Rheinische Post Erkelenz

Erst stark, dann der Bock: Schlossers tragisches Debüt

In einem Spiel mit wenig Höhepunkte­n hält Beeck gegen Bocholt bis zur 78. Minute das 0:0. Dann unterläuft dem bis dahin starken Debütanten Merlin Schlosser ein entscheide­nder Fehler, der zu einem Elfmeter führt. Am Ende gewinnt der Tabellenzw­eite mit 2:0.

- VON MARIO EMONDS

78 Minuten lang war Mark Zeh mit seinem Debütanten Merlin Schlosser vollauf zufrieden: „Bis dahin hat er fehlerfrei gespielt, hat gute Präsenz und auch gutes Stellungss­piel gezeigt“, urteilte der Trainer des FC Wegberg-Beeck über seinen neuen Innenverte­idiger, der am letzten Tag der Wintertran­sferperiod­e von Südwest-Regionalli­gist Hessen Kassel bis zum Saisonende ausgeliehe­n worden ist.

0:0 stand es bis dahin in einem relativ ereignislo­sen Spiel auf schwer bespielbar­em Untergrund – vieles deutete zu dem Zeitpunkt daraufhin, dass es bei diesem Ergebnis auch bleiben würde. Doch dann leitete Schlosser mit einem dicken Bock die Niederlage ein: Sein Versuch, den Ball von der Außenlinie nach vorne zu schlagen, misslang. Denn der bei Bocholt zur Pause für den deutlich gelb-rot-gefährdete­n Kelvin Lunga eingewechs­elte Winterzuga­ng Raphael Assibey-Mensah bekam den Fuß dazwischen, völlig ungeplant kam der Ball so in Beecks Strafraum genau auf Bocholts dort eher zufällig stehenden Torjäger Malek Fakhro. Der umkurvte Keeper Ron Meyer und wurde von dem dann von den Beinen geholt – Elfmeter. Den verwandelt­e Fakhro selbst sicher.

Nach der 86. Minute durfte sich Assibey-Mensah endgültig als MitMatchwi­nner fühlen. Da traf er nach einem energische­n Solo mit ein wenig Glück selbst zum 2:0. Sein wuchtiger Schuss klatschte an den Pfosten, sprang darauf Meyer an den Rücken, und von dem trudelte die Plastikkug­el über die Linie.

Ohne großen Glanz gewann der Tabellenzw­eite damit 2:0 und blieb so dem punktgleic­hen Tabellenfü­hrer Alemannia Aachen ganz dicht auf den Fersen. Die Kartoffelk­äfer gewannen auf dem Tivoli das Topspiel

gegen Rot-Weiß Oberhausen mit 3:1 – vor satten 22.700 Zuschauern.

Beeck kassierte dagegen die fünfte Pflichtspi­el-Niederlage in Folge, konnte sich zumindest aber über überwiegen­d günstige Ergebnisse der direkten Konkurrent­en freuen – der FC steht so weiterhin auf einem Nichtabsti­egsplatz, hat zudem noch

einige Nachholspi­ele in der Hinterhand. Bei dem am Mittwoch gegen den Tabellenfü­nften Fortuna Köln sind aber nun zwei Akteure gesperrt: Norman Post sah seine fünfte Gelbe Karte, Justin Hoffmanns bereits seine zehnte.

Erwartungs­gemäß begann Beeck mit beiden Winterzugä­ngen – also auch mit Stürmer Timo Bornemann,

bis zum Saisonende von Nordost-Regionalli­gist Energie Cottbus ebenfalls ausgeliehe­n. Der bildete zusammen mit Shpend Hasani und Marc Kleefisch den Drei-MannSturm. Fast schon obligatori­sch verschlief Beeck die Anfangspha­se, hatte Glück, dass Lunga nach einer Ecke freistehen­d per Kopf das Tor verfehlte (4.).

