Die Veedel feiern
Am Tulpensonntag sind die Narren in sieben Stadtteilen auf die Straße geströmt. Besucher wie Teilnehmer begeisterten mit bunten Kostümen.
GIESENKIRCHEN Bei weitaus angenehmeren Temperaturen als 2023 zieht der 68. Karnevalszug der Interessengemeinschaft „Kinderkarneval“durch die Giesenkirchener Straßen. Unter dem Motto „Frieden, Freude, Fantasie“geht es für die 600 Teilnehmer pünktlich um 14.11 Uhr an der Konstantinstraße los. 20 Gruppen feiern, tanzen und singen, als gäbe es kein Morgen mehr.
Die Teilnehmer des Tennisclubs Giesenkirchen sind standesgemäß als Tennisplätze verkleidet, die Fußtruppe der Wohnbau Mönchengladbach begeistert die Zugbesucher als Zauberer. Auch der eine oder andere Wagen ist in Giesenkirchen dabei. Die Narrenburg der St. Sebastianus Bruderschaft bildet den Abschluss. Die Besatzung gibt noch einmal alles in Sachen Kamelle. „So viel wie hier habe ich noch auf keinem anderen Zug gesammelt“, sagt der elfjährige Vincent im Dino-Kostüm. Erst vor kurzem ist er mit seinen Eltern und seinem kleinen Bruder nach Giesenkirchen gezogen.
Nach dem Umzug geht es für alle Karnevalisten gleich noch zur AfterZug-Party und dem traditionellen Familiennachmittag in die Mehrzweckhalle. „Darauf freue ich mich sehr. Wir waren letztes Jahr auch dort und haben die verschiedenen Kostüme bestaunt. Dieses Jahr kommt noch eine Schulfreundin mit“, sagt die neunjährige Friede, die heute eine Wolke ist. alexa
EICKEN Als Giraffen verkleidet stehen Britta Schmid und die achtjährige Lennja um 11.11 Uhr an der Eickener Straße. Sie haben noch viel vor in der Session: Auf den Veedelszoch in Eicken folgt der Umzug durch St. Tönis. Montag geht es für sie weiter nach Dülken, und natürlich ist auch der Veilchendienstagszug Pflichtprogramm. Dann sind sie auch nicht mehr nur zu zweit, sondern gleich mit acht Giraffen unterwegs.
Mia (12) und Ella (8) schauen sich mit Eltern und Oma den Zug an. Jedes Jahr besuchen sie andere Veedelszüge. In Eicken hat es ihnen aber so gut gefallen, dass sie wiedergekommen sind. „Kleine Züge sind angenehmer für die Kinder“sagt ihre Mutter. „Weil man nicht so lange warten muss.“Trotzdem werden auch sie beim VDZ dabei sein, nur vielleicht nicht die ganze Zeit.
Tatsächlich ist der Eickener Zug eher überschaubar: Das „Fanfarencorps Schöpp op“marschiert voran, auch das BundesschützenTambourcorps aus Wickrath bietet musikalische Untermalung. In ihrer Prinzenkutsche sind Prinz Jost I. und Prinzessin Niersia Elke dabei. Neben Clowns und Einhörnern darf eine weitere Fußgruppe nicht fehlen. Schon zum achten Mal ziehen 20 Bewohner und ebenso viele Pflegerinnen des Städtischen Altenheims Eicken mit. Die Plätze werden verlost, weil die Nachfrage sehr hoch ist. Wer es nicht in den Zug geschafft hat, beobachtet das bunte Treiben vom Straßenrand. twa
HOLT Zur jecken Zeit, um Punkt 11.11 Uhr, startet auch der Zoch an der Immelmannstraße in Holt. Trotz des frühen Starts ist das Wetter mild, Wolkenschleier verdecken das Sonnenlicht. Doch das hält die Holter nicht vom Strahlen ab: Gut gelaunt und bunt kostümiert erhellen sie die Straßen und lassen frohe Lieder erklingen. An den Straßenrändern warten Cowboy und Indianer, Prinzessinnen und Dinosaurier, Giraffe und Zebra auf den süßen Regen, der von den Wagen auf sie herab prasselt. Das wilde Rangeln um die Leckereien beginnt. Kleine, flinke Hände greifen nach allem, was Form und Farbe hat und ins Schema passt. Egal, ob Brausepulver, Bonbons oder Brezel, die Taschen werden nach und nach praller. „Halt Pohl“ruft es derweil von der Straßenseite und „Halt Pohl“erklingt es zurück vom Fußvolk, aus den Autos und auf den farbenfroh verzierten Karnevalswagen.
Für die einen war der Umzug der Höhepunkt des Tages. Stolz wird die Beute nach Hause geschleppt, sortiert und verzehrt. Für andere ist dies erst der Beginn eines festlichen Tages. Weiter geht es im Holter Zelt. Dort wird zu Livemusik getanzt und gesungen unter dem Motto: „Jecken Welt im Holter Zelt“. xda
VENN Ob Sommer oder Winter, die Venner wissen zu feiern. Der Tulpensonntagszug, den die „Erste Venner Karnevalsgesellschaft“ausrichtet, ist der winterliche Höhepunkt im Dorf. „Wir sind wieder gewachsen“, sagt Zugleiter Tim Sleegers bei der Abnahme des Zuges. Da zudem der Weg etwas verändert und verlängert wurde, kommen mehr Zuschauer in den Genuss, Wagen und Zuggruppen mit dem Schlachtruf „Möt völl Freud“zu begrüßen und fleißig Kamelle zu sammeln. „Die Straßen sind voll, die Venner haben Bock auf den Zug“, verkündet kurz vor dem Start der KG-Vorsitzende Frank Weber von seinem Gesellschaftswagen.
