Rheydt ist für Krebber ein Schmuckstück
Seit 70 Jahren ist das Juweliergeschäft Krebber an der Limitenstraße in Rheydt ansässig, das vor 110 Jahren in Homberg gegründet wurde. Wie es zu dem Umzug in die damals aufstrebende Stadt kam und warum die Familie Rheydt die Treue hält.
MÖNCHENGLADBACH Der Gebäudekomplex muss ein echter Blickfang gewesen sein: Als 1954 das Juweliergeschäft Krebber in das „Atlantishaus“an der Limitenstraße/Ecke Gracht einzog, gehörte das große Haus zu den Beispielen moderner Nachkriegsarchitektur.
Ein Kino, Ladenlokale, ein Autohaus und Wohnungen waren dort untergebracht. Theodor und Marga Krebber ließen sich auf den Rat eines Freundes hin in Rheydt nieder. Rheydt, so versicherte der Freund dem aus Homberg stammenden Unternehmerpaar, sei eine aufstrebende Stadt.
70 Jahre lang hat die Familie Krebber dem Standort die Treue gehalten, auch wenn der Start unglücklich war. Kaum waren die Krebbers neben ihre Werkstatt und ihr Geschäft eingezogen, kaum hatten sie das erste Sortiment im Laden untergebracht, wurden sie während ihres Schlafes ausgeraubt. Aber sie ließen sich nicht unterkriegen und machten weiter. Erhielten von ihren Lieferanten ein neues Sortiment an Waren – ausgeliehen. Denn so funktionierte das damals: Die Schmuckstücke wurden von den Lieferanten „ausgeliehen“. Ein großer Vertrauensvorschuss und heute kaum denkbar.
Im Jahr 1914 vor genau 110 Jahren
gründete Theodors Vater, Heinrich Krebber, ein Schmuckgeschäft in Homberg, hatte also die Kontakte und das gute Ansehen. „Mit einem der Lieferanten von damals arbeiten wir noch heute zusammen“, sagt Tochter Daniela Krebber-Herwig. Nach seinem plötzlichen Tod 1979 führte Marga Krebber das Juweliergeschäft ohne ihren Mann Theodor weiter.
Sie hatte in jungen Jahren eine Ausbildung bei Krebber in Homberg absolviert. „Sie leitete das Geschäft und entwickelte es – später
mit meinen Geschwistern – weiter“, sagt ihre Tochter. 52 Jahre lang, bis sie sich 2006 zurückzog, und Daniela Krebber-Herwig übernahm.
Ein echtes Familienunternehmen, das sich in Rheydt verwurzelt fühlt. Ein guter Standort: „Wir werden hier an dieser Stelle gut gesehen“, sagt Krebber-Herwig, die in Rheydt auch wohnt.
Und nicht zu vergessen: „Wir sind schon so lange hier und eng verbunden mit den Menschen, die sich freuen, dass es uns gibt. Wir haben Kunden, deren Enkel bei
uns Schmuck kaufen.“Krebber ist dabei nicht der einzige Juwelier in der Rheydter Innenstadt: Nur ein paar Hundert Meter weiter hat Ralf Winkels sein Geschäft am Harmonieplatz.
Kundenbindung in Rheydt – das ist ein wichtiger Aspekt für Krebber. „Wir kennen sie bei ihrem Namen, wissen um ihre Vorlieben und können sie daher gut beraten. Die Firma Krebber verkauft namhafte Marken, aber vor allem ist sie selbst eine.“Ihre Kundschaft beschränkt sich nicht nur auf Rheydter, auch Frauen
und Männer aus Willich, Pforzheim oder München kommen nach Rheydt, um sich bei Krebber beraten zu lassen.
2011 wurde das vordere Geschäft umgebaut, 2020 entstand im hinteren Bereich die „Trauringliebe“. Natürlich konnte man immer schon bei Krebber Trauringe erwerben, aber die Neugestaltung entspricht den gewandelten Ansprüchen der Hochzeitswilligen. Die „Trauringliebe“ist „größer gestaltet, in einem schönen Ambiente werden die Paare von einem Team aus drei Mitarbeiterinnen
beraten“, erklärt Daniela Krebber-Herwig.
Ein weiteres ehrgeiziges Projekt hat die Geschäftsführerin 2023 ins Leben gerufen: Eine Zusammenarbeit mit dem aus Argentinien stammenden international bekannten Fotokünstler Fabio Borquez, der seit 2013 in Mönchengladbach lebt.
Er fängt die Exzellenz von Krebber in seiner Fotokunst ein und gestaltet Broschüren, die nichts mehr zu tun haben mit den üblichen Warenkatalogen.
Seine Idee, die er gemeinsam mit Daniela Krebber-Herwig entwickelt: Models tragen ein ausgewähltes Outfit und Schmuckstücke des Juweliers in Rheydt, mit denen sie in der Oper in Venedig, in Mailand, vor dem Guggenheim Museum in Bilbao oder in einer Mönchengladbacher Küche fotografiert werden. Es gibt keine Preisschilder an ihren Ringen, Ketten und Armbändern. Der Mensch und der Schmuck stehen im Vordergrund.
„Ich möchte Geschichten erzählen“, sagt Borquez, der gerade mit einigen Schmuckstücken auf Fotoreise ist. Und ihm liegt noch etwas am Herzen: „Man muss nicht nach Paris oder London reisen, um sich ein exquisites Schmuckstück zu kaufen. Man bekommt es mitten in Rheydt.“