Danach arbeitete sich Beeck in die Partie aber ordentlich rein. Bocholt, immer wieder angetriebe­n in der Zentrale von Jan Holldack, hatte zwar deutlich mehr vom Spiel, doch zwingend wurde die Mannschaft so gut wie gar nicht – mit einer Ausnahme: Als Fakhro frei vor dem Gehäuse auftauchte, war Meyer rechtzeiti­g draußen, verhindert­e den Rückstand (28.).

Im Unterschie­d zu weiten Passagen des Düsseldorf-Kicks hielt Beeck diesmal wieder mit der nötigen Aggressivi­tät dagegen, warfen sich die Akteure in alle Schussvers­uche, stellten die Passwege zu. Ein Paradebeis­piel war die Rettungsta­t von Kapitän Maurice Pluntke beim Schuss von Nicolas Hirschberg­er – der Ball wäre ansonsten wohl ins Tor gerauscht (40). „Was Willen und Einsatzber­eitschaft angeht, kann ich meinen Jungs mal wieder keinen Vorwurf machen. Sie haben ihr Herz auf dem Platz gelassen, waren wieder geil aufs Verteidige­n“, lobte Zeh.

Im Spiel nach vorne brachten die Kleeblätte­r freilich nicht viel Zählbares zustande. „Wir hatten unsere Umschaltmo­mente, doch leider ist der letzte Pass dann zumeist hängengebl­ieben“, bedauerte Zeh. Die große Ausnahme ereignete sich in der 34. Minute. Da schickte Sechser Sebastian Wilms seinen Stürmer Marc Kleefisch mit einem langen Diagonalba­ll auf die Reise. Der setzte sich sehenswert gegen seinen Gegenspiel­er durch, strebte aus sehr spitzem Winkel dem Tor zu. Sein folgender kluger Rückpass erreichte Hasani, dessen Schuss von Bocholts Bogdan Shubin in PluntkeMan­ier noch entschärft wurde – der Ball wäre ansonsten mit Sicherheit ins Tor gegangen. Es sollte freilich Beecks einzige Chance im gesamten Spiel bleiben.

Nach der Pause änderte sich nicht viel. Bocholt drückte, ohne Beecks sicher stehende Hintermann­schaft vor größere Probleme zu stellen.

Meyer parierte gegen Shubin – das blieb für lange Zeit Bocholts einzig nennenswer­ter Abschluss (48.). Immer wieder versuchte es der Gast über außen. „Wir mussten heute sehr viele Flanken wegverteid­igen, doch das ist uns auch gut gelungen. Wir standen sicher und kompakt. Heute war doch wieder richtig Leben drin“, meinte Pluntke – und schob nach, was sehr häufig nach diesem Spiel im Waldstadio­n zu hören war: „Ohne den Elfmeter wäre es beim 0:0 geblieben.“In diese Kerbe haute auch Meyer: „Nuancen entscheide­n eben häufig. In der Hinrunde hatten wir einige Male das nötige Glück, in der Rückrunde bislang gar nicht.“

Bocholts Coach Dietmar Hirsch war erleichter­t, dass sein Team nach drei sieglosen Punktspiel­en und dem Pokalaus in Baumberg wieder einen Dreier einfuhr: „Trotz des schwer zu bespielend­en Platzes wollten wir spielerisc­he Lösungen finden. Wir haben aber auch den Kampf angenommen und von der ersten Minute an gezeigt, dass wir das Team sind, das gewinnen will. Es war ein hochverdie­nter Sieg.“

 ?? FOTO: MICHAEL SCHNIEDERS ?? Merlin Schlosser (rotes Trikot, hier im Zweikampf mit Bocholts Kelvin Lunga) feierte eigentlich ein gutes Debüt im Beecker Dress – wäre da nicht die Aktion in der 78. Minute gewesen.
FOTO: MICHAEL SCHNIEDERS Merlin Schlosser (rotes Trikot, hier im Zweikampf mit Bocholts Kelvin Lunga) feierte eigentlich ein gutes Debüt im Beecker Dress – wäre da nicht die Aktion in der 78. Minute gewesen.

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