Ganz Erkelenz maakt mött
Etwa 1650 Zugteilnehmer und ein Vielfaches an Zuschauern haben am Rosenmontag beim Erkelenzer Karnevalszug mitgemacht – und dabei spielte sogar das Wetter überraschend gut mit.
Die Stoßgebete sind erhört worden: Noch am Morgen des Rosenmontags hatte Klaus Reul, Elferratspräsident bei der Erkelenzer Karnevalsgesellschaft, alle Jecken dazu aufgefordert, sich schönes Wetter zu wünschen. Und tatsächlich: Es blieb nicht nur trocken, sondern der Himmel zeigte sich auch in den EKG-Farben Blau und Weiß.
Nicht nur deshalb war die Stimmung in Erkelenz blendend. Die ganze Stadt war auf den Beinen, Tausende Jecken waren am Montag auf den Straßen dabei, um den größten Karnevalszug in der Umgebung zu feiern. 85 Zuggruppen hatten am Zug teilgenommen, darunter 38 Motivwagen und fünf Musikkapellen. Von insgesamt 1650 Teilnehmern hatte die EKG zuvor gesprochen – an den Straßenrändern stand noch einmal ein Vielfaches davon.
Beim Wagenbau präsentierten die Jecken bunte Vielfalt – und manche konnten sich eine kleine Spitze gegen die Stadtverwaltung nicht verkneifen. Eine „Entenhausen“Gruppe schrieb auf ihren Wagen „Die Stadt mit 3E“und bezog sich damit auf den vor wenigen Jahren von einer Marketingagentur erarbeiteten und viel belächelten neuen Stadtslogan. Auch darüber hinaus präsentierten sich die Erkelenzer Jecken laut und bunt. So etwa eine Flamingo-Gruppe aus Holzweiler, deren zweigeschossiger Wagen der wohl größte im Rosenmontagszug war. Während die Ralshovener und Immerather sich als Rockergang zeigten, kamen die Tenholter in ihrem liebevoll gestalteten Wikingerboot, mit dem sie schon tags zuvor in Kückhoven für Aufsehen gesorgt hatten.
In Merbeck und Schwaam hat man wohl die Hogwarts-Schule für Zauberei gegründet – und darüber hinaus die vielleicht gesündesten Kamelle im gesamten Erkelenzer Land. Denn neben Süßzeug verteilten die Merbecker auch Möhren und sorgten für Lacher.
Die beste Musik kam wie gewohnt
vom Hätzblatt-Wagen. Denn die Erkelenzer Band war wieder live unterwegs und unterhielt die Menschen mit ihren Karnevalssongs aus Erkelenz und Köln. Als der Zug mal wieder ins Stocken geriet, wusste
Frontmann Reiner „Jenno“Jennißen auf Höhe der evangelischen Kirche, wie er das überbrücken konnte: „Kann sein, dass wir hier noch drei Stunden lang stehen. Deswegen haken wir uns jetzt alle mal ein und
schunkeln uns warm“, sagte Jenno, und die Menge gehorchte. Aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus kam Prinzessin Yvonne I., der man auf dem Prinzessinnenwagen den Stolz deutlich ansah.
Für Gesprächsstoff rund um den Rosenmontagszug in Erkelenz sorgt seit Jahren das Thema Musik. Denn bei den Wagenbauern der jüngeren Generation gibt es ein regelrechtes Wettrüsten, wer die lautesten Musikanlagen aufbieten kann – teils ist in den Wagen Tontechnik für fünfstellige Beträge verbaut. Einen guten Eindruck davon kann man sich vor Zugbeginn am Burgplatz verschaffen. Unter den Veranstaltern, nicht nur in Erkelenz, gibt es seit Jahren das Bestreben, dies nicht ausufern zu lassen. Ein erster Versuch war vor einigen Jahren in Erkelenz aber gescheitert. Mittlerweile gibt es daher Überlegungen, mit den Gesellschaften aus dem Stadtgebiet an einer gemeinsamen Lösung zu arbeiten.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Während des Zugs hielten die Teilnehmer die Lautstärke in einem normalen Rahmen – und spielten auch hauptsächlich verschiedene Karnevalsmusik.