„Ich habe Erkelenz neu kennengelernt“
Mit dem heutigen Aschermittwoch endet die Karnevalssession. Was Prinzessin Yvonne I. auf knapp 200 Veranstaltungen und Terminen über sich, ihre Stadt und Karnevalskultur gelernt hat.
Die Stimme ist noch halbwegs da, die Stimmung weiterhin bestens an diesem Veilchendienstagmorgen. Eine Delegation aus der Erkelenzer Partnerstadt Bad Windsheim hat Vertreter der Erkelenzer Karnevalsgesellschaft in der Giftmühle zum Frühstück eingeladen – und obwohl es nur noch wenige Stunden sind, bis der Nubbel verbrannt wird und die Session damit endet, ist von Wehmut bei der EKG nichts zu spüren. „Ich glaube, dass wir das beste aus jedem Tag gemacht haben und jeden Moment genossen haben“, sagt Prinzessin Yvonne I. Kalfhues.
Was es bedeutet, dieses Amt auszuüben, wussten sie und ihr Team vorher. Und dennoch sind allein die nackten Zahlen beeindruckend. Knapp 200 Termine, rechnet die Prinzessin vor, hat sie in dieser Session wahrgenommen. Drei Wochen Urlaub hatte sie sich dafür genommen. Und etwa 150 Mal hat sie dabei ihren rockigen und um die KissHymne (aus „I Was Made For Loving You“wurde „Hück Do Fiere Mir Fastelovend“) gebauten Sessionssong gesungen. „Mir war es wichtig, ein Lied zu finden, das zu mir passt, das Stimmung verbreitet und mit dem sich Menschen aus allen Generationen identifizieren können“, erklärt Yvonne.
Was sie im Nachhinein vielleicht sogar ein wenig unterschätzt hat: Wie viel Vorbereitungszeit bei einer Karnevalsgesellschaft von der Größe der EKG nötig ist, damit alles funktioniert. „Was in so einer EKG alles passieren muss, damit alles läuft, wie viele helfende Hände es gibt, wie viele Ideen und Gedanken, das ist Wahnsinn. Und das sage ich, obwohl ich ja auch beruflich mit Eventplanung zu tun habe“, erklärt Yvonne.
Höhepunkt des ganzen Aufwands
war zweifelsohne der Rosenmontagszug, der bei bestem Wetter extrem gut besucht war. Bis zu 15.000 Zuschauer, schätzt die Polizei, waren auf der Straße. „Es war eine einzige riesige Party in der Stadt“, sagt die Prinzessin, die aus dem Staunen gar nicht mehr herauskam. Es sei familiär gewesen, „es standen so viele super nette Menschen an der Straße“, findet sie.
Die Idee, eines Tages Karnevalsprinzessin zu werden, sei dabei schon vor zehn Jahren auf der Beerdigung ihres Opas entstanden, „damals ist sogar schon unser Motto geboren worden“, sagt sie. Und anders als sonst war es so, dass das „Team Prinzessin“eigentlich schon stand, bevor die Prinzessin zugesagt hatte. Generell sehe sich Yvonne zwar als einzige Tollität, aber deswegen nicht als Einzelkämpferin: „Ich war zwar diejenige, die vorne stand, aber alles, was wir getan haben, war
Teamarbeit, von der Planung und Organisation über das Finanzielle bis zur Umsetzung.“Wie viel ihr ihr Team bedeute, hatte Yvonne schon bei einer emotionalen Rede beim Tollitätenfrühstück am Rosenmontag im Alten Rathaus betont.
Auch über sich selber habe sie viel gelernt: „Diese Zeit hat mich geprägt, auch wenn ich gerade noch
gar nicht genau sagen kann, wie. Ich bin eigentlich kein Mensch, der im Mittelpunkt steht, ich war komplett außerhalb meiner Komfortzone.“Neues hat sie auch über die Stadt gelernt: „Es gibt in Erkelenz so viele engagierte Menschen, Ehrenamtler, aber auch Geschäftsleute. So viele Organisationen und Vereine, die Gutes tun.“Wie breit das kulturelle
Angebot in der Stadt tatsächlich ist, habe sie überrascht: „Ich habe schon vorher vieles in Anspruch genommen, aber es gibt in dieser Stadt so viel Kultur zu entdecken.“
Das gelte nicht zuletzt auch für den Karneval. Denn Erkelenz sei ja nicht nur EKG, sondern zu einem ganz wesentlichen Teil auch das, was die Gesellschaften auf den Dörfern dazu beitragen. „Erkelenz ist eine Stadt mit 47.000 Einwohnern und so einer reichen Karnevalskultur.“Ob es nun die insgesamt zehn Züge im Stadtgebiet seien, die dutzenden Sitzungen für alle, für Damen, für Herren, für Kinder oder für Senioren, ob es die Stunker seien oder die Karnevalsfreunde der Brückstraße, „wo das Brauchtum noch auf eine ganz spezielle Weise gelebt wird“. „Das alles hat mir gezeigt, dass ich in der genau richtigen Stadt lebe. Ich habe Erkelenz noch einmal neu kennengelernt“, bilanziert die Prinzessin.