Mit einer riesigen Truppe machen die teuflischen Fußballer von RotWeiß Venn den Anfang. Jede Menge Barbies in Rosa und Weiß aus dem Ortsteil Duis folgen. Gäste im Zug sind die Jecken der KG Wenkbülle, die Spönnradsbeener aus Hardt mit zwei Wagen und dem Damenelferrat sowie die KG Poether Pothäepel aus Venn. Seinen Höhepunkt erreicht der Zug am Venner Zentrum, wo Hunderte närrische Besucher den Zug erwarten. fju
RHEINDAHLEN Es liegt wohl an den vielen auswärtigen Besuchern, dass der Internationale Kinderkarnevalszug sowohl mit dem Ruf „Potz op“als auch mit „Halt Pohl“empfangen wird. Den Zugteilnehmern ist es egal: Der Spaß für die närrischen Besucher und Aktiven im Zug ist wichtig.
Die Schlacht um Kamelle, Schokolade, Tulpen, Berliner und Popcorn beginnt bereits an der Kurve Broicher- in die Görresstraße, als Zugleiter Peter Knors Mühe aufbringen muss, den Zug ans Laufen zu bekommen, die Lücken werden aber bald geschlossen.
Mit dem Mikrofon in der Hand macht Schützenkönig Stephan Schumacher den Weg frei und es folgt ein langer Zug. Sehr zur Freude der Kinder, die eifrig mit den Eltern sammeln. Ihre kleinen Beutel haben Jayden, Dawin und Emma um die Schulter gebunden, sie wollen
Kamelle fangen. Ein Stück weiter interessieren sich Julie und Jaimee für große und kleine Bälle.
Tolle Motivwagen und bunte Gruppen gibt es zu sehen: aus Mennrath, Genhülsen Merreter, Broich, Erkelenz, Tüschenbroich und aus Mersch-Pattern, die ihr Motiv „Buur söck Wief“umsetzen wollen. Auf die Parkplatznot im Stadtteil macht eine Fußgruppe mit Faltautos aufmerksam, eine andere Gruppe freut sich darauf, dass Broich-Peel in diesem Jahr aufblüht und die Zirkusgruppe verschenkt frische Tulpen als Frühlingsboten. fju
HARDTERBROICH „Ich hör schon die Trommeln“, ruft ein aufgeregtes Kind. Und tatsächlich sind kurz darauf die ersten Zugteilnehmer zu sehen, in den rot-gelben Gardeuniformen der Pescher KG „Halt uut“. Die Trommeln gehören zum Tambourcorps Wanlo, es folgt die Tanzgarde
Hardterbroich in kräftigem Grün und der Prunkwagen der KG „Alles onger ene Hoot“mit Kinderprinzenpaar Liam und Nele. Der Sportverein „VFL Welfia“ist durch eine Fußgruppe vertreten, ebenso wie der St. Bonifatius-Kindergarten.
Karneval ist Familiensache, auch in Hardterbroich. Michael und Christina Hormes sind hier aufgewachsen, waren auch selbst im Karnevalsverein aktiv und haben jetzt ihre eigenen Kinder dabei. Auch Christian schaut sich den Zug an, Sohn Silas (2) trägt ein flauschiges Bärenkostüm, und der Opa ist auch dabei. Weil sie gerade zu Hause umbauen, bleibt nicht viel Zeit für Karneval. Zum Glück verläuft der Zugweg direkt vor der Haustür.
Gertrud Nürnberg wohnt ebenfalls in Hardterbroich. Sie schätzt die Ruhe des Veedelszochs im Vergleich zum „großen Palaver“am Veilchendienstag. Sie engagiert sich eher in der Gemeinde, Karneval ist aber eine schöne Abwechslung für sie. Auch ihre Enkel Dominik und Leon sind gerne dabei. Die siebenjährigen Zwillinge schauen sich den Zug in Pikachu-Kostümen an. twa
ODENKIRCHEN Genug gewartet. Knapp 300 Teilnehmende stehen in den Startlöchern. Auf ein „Alaaf” geht es los. Die Teilnehmer finden Freude und Frohsinn, und haben hohen Besuch dabei: Der Michael Schmitz, der amtierende Burggraf von Odenkirchen, das Kinderprinzenpaar Prinz Niklas II. mit Prinzessin Hanna I. und sogar das Stadtprinzenpaar Prinz Jost I. und seine Prinzessin Niersia Elke erweisen die Ehre, Teil dieser fröhlichen Tour zu sein.
Ringsumher hallen die Rufe, um die Naschereien zu erhaschen. Ein Spider-Man und ein Pirat kämpfen gerade um eine Tüte Popcorn, während auf der gegenüberliegenden Seite ein Einhorn mit einem Marienkäfer seinen Schokokeks gegen Gummibärchen tauscht. In der Burggrafenhalle wird die bunte Fahrt mit einer „After Zoch Party“beendet.
Hier treffen alte Bekannte auf beste Freunde, Schüler auf Meister und Eltern auf Großeltern. Die fünfte Jahreszeit ist die Zeit, in der man sich wieder näherkommt und gemeinsam feiert und lacht. Dafür steht Karneval. Das hat der Veedelszoch Odenkirchen auch in diesem Jahr wieder schön gezeigt.