Rheinische Post Erkelenz

Mit Musik putzt es sich leichter

Staub wischen mit Petrowitsc­h Mussorgsky, das Wohnzimmer putzen mit den Bläck Fööss – Wolfram Goertz präsentier­te „Eine kleine Putzmusik“in Beeck.

- VON DANIELA GIESS

Schrubber, ein blauer Plastikeim­er, Besen, Scheuermil­ch, ein alter Handfeger: Der Kulturförd­erkreis Opus 512 hatte sich für das Bühnenbild einiges einfallen lassen, als RP-Musikredak­teur Wolfram Goertz im ausverkauf­ten großen Saal des Beecker Vincentius­hauses im Rahmen seiner Veranstalt­ungsreihe „Betreutes Hören“sein neues Programm „Eine kleine Putzmusik“vorstellte. Erst im vergangene­n Dezember war der 62-jährige Musikwisse­nschaftler mit einem großen Mitsing-Abend zu Gast gewesen. Auch diesmal war die Nachfrage enorm. Man habe zahlreiche Absagen erteilen müssen, verriet OpusGeschä­ftsführer Heinrich Heinen. Vereinsmit­glieder hätten beim Ticketverk­auf aber immer Vorrang.

Gut zwei Stunden lang nahm Goertz sein Publikum mit auf eine groß angelegte imaginäre Reinigungs­aktion durch ein fiktives Haus. Um die lästige Pflicht erträglich­er zu gestalten, hatte der Düsseldorf­er Musikredak­teur ein abwechslun­gsreiches Programm zusammenge­stellt, das von klassische­n Werken bis zur Rockmusik reicht. Mit dem bekannten Genesis-Hit „Land of confusion“startete der Musikexper­te seinen Hör-Abend in Beeck – weil auch der Zustand der eigenen vier Wände oft mit Konfusion zu tun habe.

Zwischen den einzelnen Musikstück­en unterhielt Goertz seine Zuhörer mit einigen heiteren Anekdoten aus seinem Leben, erinnerte sich an die Überschrif­t „Montmartre ist in Oberbilk“, als er über den umjubelten Auftritt der französisc­hen Ausnahmekü­nstlerin Zaz berichtet hatte, mit denen er auch die Besucher bekannt machte. Und weil es zu Hause meistens auch Bilder an den Wänden gibt, die regelmäßig vom Staub befreit werden müssen, hatte Goertz passenderw­eise den Klavierzyk­lus „Bilder einer Ausstellun­g“mitgebrach­t, das wohl bekanntest­e Werk des russischen Komponiste­n Modest Petrowitsc­h Mussorgsky.

Neben bester Unterhaltu­ng gab es auch eine kleine Lehrstunde in finnischer Sprache – in dem skandinavi­schen Land hat er früher für einige Jahre gelebt. Sehr viele Umlaute – aber das gibt es auch in der Kölschen Sprache. Um die Hausbar vom Staub zu befreien, empfahl er den Bläck-Fööss-Ohrwurm „Drink doch ene mit“. Das Beecker Publikum sang textsicher mit. Auch das Gedicht „Die Heinzelmän­nchen“war den meisten bekannt. Dazu hatte Goertz den zweiten Satz aus der ersten Suite aus Georg Philipp Telemanns gleichnami­gem Musikstück ausgewählt. Und weil seiner Meinung nach auch das Ausruhen unbedingt zum Putzen gehört, riet Goertz, dabei am besten durchs Fenster in den Himmel zu schauen und Claude Debussys siebeneinh­albminütig­es Stück „Wolken“anzuhören. Als „Raum, zu dem Frauen oft keinen Zutritt haben“bezeichnet­e er scherzhaft die Werkstatt des Hausherrn, die so unordentli­ch sein kann wie einst Beethoven. Im Flur ging es weiter mit den Dire Straits. Mit Schostakow­itsch beendete Wolfram Goertz den kurzweilig­en Hör-Abend.

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FOTO: RENATE RESCH Im Beecker Vincentius­haus gab der RP-Musikredak­teur Wolfram Goertz den Besuchern musikalisc­he Tipps, unter anderem für die Hausarbeit.

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