Wie Bewohner bei Hephata die Packaktion feiern
Die evangelische Stiftung ist ein Teil des inklusiven Rosenmontagszug in Neuwerk – und das bereits seit zehn Jahren. Worauf sich die Bewohner am meisten freuen.
MÖNCHENGLADBACH Harald Plumm strahlt über das ganze Gesicht. Gerade wurde ihm von Tanja Runkel eine Flasche alkoholfreies Bier in die Hand gedrückt. Sie ist Mitarbeiterin im ambulant betreuten Wohnen der evangelischen Stiftung Hephata, und an einem verregneten Dienstagvormittag steht das Packen des Wurfmaterials für den inklusiven Rosenmontagszug an.
Plumm ist seit dem ersten Mal dabei, wie sie sagt. „Den inklusiven Zug in Neuwerk gibt es nun seit zehn Jahren und es macht uns jedes Jahr aufs Neue großen Spaß.“Die Strecke sei optimal. „Die Rollstuhlfahrer schaffen keine Berge wie beim Veilchendienstagszug, und Kopfsteinpflaster wäre ebenfalls ein großes Problem“, sagt Runkel. Der Zug in Neuwerk mit seinen knapp vier Kilometern sei außerdem auch von der Strecke gut machbar.
Jetzt kann die Party losgehen. Obwohl – eine Party sollte es eigentlich gar nicht sein. Doch die Packaktion sorgt sichtlich für ausgelassene Karnevalsstimmung und steigert die Vorfreude auf den Zug. Aus den Boxen singen die
Höhner und Cat Ballou, von der Decke baumelt eine mit Clowns bedruckte Girlande, und auf den Tischen stehen große Boxen mit bunten Kamellen, die darauf warten, endlich geworfen zu werden. An den Seiten stehen kleine Vasen und Krüge mit bunten Blumen aus Papier. „Die haben unsere Senioren
selbst gebastelt“, sagt Runkel. „Es ist wirklich rührend, wenn man sieht, wie Menschen, die von uns betreut werden, den Zuschauern beim Zug eine Rose überreichen. Mir kamen schon häufig die Tränen.“
„Früher haben wir hier innerhalb der Gruppen Karneval gefeiert“, sagt Marilyn Klein, Sachgebietsleitung Teilhabe. Beim Zug mitzumachen sei viel Aufwand, die Vorbereitungen liefen seit Sommer. „Wir brauchen beispielsweise einen Fahrdienst, der uns mit zwei Bullis begleitet. Darin können wir dann den Vorrat an Wurfmaterial unterbringen und falls mal jemand einen epileptischen Anfall hat oder nicht mehr kann, können wir die Person darin versorgen“, sagt Klein. Am Montagmorgen geht es dann um 9 Uhr los. Die Bullis müssen beladen werden, an den Seiten werden Banner mit der Aufschrift „Hephata treibt es bunt“angebracht. Um 11.30 Uhr erfolgt die Aufstellung am Haus Lütz in Bettrath und um 13.11 Uhr zieht der Zug schließlich los.
Doch der große Aufwand sei es immer wieder wert, darin sind sich Runkel und Klein einig. „Für Menschen mit Behinderung ist es etwas ganz Besonderes, in die Rolle des
Gestaltenden zu treten, denn in der sind sie nur selten. Man sieht ihnen an, wie stolz sie sind, anderen eine Freude zu machen“, sagt Klein. Plumm freue sich vor allem auf das Rumschmeißen mit vollem Karacho, sagt er. „Am Abend bin ich dann platt.“Im Laufe des Vormittags füllt sich der Lagerraum immer mehr mit den vorbereiteten Wurfbeuteln. Diese werden den Ablauf beim Zug vereinfachen. Daneben liegen Bälle bereit, auch sie sind Wurfmaterial. „Ohne großzügige Spenden wäre das alles nicht möglich“, sagt Runkel. 2000 Euro kämen allein von der Stadt, die PS-Lose der Stadtsparkasse brächten weitere 400 Euro und das Autohaus Fleischhauer spendete die Bälle. „Acht Personen vom evangelischen Kirchenkreis Mönchengladbach-Neuss werden uns außerdem als Ehrenamtliche während des Zugs unterstützen. Auch das ist Gold wert“, sagt Runkel.