Mit Musik putzt es sich leichter
Staub wischen mit Petrowitsch Mussorgsky, das Wohnzimmer putzen mit den Bläck Fööss – Wolfram Goertz präsentierte „Eine kleine Putzmusik“in Beeck.
Schrubber, ein blauer Plastikeimer, Besen, Scheuermilch, ein alter Handfeger: Der Kulturförderkreis Opus 512 hatte sich für das Bühnenbild einiges einfallen lassen, als RP-Musikredakteur Wolfram Goertz im ausverkauften großen Saal des Beecker Vincentiushauses im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe „Betreutes Hören“sein neues Programm „Eine kleine Putzmusik“vorstellte. Erst im vergangenen Dezember war der 62-jährige Musikwissenschaftler mit einem großen Mitsing-Abend zu Gast gewesen. Auch diesmal war die Nachfrage enorm. Man habe zahlreiche Absagen erteilen müssen, verriet OpusGeschäftsführer Heinrich Heinen. Vereinsmitglieder hätten beim Ticketverkauf aber immer Vorrang.
Gut zwei Stunden lang nahm Goertz sein Publikum mit auf eine groß angelegte imaginäre Reinigungsaktion durch ein fiktives Haus. Um die lästige Pflicht erträglicher zu gestalten, hatte der Düsseldorfer Musikredakteur ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das von klassischen Werken bis zur Rockmusik reicht. Mit dem bekannten Genesis-Hit „Land of confusion“startete der Musikexperte seinen Hör-Abend in Beeck – weil auch der Zustand der eigenen vier Wände oft mit Konfusion zu tun habe.
Zwischen den einzelnen Musikstücken unterhielt Goertz seine Zuhörer mit einigen heiteren Anekdoten aus seinem Leben, erinnerte sich an die Überschrift „Montmartre ist in Oberbilk“, als er über den umjubelten Auftritt der französischen Ausnahmekünstlerin Zaz berichtet hatte, mit denen er auch die Besucher bekannt machte. Und weil es zu Hause meistens auch Bilder an den Wänden gibt, die regelmäßig vom Staub befreit werden müssen, hatte Goertz passenderweise den Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“mitgebracht, das wohl bekannteste Werk des russischen Komponisten Modest Petrowitsch Mussorgsky.
Neben bester Unterhaltung gab es auch eine kleine Lehrstunde in finnischer Sprache – in dem skandinavischen Land hat er früher für einige Jahre gelebt. Sehr viele Umlaute – aber das gibt es auch in der Kölschen Sprache. Um die Hausbar vom Staub zu befreien, empfahl er den Bläck-Fööss-Ohrwurm „Drink doch ene mit“. Das Beecker Publikum sang textsicher mit. Auch das Gedicht „Die Heinzelmännchen“war den meisten bekannt. Dazu hatte Goertz den zweiten Satz aus der ersten Suite aus Georg Philipp Telemanns gleichnamigem Musikstück ausgewählt. Und weil seiner Meinung nach auch das Ausruhen unbedingt zum Putzen gehört, riet Goertz, dabei am besten durchs Fenster in den Himmel zu schauen und Claude Debussys siebeneinhalbminütiges Stück „Wolken“anzuhören. Als „Raum, zu dem Frauen oft keinen Zutritt haben“bezeichnete er scherzhaft die Werkstatt des Hausherrn, die so unordentlich sein kann wie einst Beethoven. Im Flur ging es weiter mit den Dire Straits. Mit Schostakowitsch beendete Wolfram Goertz den kurzweiligen Hör-Abend.