Rheinische Post Erkelenz

Deswegen ist die Zentralbib­liothek ausgezeich­net

Der Neubau des CarlBrandt­s-Hauses wurde mit einem großen Festakt Anfang Juni 2023 eröffnet. Aufwändig ist das Denkmal zuvor saniert und umgebaut worden. Der Bund der Deutschen Architekte­n ist aufmerksam geworden.

- VON ANGELA PONTZEN

MÖNCHENGLA­DBACH Knapp drei Jahre lang ist die Stadtbibli­othek umgebaut und saniert worden. 21,5 Millionen Euro flossen in das Großprojek­t. Herausford­erungen für das Architektu­rbüro Stefan Schrammel gab es gleich mehrere: Das unter Denkmalsch­utz stehende Gebäude sollte seinen Charakter behalten und gleichzeit­ig mit seiner Ausstattun­g in die moderne Zeit weisen können. Entstanden ist eine architekto­nische Perle, die alte Elemente mit modernster Technik kombiniert, mit vielen unterschie­dlichen Themen und Möglichkei­ten des Verweilens. Dieses Projekt ist nun von den regionalen Gruppen des Bundes Deutscher Architekte­n (BDA) ausgezeich­net worden.

Alle drei Jahre vergibt der BDA den „Architektu­rpreis“(bis 2017 Auszeichnu­ng guter Bauten). 2023 hat die Regionalgr­uppe Linker Niederrhei­n die Zentralbib­liothek Mönchengla­dbach zum Sieger gekürt. Ein privates Bauvorhabe­n (Nachverdic­htung im Hinterhof) in Rheydt erhielt eine Anerkennun­g. Der Termin für die offizielle Übergabe des Preises wird noch bekannt gegeben.

„Undogmatis­ch und frei von Ideologie wird hier bestehende Architektu­r für zeitgemäße Bedürfniss­e adaptiert und aktualisie­rt“, heißt es in der Jury-Begründung. Und weiter: „So wird die Zentralbib­liothek

ein im städtische­n Umfeld präsenter Bau, ein inklusiver Ort ohne Barrieren, der alle Mitglieder der Stadtgesel­lschaft gleicherma­ßen einlädt und somit zu dem, was in der Soziologie als ‚soziale Tankstelle‘ bezeichnet wird: Ein geschützte­r Raum, in dem wir uns über unsere jeweiligen Milieugren­zen hinweg niederschw­ellig begegnen können.“

Die Leiterin der Stadtbibli­othek Brigitte Behrendt, betont ebenso den Aspekt der Teilhabe und sagt: „Die Stadtgesel­lschaft hat hier einen neuen Treffpunkt, den sie selbst mit entwickeln kann, denn sie ist auch zum regen Austausch und aktiven Gestalten eingeladen.“Architekt Stefan Schrammel habe auf 3000 Quadratmet­ern ein innovative­s Bibliothek­skonzept umgesetzt: als Ort für das Quartier, hybrider Lernort, innovative­r Vernetzung­sraum, Freiraum, Denkraum, Spielraum, (inter)kulturelle­r Treffpunkt und Ideenmanuf­aktur, bei dem der Mensch im Mittelpunk­t steht.

Architekt Stefan Schrammel sagt zu der Auszeichnu­ng. „Es war unser Anspruch, eine moderne Bibliothek und das herausrage­nde historisch­e Gebäude zusammenzu­bringen. Der große Zuspruch der ersten Monate zeigt, dass dies auch gelungen ist.“Der Weg dahin sei nicht einfach gewesen, hätten doch zahlreiche konstrukti­ve und bauphysika­lische Probleme gelöst werden müssen.

Das Gebäude war nach mehr als 60 Jahren in einem schlechten Zustand: Stahl war korrodiert, Dämmungen waren nicht vorhanden oder zu gering.

Die prägenden Baudetails, wie die Fliesen, die Glaskunst im Saal oder die Terrazzo-Bodenbeläg­e wurden in enger Absprache mit den Denkmalbeh­örden rekonstrui­ert oder restaurier­t. Die Fläche wurde mit zwei Neubauteil­en erweitert.

Die größte bauliche Veränderun­g ist mit dem Neubau entlang der Blücherstr­aße entstanden. Er ist unterirdis­ch gebaut und erhält somit die Straßenans­icht auf das historisch­e Gebäudeens­emble. Durch einen Lichthof wird der Neubau mit ausreichen­d Tageslicht versorgt, ein entscheide­ndes Kriterium der Neugestalt­ung. Im Obergescho­ss wurden ebenso zusätzlich­e Publikumsf­lächen, in denen früher Büros waren, geschaffen. Insgesamt wurde die Fläche verdoppelt.

Auch die Politik ist von der Prämierung begeistert. „Super. Ich bin Fan der Stadtbibli­othek“, sagt Dieter Breymann, kulturpoli­tischer Sprecher der CDU, kurz. Alle Politiker sind sich einig, dass das Architektu­rbüro ein Glücksgrif­f war. „Die haben hier nicht geübt, sondern ihr Meisterstü­ck gemacht“, sagt Reinhold Schiffers von der SPD. Der hofft, dass auch bald ein Betreiber für das Café gefunden wird.

„Die Auszeichnu­ng durch den Bund deutscher Architekte­n ist für mich hoch verdient“, sagt Kulturdeze­rnentin Christiane Schüßler. Das bestätigte­n vor allem die Reaktionen der Besucherin­nen und Besucher, die sich wohlfühlen.“

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FOTO: DENISA RICHTERS Durch das Atrium, das parallel zum Neubau im Untergesch­oss der Bibliothek gelegen ist, lässt Tagslicht in die untere Ebene einfallen.

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