Katholiken beschweren sich beim Papst
Der Reformprozess im Bistum Aachen polarisiert: Im Erkelenzer Land gibt es ein klares Meinungsbild.
KREIS HEINSBERG (aha) Einigen Staub wirbeln derzeit zwei Schreiben von engagierten Katholiken aus dem Bistum Aachen an den Papst auf, in denen Franziskus darum gebeten wird, die von Bischof Helmut Dieser angestoßene Strukturreform der Kirchengemeinden zu stoppen.
Wie die „Aachener Zeitung“berichtet, bitten in dem ersten Brief 36 Mitglieder von Gemeindeleitungen und -räten, Kirchenvorständen, Pastoralund Katholikenräten sowie Priester und Religionslehrerinnen den Papst, der Umstrukturierung entgegenzuwirken, die durch die Einrichtung der „Pastoralen Räume“in diesem Jahr beginnt. Ein zweiter Brief wurde von 13 Kirchenvorstandsmitgliedern aus den Städten bzw. Regionen des Bistums – darunter auch Unterzeichner aus der Region Heinsberg – nach Rom geschickt.
Hier bilden den Stein des Anstoßes vor allem die bis 2028 geplanten acht bis 13 Großpfarreien anstellte der aktuell noch 326 Pfarreien/Gemeinschaften der Gemeinden (GdG) im Bistum. Die geplante Größe verstößt nach Meinung der Unterzeichner nicht nur gegen das Kirchenrecht, sie sehen auch „einen massiven Verlust von Ehrenamtlichen“und eine Kirchenaustrittswelle von Gläubigen voraus. Das Bistum widersprach bereits der rechtlichen Kritik.
Lutz Braunöhler aus Wegberg, Vorsitzender des Katholikenrats der Region und Pastoralratsmitglied, war am Abstimmungsprozess über den Zuschnitt der Pastoralen Räume in der Region beteiligt. Er ist sich sicher, dass kein Katholikenvertreter aus den Pfarreien und GdGs des Nordkreises – Erkelenz, Hückelhoven, Wegberg und Wassenberg – zu den Briefunterzeichnern gehört.
Im Gespräch verweist Braunöhler auf die kirchenrechtliche Notwendigkeit der Bildung von Pfarreien und akzeptiert angesichts der drastisch sinkenden Zahl der Priester grundsätzlich den Kurs des Bischofs. Wenngleich über die Details zur künftigen
Zahl und Struktur der Pfarreien noch ein längerer Diskussionsprozess in den kommenden vier Jahren bevorstehe. Ein ähnliches Meinungsbild sieht er auch bei den Verantwortlichen in den Kirchengemeinden des Nordkreises und den engagierten Laien. Braunöhler verweist vor allem auf den Vorteil, dass eine große Pfarrei Seelsorgern in den einzelnen Kirchengemeinden der Pastoralen Räume künftig Leitungs- und damit auch Verwaltungsaufgaben abnehmen kann. Auch das Bistum betont diesen Punkt, unter anderem durch mehr Möglichkeiten der Arbeitsteilung und Teamarbeit.
Lutz Braunöhler bestätigte, dass der Bischof keine Einwände gegen die von den Gremien vorgeschlagenen acht Pastoralen Räume für die Region (Kreis) Heinsberg geltend gemacht habe, so wie sie von den Gremien in der Region vorgeschlagen worden sind. Jeweils einen Pastoralen Raum bilden im Nordkreis die Städte Erkelenz (Pfarrei Christkönig), Hückelhoven (GdG), Wegberg (Pfarrei St. Martin) und Wassenberg (Pfarrei St. Marien).