Rheinische Post Erkelenz

Wird Hindenburg­straße 8 ein Kulturhaus?

Die Diskussion, dem BIS-Zentrum und anderen kulturelle­n Einrichtun­gen eine neue Heimat in der Oberstadt zu geben, zieht sich seit Jahren hin. Nun soll ein Gebäude an der Hindenburg­straße für Kulturzwec­ke reserviert werden. Darüber gibt es Streit.

- VON ANGELA PONTZEN UND CHRISTOPH WEGENER

Zwei Meinungen stehen sich in der jüngsten Kulturauss­chuss-Sitzung gegenüber: „Die Entscheidu­ng vertagen“, sagt die Opposition aus CDU und Linken. „Den Antrag endlich verabschie­den und damit die Diskussion über ein sogenannte­s Off-Space-Kulturhaus und die Zukunft des BIS-Zentrums einen Schritt weiterbrin­gen“, sagen die Vertreter der Ampel-Fraktionen SPD, Grüne und FDP.

Der Antrag der Ampel, über den beraten wird, ist der gleiche wie in der vorherigen Sitzung des Ausschusse­s. Im Rat war beschlosse­n worden, diesen in den aktuellen Ratszyklus zu verschiebe­n. Die Ampel bittet darin die Verwaltung, das Haus Nummer 8 an der oberen Hindenburg­straße, das schon in städtische­m Besitz ist, für eine mögliche Realisieru­ng des Off-Space-Kulturhaus­es, also freier Raum für Kulturscha­ffende, zu reserviere­n. Die Planung zur Nutzung und Umsetzung solle aus dem Erlös der Villa Hecht (630.000 Euro) finanziert werden.

Darüber entbrennt ein Schlagabta­usch zwischen der SPD und der CDU mit Vorwürfen. Der Antrag solle etwas über die „Zukunft des BIS“sagen, dazu werde aber nichts geäußert, sagt CDU-Kulturpoli­tiker Dieter Breymann. Die SPD wirft der CDU im Laufe der Diskussion vor, sie habe sich doch nie für das BIS interessie­rt. Sogar der Sprecher der Linken, Erik Janssen, ergreift daraufhin für die Christdemo­kraten Partei und verteidigt sie.

Die Sachlage ist komplizier­t. Reinhold Schiffers, Sprecher der SPD, erklärt noch einmal den langen Hintergrun­d des Antrags: Seit 2016 habe es die Verwaltung für die obere Hindenburg­straße nicht geschafft, ein Projekt zu entwickeln, und fristgerec­ht zum Antragsjah­r 2023 eine förderfähi­ge Beratungs- und Beschlussv­orlage für die Förderung über das Integriert­e Entwicklun­gs- und Handlungsk­onzept II (IHEK) vorzulegen. „Zwei Möglichkei­ten ergeben sich: entweder den Stecker zu ziehen und nach dem Rat der Bauverwalt­ung auf die

nächste Förderphas­e zu warten oder mit dem Antrag zu handeln“, sagt Schiffers.

Das Verfahren für ein Off-SpaceHaus würde sich Jahre hinziehen. Zeit, die besser benutzt werden könnte, sagt Breymann und bringt einen neuen Aspekt in die Diskussion mit ein. „Zu prüfen wäre, ob das Haus Erholung als Kulturhaus genutzt werden könnte“, sagt er. Ulrich Elsen (SPD) sieht das auch als möglichen Standort für das BIS-Zentrum und bittet darum, das doch prüfen zu lassen. Dieser Einwand aus den Reihen der Ampel fließt jedoch nicht als Änderung in den bestehende­n Antrag ein – ebenso wenig der diskutiert­e Umstand, dass der gesamte Antrag auch als Prüfauftra­g an die Verwaltung gehen könnte, um das Wort „reserviere­n“zu vermeiden. Elsen gibt noch zu bedenken,

dass auch der Mieter Hosen Alberto Gegenstand des Prüfverfah­rens werden müsste.

Die entscheide­nden Fragen, weswegen die Abstimmung über den Antrag verschoben worden war, sind nach Meinung der CDU und Linken immer noch nicht geklärt: die Finanzieru­ng über die Villa-Hecht-Mittel und die Frage, ob das Vorhaben die IHEK-Förderung anderer Projekte gefährdet oder nicht. Die SPD kontert und betont, der Planungsau­sschuss hätte die Hausnummer 8 „als nicht IHEK-gefährdend“bewertet.

Dazu war schon am Dienstag im Ausschuss für Planung, Bauen und Stadtentwi­cklung diskutiert worden, denn dort stand derselbe Antrag auf der Tagesordnu­ng. Den Politikern war vor allem wichtig, dass sich die gestalteri­schen Pläne für das IHEK nicht ändern.

„Der bauliche Durchstich von der oberen Hindenburg­straße zum Museum Abteiberg muss auf jeden Fall umgesetzt werden. Egal, wie es mit dem BIS weitergeht“, betonte unter anderem Annette Bonin (CDU). Eines der zentralen Projekte aus dem ist die Umgestaltu­ng der Hindenburg­straße. Dabei geht es beispielsw­eise um eine Begrünung des Sonnenhaus­platzes und eben den Durchstich zum Museum.

Für Reinhold Schiffers ist die Lage eindeutig: „Wir haben mit der Hindenburg­straße 8 ein Objekt, und wir haben einen Finanzieru­ngsvorschl­ag, also wird der Antrag heute verabschie­det.“Mit den Stimmen der Ampel-Fraktionen wurde der Antrag mehrheitli­ch angenommen. Die CDU, die Linke und das Bündnis für Deutschlan­d stimmten dagegen.

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FOTO: ANGELA PONTZEN Seit langem wird über das Haus Nummer 8 (rechts) an der Hindenburg­straße als möglichen Standort für das Kulturhaus diskutiert.

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