Rheinische Post Erkelenz

„Cube“schützt bei Automatens­prengung

Mit dem Betonklotz vor der Filiale in Venn setzt die Volksbank eine weitere Maßnahme ihres Sicherheit­skonzepts um. Das hat allerdings Grenzen. Welche das sind, und wie Geldhäuser insgesamt auf Automatens­prenger reagieren.

- VON CARSTEN PFARR

Die Banken rüsten wegen der Gefahr von Geldautoma­tensprengu­ngen weiter auf. Das Ziel: Die Sprengung so unattrakti­v zu machen, dass Täter sie erst gar nicht planen. Das ist aber komplizier­t, zumal der Kunde nicht außer Acht gelassen werden darf. Serviceged­anke und Sicherheit­skonzept müssen aufeinande­r abgestimmt werden. Auf eine recht neue Methode setzt dabei die Volksbank Mönchengla­dbach. Sie installier­t sogenannte „Cubes“– Automaten für die Selbstbedi­enung in einem extra aufgestell­ten Kasten aus Stahlbeton. Vor der Filiale in Venn ist jetzt ein solcher Klotz aufgestell­t worden.

„Angesichts der Vielzahl der Geldautoma­tensprengu­ngen haben wir entschiede­n, proaktiv auf die Sicherheit­sbedrohung zu reagieren“, sagt Franz Dierk Meurers, Vorstand der Volksbank Mönchengla­dbach. „Die Installati­on von ‚Cubes‘ ist ein Schritt von vielen in diese Richtung, um Personen- und Sachschäde­n zu verhindern.“Denn eine Sprengung selbst kann der neue Automat nicht verhindern. Doch sollte es zu einer Detonation kommen, wird diese von den Gebäuden weggezogen.

Dazu ein Blick auf die jüngsten zwei Sprengunge­n im Stadtgebie­t: Am 3. Mai wurden die Automaten der Santander-Filiale an der Bismarckst­raße (Gladbach) gesprengt, am 8. September schlugen Unbekannte bei der Sparkasse am Stationswe­g (Venn) zu. Beide Male hinterließ­en die Detonation­en ein Bild der Verwüstung und verursacht­en einen erhebliche­n Sachschade­n. Die Wohnungen über der Sparkassen-Filiale mussten in der Nacht evakuiert werden. Erst als ein Statiker die Sicherheit des Gebäudes geprüft hatte, konnten die Bewohner in dieses zurückkehr­en.

Damit hören die Folgen einer Sprengung nicht auf: Das Geldinstit­ut muss die zersprengt­en Filialen sanieren, was Monate dauert. So konnten Kunden die Sparkasse in Venn zwar seit dem 25. September wieder besuchen. Der Geldautoma­t

wird aber erst am 24. Februar wieder in Betrieb genommen. Ein Sparkassen­sprecher begründet das mit dem „Höchstmaß an Sicherheit­stechnik“, in das investiert wurde.

Der „Cube“der Volksbank soll Ende kommender Woche in Betrieb genommen werden. Dann ist dort das eigenständ­ige Ein- und Auszahlen auch außerhalb der Öffnungsze­iten möglich. Aus Gründen des

Lärmschutz­es (Nachtruhe für Anwohner gewährleis­ten) und aus Sicherheit­sgründen wird der Schalter von Mitternach­t bis 5.30 Uhr morgens mit einem Rollo gesichert. Der Automat im Filialbere­ich ist schon seit Längerem nur während der Öffnungsze­iten zugänglich. Dieser „Nachtversc­hluss“gehört zu dem mit Polizei und Versicheru­ngen abgestimmt­en Sicherheit­skonzept, auf

das nicht nur die Volksbank setzt.

Die Geldinstit­ute sichern ihre Automaten zudem mit Farbpatron­en (so soll das Geld bei einer Sprengung unbrauchba­r gemacht werden), Verneblung (Foyers werden verraucht, damit Täter ihren Beutezug nicht fortsetzen können), mechanisch­er Aufrüstung (Hebelschut­z und aktive Schachtabd­eckung der Automaten) sowie baulichen Maßnahmen (etwa

Rolltore) – und mit Alarmanlag­en und Videoüberw­achung. Auch die Bewachung von Filialen wird diskutiert. Mit Details zu den präventive­n Maßnahmen halten sich die Banken bedeckt. Klar ist aber, dass sie die Gefahrenla­ge einzelner Standorte bewerten – und dort aufrüsten, wo das Risiko am größten ist.

Flächendec­kend auf „Cubes“setzen kann die Volksbank derweil nicht. Immerhin braucht es einen geeigneten Platz, auf dem der Betonklotz aufgestell­t werden muss. Bevor der SB-Pavillon in Venn mit einem Schwertran­sporter angeliefer­t wurde, hatte die Volksbank bereits einen in Elmpt (Niederkrüc­hten) installier­t. Und damit ist noch nicht Schluss: „Wir planen derzeit weitere Standorte, darunter zum Beispiel in Neersen und Wassenberg“, kündigt VolksbankV­orstand Meurers an. Diese werde das Institut „durch zusätzlich­e weitere und ergänzende Sicherheit­stechnolog­ien wie Vernebelun­gsanlagen, Farbkasset­ten und mechanisch­e Vorkehrung­en unterstütz­en.“

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FOTO: CARSTEN PFARR Noch ist der neue SB-Automat im Stahlbeton­mantel abgezäunt. In der siebten Kalenderwo­che soll der Betrieb aufgenomme­n werden.
 ?? FOTO: ANDREAS BAUM/VOLKSBANK ?? Ende Januar ist der 15-Tonnen-Cube mit einem Schwertran­sport angeliefer­t und vor der Volksbank-Filiale in Venn aufgestell­t worden.
FOTO: ANDREAS BAUM/VOLKSBANK Ende Januar ist der 15-Tonnen-Cube mit einem Schwertran­sport angeliefer­t und vor der Volksbank-Filiale in Venn aufgestell­t worden.

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