Kamelle und Konfetti in Ratheim
Mehr Teilnehmer als in den Vorjahren waren nach Ratheim gekommen, um dem närrischen Treiben zu folgen. Besonders die Kinder kamen auf ihre Kosten.
Der schmucke Prinzenwagen der RKG All onger eene Hoot hatte zwar diesmal keine Tollitäten an Bord, war aber trotzdem alles andere als verwaist. Die Damengruppe der grün-weißen Traditionsgesellschaft durfte das jecke Gefährt diesmal allein nutzen. Denn der Hoot muss in der laufenden Session ohne Narrenregenten auskommen. Das tat der guten Stimmung aber keinen Abbruch, als sich der große Tulpensonntagszug mit wenigen Minuten Verspätung in Bewegung setzte.
Zugleiter Peter Moll vermeldete rekordverdächtige Anmeldezahlen. Statt 1111 Personen zogen diesmal rund 1200 Jecke durch Ratheims Straßen. Auf einer Wegstrecke von etwa drei Kilometern verteilten die zahlreichen Teilnehmer frühlingshafte Blumengrüße, süße Kamelle und kleine Plüschtiere. Der Wettergott meinte es weitestgehend gut mit der Ratheimer Narrenschar, für die der traditionelle Tulpensonntagszug gleichzeitig den Höhepunkt des Straßenkarnevals und das glanzvolle Ende der fünften Jahreszeit bedeutet.
Schon seit vielen Jahren mit von der Partie: die Mädchen und Jungen aus der Ratheimer Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt mit ihren Eltern und Erzieherinnen. Als schwarze Raben namens „Socke“hatten die kleinen Awo-Steppkes unterwegs viel
Spaß und feierten ihr Jubiläum: „30 Jahre rabenstarke Kindergartenzeit“. Als Hippies im bunt bemalten VW-Bus wagten „Die Chaoten“aus Heinsberg eine Zeitreise in die Flower-Power-Jahre. „Altmyhl treibt es bunt“verkündete die Fußgruppe „Farbenfrohe Altmyhler“, die in bunten Ponchos für einen Hauch von Mexiko sorgte. Ganz schön unheimlich: „Theos Club“war diesmal im fahrenden Gruselschloss unterwegs. Fledermäuse und blutrünstige Vampire suchten in Ratheims Straßen nach jecken Opfern.
Harry Potter stand auf dem Großwagen
der Gruppe „Lions Hearts“im Mittelpunkt. Mit einer riesigen Dampflok ging es Richtung Hogwarts, wobei der berühmte Zauberschüler gleich in mehreren Ausfertigungen gesichtet wurde. Die „Hückelhovener Halunken“hatten sich eines ernsten Themas
verschrieben: Umweltschutz. Als Männer von der Müllabfuhr, die im Ratheimer Karneval als „Schöntrinker“firmierte, waren sie mit ihrem selbstgebauten Müllauto unterwegs. Rot-karierte Hemden und eine fahrbare Holzhütte: Die „Rickelrather Dorfkanten“präsentierten sich als
Holzfäller. „Die Gerderather“entführten für einen kurzen Moment in den Wilden Westen.
Aus kreativ beklebten Schaumstoff-Matten, die an jeweils zwei Tragegurten befestigt waren, hatten die zahlreichen Mitglieder der Fußgruppe „Alles geht, nix muss“kleine Kreuzfahrtschiffe hergestellt. „Bei uns ist alles selbst gebastelt“, verrieten sie. Lebende Ahoi-Brause-Tütchen in bunten Farben, zarte Elfen im Tüllröckchen namens „Trinkerbells“aus den Reihen der KG Roathemer Wenk sowie die Erkelenzer Truppe „Dorflove“mit dem Motto „Landwirte“sorgten für Begeisterung am Straßenrand. Zu fernen Galaxien brachen die „Helfether Lömmele“mit dem Thema „Star Wars“auf, während „The Snapshot“als Engel und Teufel verkleidet das Motto „Himmel und Hölle“ausgewählt hatte. „Hakuna Matata“: Die „Guardians of Carnival“hatten sich dem bekannten Musical „König der Löwen“verschrieben. Aber auch Giraffen, Zebras und andere wilde Tiere wurden in ihren Reihen gesichtet. Drei mit unzähligen Luftballons dekorierte Partybusse des Hilfarther Unternehmens „The Weekender“fuhren mit, die jungen Frauen und Männer der „Crew of Madness“setzten als Barbie und Ken vor allem auf die Farbe Pink.
Dass es in Hetzerath neuerdings ein Gefängnis gibt, wurde bei der „Wilden 13“deutlich, die dem Leben hinter schwedischen Gardinen nicht viel abgewinnen konnte und unterwegs einige Ausbruchsversuche unternahm. Kinderprinzesschen Ida I. tanzte mit ihrem jungen Gefolge, Mariechen und Hoppeditz auf dem Prunkwagen des Roathemer Wenk – und sorgte als derzeit einzige Tollität im gesamten Hückelhovener Stadtgebiet dafür, dass wenigstens eine Narrenregentin dabei war.