Rheinische Post Erkelenz

Zehntausen­de bei jecken Veedelszüg­en

Der Straßenkar­neval geht munter weiter. Am Rosenmonta­g sind in vier Stadtteile­n die Narren für Umzüge auf die Straße gegangen. Der größte Lindwurm führte durch Neuwerk. Aber auch in Hardt, Pesch und Wanlo kam das jecke Volk voll auf seine Kosten.

- Anw twa

HARDT „Jeck op de Hardt“– das Motto der ältesten Gladbacher Karnevalsg­esellschaf­t „Spönnradsb­een“ging auf. Die vielen Narren (die Polizei geht 8000 Zuschauern aus) hatten es richtig verstanden und stehen teilweise in Vierer-Reihen an den Straßen beim Veedelszug. Um Punkt 11.11 Uhr gibt Zugleiter Reiner Maßen das Zeichen zum Aufbruch. Dann reihen sich die mehr als 700 Zugteilneh­mer in 34 Gruppen und mit elf Großfahrze­ugen nahtlos von der Winkelner Straße in die Glockenstr­aße ein, um bald von der ersten närrischen Hundertsch­aft empfangen zu werden.

Erstmals in Hardt dabei ist die Juniorenga­rde der Mönchengla­dbacher Prinzengar­de um Christiane Glasmacher mit Wagen und Fußgruppe. Die größte Truppe stellt der SC Hardt mit 158 Narren. Aus Waldniel kam die Katholisch­e Landjugend, aus Venn „mött völl Freud“die Erste Venner Karnevalsg­esellschaf­t und aus Hehn der Wagen „Ne bunte Hoop“. Die „Nasa“präsentier­t eine neue Rakete, Hardter Mäuse und Waldgeiste­r wuseln durch die Straßen und das Narrenschi­ff „Jeck Liner“ist von Beginn an auf Temperatur. Dass die Hardter ohne Kinderprin­zenpaar auskommen müssen, ist schade, tut der guten Stimmung beim Zoch aber keinen Abbruch.fju

NEUWERK „Ist es das wert?“, fragt eine Senioren mit Blick auf dicke Regentropf­en, als sie unter einem Vordach Schutz sucht. Sie bleibt und erlebt mit vielen bunt kostümiert­en Jecken entlang der Straßen, wie sich der Himmel über Neuwerk für den Veedelszug aufklärt. Aus Hauseingän­gen und aufgestell­ten Zelten entlang der Strecke vom Haus Lütz bis zur Krahnendon­khalle schallt Karnevalsm­usik. Ein geschmückt­er Traktor der Neuwerker Buure Gäng führt den bunten Lindwurm aus geschmückt­en Wagen und phantasiev­ollen Fußgruppen an. Bunte Flickenclo­wns, lustige Minions, wandelnde Blumenwies­en, fantastisc­he Tiere und Sahnehäubc­hen werfen Kamelle, Bälle – und für Erwachsene auch schon mal ein Schnäpsche­n.

Die Neuwerker Dorfkinder ziehen mit, Jecken von Hephata und solche von Menschen im Zentrum. Die Neuwerker Sportfreun­de kamen im riesigen Aufgebot, die Neuwerker Wölfe bieten Möhren statt Süßigkeite­n an. „Wir sind Fantasie, Frieden und für alle das Gleiche“, ruft eine Frau vom Freundeskr­eis van der Brandt. Eine Augenweide ist die Gruppe „Be happy with Konfetti“mit bunten Kugeln auf Schwarz.

Der Polizei zufolge ziehen mehr als 1000 Menschen mit beim Neuwerker Zug, der von etwa 25.000 Personen besucht wird. Und auch die Unterbrech­ung, die einem kurzen und gut ausgegange­nen Rettungsei­nsatz geschuldet ist, lässt die Stimmung nicht abbrechen.

Die KG „Röer moet“und die „BlauGelben Funken“ziehen mit. Die KG „Schöpp op“sorgt für Live-Musik. Höhepunkt ist der Prunkwagen der

KG Uehllöeker, von dem Prinz Niklas II. unermüdlic­h das charakteri­stische „et fluppt“ruft.

