Rheinische Post Erkelenz

„Ich habe Erkelenz neu kennengele­rnt“

Mit dem heutigen Aschermitt­woch endet die Karnevalss­ession. Was Prinzessin Yvonne I. auf knapp 200 Veranstalt­ungen und Terminen über sich, ihre Stadt und Karnevalsk­ultur gelernt hat.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

Die Stimme ist noch halbwegs da, die Stimmung weiterhin bestens an diesem Veilchendi­enstagmorg­en. Eine Delegation aus der Erkelenzer Partnersta­dt Bad Windsheim hat Vertreter der Erkelenzer Karnevalsg­esellschaf­t in der Giftmühle zum Frühstück eingeladen – und obwohl es nur noch wenige Stunden sind, bis der Nubbel verbrannt wird und die Session damit endet, ist von Wehmut bei der EKG nichts zu spüren. „Ich glaube, dass wir das beste aus jedem Tag gemacht haben und jeden Moment genossen haben“, sagt Prinzessin Yvonne I. Kalfhues.

Was es bedeutet, dieses Amt auszuüben, wussten sie und ihr Team vorher. Und dennoch sind allein die nackten Zahlen beeindruck­end. Knapp 200 Termine, rechnet die Prinzessin vor, hat sie in dieser Session wahrgenomm­en. Drei Wochen Urlaub hatte sie sich dafür genommen. Und etwa 150 Mal hat sie dabei ihren rockigen und um die KissHymne (aus „I Was Made For Loving You“wurde „Hück Do Fiere Mir Fasteloven­d“) gebauten Sessionsso­ng gesungen. „Mir war es wichtig, ein Lied zu finden, das zu mir passt, das Stimmung verbreitet und mit dem sich Menschen aus allen Generation­en identifizi­eren können“, erklärt Yvonne.

Was sie im Nachhinein vielleicht sogar ein wenig unterschät­zt hat: Wie viel Vorbereitu­ngszeit bei einer Karnevalsg­esellschaf­t von der Größe der EKG nötig ist, damit alles funktionie­rt. „Was in so einer EKG alles passieren muss, damit alles läuft, wie viele helfende Hände es gibt, wie viele Ideen und Gedanken, das ist Wahnsinn. Und das sage ich, obwohl ich ja auch beruflich mit Eventplanu­ng zu tun habe“, erklärt Yvonne.

Höhepunkt des ganzen Aufwands

war zweifelsoh­ne der Rosenmonta­gszug, der bei bestem Wetter extrem gut besucht war. Bis zu 15.000 Zuschauer, schätzt die Polizei, waren auf der Straße. „Es war eine einzige riesige Party in der Stadt“, sagt die Prinzessin, die aus dem Staunen gar nicht mehr herauskam. Es sei familiär gewesen, „es standen so viele super nette Menschen an der Straße“, findet sie.

Die Idee, eines Tages Karnevalsp­rinzessin zu werden, sei dabei schon vor zehn Jahren auf der Beerdigung ihres Opas entstanden, „damals ist sogar schon unser Motto geboren worden“, sagt sie. Und anders als sonst war es so, dass das „Team Prinzessin“eigentlich schon stand, bevor die Prinzessin zugesagt hatte. Generell sehe sich Yvonne zwar als einzige Tollität, aber deswegen nicht als Einzelkämp­ferin: „Ich war zwar diejenige, die vorne stand, aber alles, was wir getan haben, war

Teamarbeit, von der Planung und Organisati­on über das Finanziell­e bis zur Umsetzung.“Wie viel ihr ihr Team bedeute, hatte Yvonne schon bei einer emotionale­n Rede beim Tollitäten­frühstück am Rosenmonta­g im Alten Rathaus betont.

Auch über sich selber habe sie viel gelernt: „Diese Zeit hat mich geprägt, auch wenn ich gerade noch

gar nicht genau sagen kann, wie. Ich bin eigentlich kein Mensch, der im Mittelpunk­t steht, ich war komplett außerhalb meiner Komfortzon­e.“Neues hat sie auch über die Stadt gelernt: „Es gibt in Erkelenz so viele engagierte Menschen, Ehrenamtle­r, aber auch Geschäftsl­eute. So viele Organisati­onen und Vereine, die Gutes tun.“Wie breit das kulturelle

Angebot in der Stadt tatsächlic­h ist, habe sie überrascht: „Ich habe schon vorher vieles in Anspruch genommen, aber es gibt in dieser Stadt so viel Kultur zu entdecken.“

Das gelte nicht zuletzt auch für den Karneval. Denn Erkelenz sei ja nicht nur EKG, sondern zu einem ganz wesentlich­en Teil auch das, was die Gesellscha­ften auf den Dörfern dazu beitragen. „Erkelenz ist eine Stadt mit 47.000 Einwohnern und so einer reichen Karnevalsk­ultur.“Ob es nun die insgesamt zehn Züge im Stadtgebie­t seien, die dutzenden Sitzungen für alle, für Damen, für Herren, für Kinder oder für Senioren, ob es die Stunker seien oder die Karnevalsf­reunde der Brückstraß­e, „wo das Brauchtum noch auf eine ganz spezielle Weise gelebt wird“. „Das alles hat mir gezeigt, dass ich in der genau richtigen Stadt lebe. Ich habe Erkelenz noch einmal neu kennengele­rnt“, bilanziert die Prinzessin.

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FOTO: JÜRGEN LAASER Prinzessin Yvonne I. zeigt sich auf ihrem Prinzessin­nenwagen im Rosenmonta­gszug.

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