Tollitäten des Kreises feiern in Wegberg
Landrat Stephan Pusch als Harry Potter verkleidet, Sparkassenchef Thomas Giessing mit rosa Lockenmähne, Et Röschen mit Klamottenproblemen – beim Tollitätenempfang des Kreises im Wegberger Forum kam der Humor nicht zu kurz.
Der geheimnisvolle Zauberschüler aus der Kreisverwaltung nahm kein Blatt vor den Mund. Runde Brillengläser und ein langer, dunkler Umhang – so verwandelte sich Landrat Stephan Pusch vorübergehend in Harry Potter, als er zusammen mit Sparkassen-Vorstand Thomas Giessing (mit rosafarbener Locken-Perücke auf den ersten Blick kaum zu erkennen) eine launige Rede hielt, bei der unter anderem die politische Situation in der Stadt Wegberg aufs Korn genommen wurde.
Im voll besetzten Forum der Mühlenstadt wurde die mittlerweile achte Auflage des Närrischen Empfangs des Kreises Heinsberg ausgerichtet. Die fünf Karnevalsvereine aus dem Wegberger Stadtgebiet hatten die Organisation übernommen: die Dalheimer Maiblömkes, die Dorfgemeinschaft Hei on Klei Gerichhausen, Flöck op Wegberg, die KG Laakebüll aus Rath-Anhoven sowie Sonn Männ Klinkum. Hans-Josef Bülles, der Präsident des Verbands der Karnevalsgesellschaften Aachener Grenzlandkreise, kurz VKAG,
machte deutlich, dass die gemeinsame Vorbereitung der fünf Vereine als Zusammenschluss neu sei. Aber: „Wir brauchen diesen Schulterschluss, um sicherzustellen, dass das Kulturgut Karneval eine positive Zukunft hat.“Insgesamt 30 jecke Abordnungen nahmen teil.
Für die gemeinsame Rede in gereimter Form, die abwechselnd von ihnen vorgetragen wurde, hatten sich Landrat Pusch und Sparkassen-Chef Giessing einiges einfallen lassen. Zur bevorstehenden Bürgermeisterwahl in Wegberg hatten sie sich Gedanken gemacht: „Erster Mann will werden der Johnen, die CDU glaubt, es könnt‘ sich lohnen. Dagegen setzt der Christian Pape, eher als Komödiant bekannt, hier bei uns im Heinsberger Land.“Als
dritte Kandidatin habe sich Sabrina Walleiser zum Ziel gesetzt, den inzwischen ausgeschiedenen Rathaus-Chef Michael Stock zu beerben. Beide Redner hoffen auf eine hohe Wahlbeteiligung: „Daher wir mit Freude sehen, wenn viele Bürger wählen gehen.“Giessing machte deutlich, dass die Zustände in der Mühlenstadt stark verbesserungsbedürftig seien: „Kanäle und Straßen in Wegberg sind rott, Verwaltungschef Stock ist längst schon fott.“
Stephan Pusch erinnerte noch einmal an die Pandemie-Zeit: „Mit Corona und Facebook wurd‘ ich bekannt, was dann auch Stock für sich erkannt.“Auch in dieser Zeit habe Wegberg „den schönen Schein“wahren wollen: „In den meisten
Kommunen die Seuche kursierte, Wegberg immer noch flanierte, kaum Infektionen, keine Toten es geben solle, Wegberg in der Sonderrolle.“
Emma Rademacher und Tom Heinen, das Nachwuchs-Tanzpaar der KG Flöck op, sowie Mariechen Lotta Reinders aus der Dorfgemeinschaft Hei on Klei wurden für ihre Auftritte mit viel Applaus der zahlreichen Tollitäten belohnt. Als „Et Röschen von de Hardt präsentierte sich Anna Bodewein im selbst gemachten Badeanzug, erklärte ihren Zuhörern ihren „Hollywoodkörper“: „Ich habe vorne die Hauptrolle, rechts und links die Nebenrollen.“Mit Ehemann Anton hat Et Röschen aus Mönchengladbach einiges auszuhalten. Und auch die Kleidung
macht manchmal Probleme. Hosen mit V-Ausschnitt zum Beispiel – da geht der Reißverschluss nicht mehr zu. Schwarzer Hut mit künstlichen Blumen, lilafarbene Socken zum kniekurzen Kleid: So schritt die ehemalige Lehrerin auf die ForumBühne.
Georg Schmitz, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Wegberg, begrüßte die zahlreichen närrischen Delegationen „hier im kleinen Gürzenich“, dankte den ausrichtenden Vereinen, die den von der Kreissparkasse Heinsberg gesponserten Empfang auf die Beine gestellt hatten. Die Showtanzgruppe „Wilde Weiber“der KG Flöck op nahm das Publikum mit auf eine Zeitreise: „Zurück in die Zukunft“mit Susanne Breuer als Marty McFly und Steffi Esser als zerstreuter Doc. Die Karnevalsband „Solala“und das Männerballett der KG Sonn Männ waren ebenfalls Bestandteil des abwechslungsreichen Bühnenprogramms, ehe sich die eingeladenen Karnevalsvereine einzeln vorstellten.