Die Jecken sind an der Macht
An Altweiber haben die Karnevalisten die Kontrolle über die Rathäuser der Region übernommen. Allzu viel Widerstand leisteten die Bürgermeister dabei nicht, ehe gemeinsam gefeiert wurde.
ERKELENZER LAND Im Erkelenzer Land regieren nun wieder die Jecken. An Altweiber haben die Karnevalisten die Kontrolle über die Rathäuser übernommen. Wir waren mit dabei.
Erkelenz Die Erkelenzer Karnevalsprinzessin Yvonne I. mag es gerne rockig – und hat damit auch die Verwaltungsspitze und den Stadtrat angesteckt. Während Bürgermeister Stephan Muckel den Elvis mimte, wurden seine Kollegen aus dem Verwaltungsvorstand zu Travolta-Doppelgängern, auch der Stadtrat hatte sich rockig in Schale geworfen. Und die laut den närrischen Paragraphen vorgesehene Rockshow lieferte die Politik auf der Bühne dann auch ab: Elvis Muckel und seine Kollegen begeisterten mit ihrem Hüftschwung. Elferratspräsident Klaus Reul befand beim Anblick der Politiker: „Wer so gut zusammen tanzen kann, der kann auch zusammen regieren.“
Der Rathaussturm war zuvor allerdings etwas anders als gewohnt ausgefallen – die Baustellen in Erkelenz machen eben auch vor dem Karneval keinen Halt. Die Möhneleut‘ mussten durch den Seiteneingang ins Alte Rathaus eindringen und hatten von der Verwaltung diesmal weniger Widerstand als gewohnt. Sie brauchten nicht mal ihren Rammbock.
Hückelhoven In der Nachbarstadt von Erkelenz wird an Altweiber traditionell das alte Rathaus in Ratheim gestürmt. Bei Nieselregen war der Ansturm allerdings verhalten, etwa 50 Vertreter der beiden Ratheimer Gesellschaften, der All onger eene Hoot und der Roathemer Wenk, waren gekommen, um Bürgermeister Bernd Jansen aus dem Rathaus zu
vertreiben. Der hatte um 15.11 Uhr noch gut Lachen, doch schon bald fingen die Verhandlungen an. Eine Putzkolonne wird geboten, um „in Berlin mal richtig durchzuwischen“. Und wenn es mit der Mehrzweckhalle im Ort nicht auch bald klappen würde, so die Verhandlungsführerin, hätte sie noch eine Gruppe „PrimaKleber“in der Hinterhand, die sich festkleben wollen.
Der Bürgermeister zeigte sich beeindruckt und kam an die Tür. Angeführt von Prinzessin Ida I. der Roathemer Wenk als einzige Tollität in Ratheim und mit Unterstützung der Möhnen wurde der Rammbock angesetzt und der Widerstand schließlich gebrochen. Eine der Möhnen feierte in diesem Jahr ihr 50. Jubiläum
– das wurde standesgemäß mit einem Orden bedacht. Und auch Bernd Jansen bekam einen. Anschließend zogen die Karnevalisten weiter ins trockene Festzelt.
Wassenberg „De Boan es kloar“, „Sankhas, höpp-höpp“und „Wassenberg, Alaaf“, ertönten unter großem Jubel die Wassenberger Schlachtrufe auch bei der diesjährigen Rathauserstürmung in der Stadt. Das jecke und feierwütige Wassenberger Volk ließ sich auch hier, trotz des Regens, nicht davon abhalten, den begehrten Rathausschlüssel von Bürgermeister Marcel Maurer zu erobern.
Kurzerhand fand die traditionelle Stürmung durch die drei Wassenberger
Karnevalsvereine der Effelder Kaffeemänn, der Karnevalsgesellschaft Kongo Wassenberg und des Myhler Karnevalvereins nicht auf der Bühne vor dem Rathaus statt, sondern im gemütlichen und mit bunten Girlanden geschmückten Foyer. Dem grauen Regenwetter zum Trotz schunkelten und lachten, aber vor allem sangen, die Karnevalistinnen und Karnevalisten lautstark und zeigten mit ihren Vereinen, was sie draufhaben. So bescherten die Effelder Kaffeemänn ihrem Publikum ein paar Gesangseinlagen und auch der kleine Sankhas Leopold der Myhler hüpfte unter Jubel durch die Menge. Damit kamen in Wassenberg Klein und Groß auf ihre Kosten. Eine Abordnung der Wassenberger Landfrauen
war diesmal auch zum ersten Mal dabei, als sich Marcel Maurer den Rathausschlüssel von den Wassenberger Jecken abnehmen lassen musste.
Wegberg Wegberg sucht die SuperMöhne: In Anlehnung an eine bekannte TV-Talentshow begaben sich die Erste Beigeordnete Christine Karneth und ihre Kollegen aus der Stadtverwaltung auf die Suche nach der schönsten alten Frau. Vor dem Rathaus fand sich die fachkundige Jury ein. Da durften auch Rapperin Katja Krasavice und Pop-Titan Dieter Bohlen nicht fehlen. Mit bunter Perücke und extra langen Fingernägeln, die sie aufgeklebt hatte, verkörperte die Erste Beigeordnete die schrille Krasavice, während der Technische Beigeordnete Frank Thies in die Rolle des berühmten Modern-Talking-Gründers geschlüpft war.
Vier Möhnen fanden sich auf dem Rathausplatz ein. Sie tanzten Polonaise, um die Wertungsrichter (darunter auch Pascal Graab als Pietro Lombardi und Anna Weidner als Leonie) von ihrem karnevalistischen Talent zu überzeugen. Sie schaffte den Recall, landete schließlich auf dem ersten Platz: Manuela Stiebler, langjähriger Hoppeditz beim Roathemer Wenk und jetzt aktives Mitglied der Ratheimer KG All onger eene Hoot. „Wir haben vernommen, dass am Sonntag in einer Woche ganz Wegberg einen Superstar sucht und hoffentlich auch finden wird“, spielte Karneth auf die bevorstehende Bürgermeister-Wahl an.
Die KG Laakebüll aus Rath-Anhoven stellte beim jecken Angriff auf die Stadtverwaltung die einzigen Tollitäten im gesamten Wegberger Stadtgebiet: Prinz Wolfgang und Ihre Lieblichkeit Gaby (Ehepaar Hartfeld) mit Kinderprinz Jack-Luca Hamacher und seinem Bruder Maximilian als Page.