Wegbergs erster Automatenkiosk hat eröffnet
Takis aus Mexiko, Vapes, die nicht jeder Shop anbietet und Fanta aus Japan – der Automatenkiosk „Worldwide Snacks“von Tim Netzer bietet rund um die Uhr Raritäten, aber auch Kaffee oder Schwangerschaftstests.
WEGBERG Wer mitten in der Nacht plötzlich Hunger auf einen Schokoriegel und Durst auf eine eiskalte Cola verspürt, war in Wegberg bisher aufgeschmissen, denn die nächste 24-Stunden-Tankstelle ist auch nicht immer um die Ecke. Seit Anfang des Jahres gibt es zumindest für Menschen, die in der Innenstadt wohnen oder dort unterwegs sind, eine Alternative: In der Passage „Alt Berk“und ganz in der Nähe der Fußgängerzone hat Tim Netzer einen begehbaren Automatenkiosk eingerichtet, der 24 Stunden am Tag an sieben Tagen in der Woche geöffnet ist.
Der 31-Jährige ist Zeitsoldat bei der Bundeswehr, frisch verheiratet und erwartet mit seiner Frau Zwillinge. Man könnte meinen, er sei ausgelastet – doch das stimmt nicht: 2015 war er für eine Weile in Afghanistan als Offiziersfahrer und als sogenannter Guardian Angel, der den Schutz der Offiziere gewährleistet. Dort hat er viele schreckliche Bilder gesehen, von gefallenen Kameraden und Anschlägen. „Ich habe in der Zeit nur funktioniert, konnte aber ohne Trauma aus dem
Einsatz nach Hause kommen. Dann kommt man ans Nachdenken.“So habe er die Bildungsangebote der Bundeswehr wahrgenommen und sich zum Immobilienmakler ausbilden lassen. Doch Häuser und Wohnungen
waren nie sein Metier – eher Kleinstimmobilien wie Garagen und Stellplätze. „Das lief auch eine Weile sehr gut, bis ich dann den Tipp bekommen habe, dass Snackautomaten ein gutes Geschäftsmodell seien.“Nachdem der erste Automat in einem Duisburger Schwimmbad eher nicht so gut angenommen wurde, ging der in Hilden bei der Militärpolizei stationierte Soldat auf Akquisetour und konnte sich tatsächlich in einem privaten Vorgarten einmieten. „Der Snackautomat unter freiem Himmel ist vor allem bei Schülern der nahe gelegenen Schule sehr beliebt.“Aber wieso in Wegberg? „Mein Vater kommt aus Titz und ist mit seinem Motorradklub oft nach Wegberg zum Chinesen gefahren. Also habe ich mir die Stadt zu verschiedenen Uhrzeiten einmal angeschaut und auf Google Maps die Lage erkundet und die Konkurrenz analysiert.“
Die Konkurrenz besteht in Wegberg im Wesentlichen in Bepis Candyworld, die Meg und Chris Herrmann Ende 2023 in der Fußgängerzone eröffnet hatten. Während das Sortiment in den Automaten an den neuen Süßigkeitenshop erinnert – auch hier gibt es Raritäten aus Mexiko, den USA oder Japan –, erwartet Tim Netzer den Erfolg durch die Öffnungszeiten. Zusätzlich bei ihm im Angebot: E-Zigaretten, zum Teil Modelle, die sonst schwer zu bekommen sind, und alkoholische Getränke, die nur gegen einen Altersnachweis aus dem Automaten gezogen werden können. „Schon in den ersten Tagen ist mein E-Kiosk zum Jugendtreff geworden“, freut Tim Netzer sich über den Erfolg. Und weil er schließlich nicht immer vor Ort sein kann, gibt es Kameras, die rund um die Uhr mit einem Sicherheitsdienst verbunden sind und über die auch mit den Kunden kommuniziert werden kann.
„Worldwide Snacks“, so heißt der Automatenkiosk, soll erst der Anfang sein. Mit der bunten Wandgestaltung, der Wolkendecke und den in die Wand eingelassenen Automaten, die perfekt konfiguriert und auf dem neuesten Stand der Technik
sind, sieht er in seiner ersten Filiale einen Showroom, mit dem er weitere Unternehmer animieren will, ihre Automaten in seinem Lokal aufzustellen. „Das könnten auch die Landwirte sein, die ohnehin einen Automaten für Milch, Eier oder Fleisch betreiben und ihr Einzugsgebiet erweitern wollen“, sagt er. Auch für Unterhaltungsautomaten ist Tim Netzer offen.
So erfüllen Einzelhändler wie Tim Netzer letztlich den Wunsch der Verbraucherinnen und Verbraucher, unabhängig von Öffnungszeiten einkaufen zu können. Eine Entwicklung, die sich nach Ansicht von Fachleuten in den nächsten Jahren noch deutlich verstärken wird. Wenn es in Wegberg gut läuft, kann er sich gut vorstellen, mit seinem Geschäft in andere Orte zu expandieren. „Ich bin froh, dass die Stadtverwaltung so offen und hilfsbereit war. Trotzdem habe ich viel gelernt und kann beim nächsten Geschäft einiges besser machen.“