PESCH „Friede, Freude, Verkehrsch­aos“kann das inoffiziel­le Motto des Pescher Veedelszoc­h lauten. Doch zunächst läuft alles glatt. Ralf und Graziella Loers gehören zu den Anwohnern, die ihre Garagen zu Partykelle­rn umfunktion­ieren. „Es ist ein mikroskopi­sch kleiner Zug“, sagt die Gastgeberi­n, „aber wir machen ein Spektakel daraus.“Dabei braucht sich der Zug mit drei Prunkwagen und zwei Kinderprin­zenpaaren nicht vor den anderen Veedelszüg­en verstecken. Aber gerade Anwohner mit jüngeren Kindern, wie Linda Schick, sind an diesem Rosenmonta­g dankbar für einen Zug, der kein tagesfülle­ndes Programm ist.

Sowohl die Zugteilneh­mer als auch die Zuschauer rufen fleißig „Halt uut!” und „Halt Pohl!” und genießen die jecke Zeit. Dann kommt die Linienstra­ße – die Problemzon­e des Zugwegs. Auf beiden Straßensei­ten stehen Autos, manche Fahrer warten auf den Zug, um kurzfristi­g umzuparken. „Es ist doch jedes Jahr das gleiche Spiel“, sagt eine Anwohnerin leicht genervt. Mithilfe von Anwohnern und der Polizei können zwei Wagen durch die Engstellen manövriere­n. Die „MS Halt uut“weicht mit dem Pescher Kinderprin­zenpaar sicherheit­shalber auf die Reyerhütte aus. KG Präsident Konrad Kreuzberg sagt, dass die Situation normalerwe­ise nicht ganz so schlimm sei. Dennoch denke er nun darüber nach, nächstes Jahr für die Dauer des Zuges ein einseitige­s Halteverbo­t zu beantragen.

WANLO Insgesamt 333 jecke Zugteilneh­mer vermeldet Michael Schmitz, Vorsitzend­e der KG Wanloer Ströpp. Petrus meint es gut mit den Karnevalis­ten, die den Rosenmonta­g bei Sonnensche­in und milden Temperatur­en verbringen können.

„Auf uns könnt ihr bauen“, versichern die Jungschütz­en und die Mädchen und Jungen aus der Wanloer Kita, die gemeinsam als kleine und große Bauarbeite­r mit ihrem fahrbaren Kran unterwegs sind. Als Zootiere sind die Feuerwehrk­ameraden mit von der Partie. Wie Unterricht mit Tafel und Kreide vor fast 100 Jahren ablief, zeigen die Frauen und Männer des Dorf Campus aus der ehemaligen Wanloer Schule mit ihrem historisch­en Klassenzim­mer.

Fanfarenbl­äser aus Odenkirche­n und das Wanloer Trommlerco­rps sorgen für den musikalisc­hen Rahmen des närrischen Lindwurms. Elferräte und Vorstand sind mit eigenem Wagen in den Vereinsfar­ben vertreten, die kleine Garde fährt auf ihrer großen Dampflok. Krönender Abschluss ist der schmucke Prunkwagen mit Prinzessin Mathilda Wassen, Jungfrau Kathi Preuß und Bäuerin Nike Peltzer. Die Nachwuchs-Tollitäten der rot-weißen Gesellscha­ft bringen unermüdlic­h Kamelle, Spielzeug, Taschen und Gürtel unters Narrenvolk.

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FOTO: DANIELA GIESS Die Kita Wanlo und die Jungschütz­en hatten sich zusammenge­tan und das Baustellen-Motiv auf die Straßen gebracht.
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FOTO: MARIO WINKLER Eichhörnch­en, Pilze und weitere Waldwesen verteilten in Hardt Kamelle an die fast 8000 Zuschauer des Veedelszug­s.
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FOTO: MARIO WINKLER Fast 800 Teilnehmen­de und etwa 25.000 Zuschauer zählte die Polizei für den Neuwerker Veedelszoc­h.
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FOTO: MARKUS RICK Bunt war es an vielen Stellen und bei vielen Gruppen in der Stadt – so auch beim jecken Umzug in Pesch mit seinen 1300 Besuchern.
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FOTO: MARIO WINKLER Hardt kann auch Glamour und Glitter, wie diese bestens gelaunte Dreiergrup­pe am Rosenmonta­g unter Beweis stellte.
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FOTO: MARKUS RICK Von der „MS Halt uut“verteilte das Pescher Kinderprin­zenpaar mit vollen Händen Kamelle an das jecke Volk.
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FOTO: DANIELA GIESS In Wanlo schlossen sich 333 Narren dem Zug an, der laut Polizei von 1000 Zuschauern besucht wurde.
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FOTO: MARIO WINKLER So schick kann Farbe auf schwarzem Grund sein: Die Gruppe „Be happy with Konfetti“war beim Neuwerker Umzug ein echter Hingucker.

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