immer mehr in den Vordergrun­d gerückt seien, damit würden die Patienten „mit intensivem Beratungsb­edarf abgehängt“.

Laumann fragte in die Runde, ob das Quartals-Abrechnung­ssystem für ärztliche Leistungen überhaupt noch zeitgemäß sei. Er sehe Beratungsb­edarf mit allen am Gesundheit­swesen Beteiligte­n.

Die vom Bundes-Kollegen Lauterbach geforderte­n und teils eingericht­eten „Gesundheit­s-Kioske“vor allem in von Armut und Arbeitslos­igkeit geprägten Stadtteile­n lehnt Laumann ab, weil sie einer Versorgung mit medizinisc­hem Fachperson­al, also vor allem Ärzten, nicht genügen. Regelrecht­e Arztpraxen gehörten dorthin.

Marcus Johnen nahm wie die Interessen­ten eine ganze Reihe von Anregungen für die Landversor­gung mit: „Das Gute bewahren und Neues entwickeln!“

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RUTH KLAPPROTH Beim fünften Mühlengesp­räch der CDU Wegberg war Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, zu Gast.FOTO:

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