Fraulo blüht in Utrecht auf
Warum die Leihe bislang voll aufgeht und wie es im Sommer weitergehen dürfte.
13 Spiele in Folge ist der FC Utrecht in der niederländischen Eredivisie unbesiegt – eine Serie, von der Gladbach derzeit nur träumen kann. Dass Utrecht nach 21 Spieltagen trotz der bemerkenswerten Bilanz nur Platz neun belegt, liegt vor allem daran, dass es acht Unentschieden gab und Utrecht mit sieben Niederlagen aus den ersten acht Spielen gestartet war.
Als Oscar Fraulo Ende August an Utrecht verliehen wurde, ging es darum, den freien Fall, der zwischenzeitlich auf Platz 18 führte, zu stoppen. Stabilisiert hat sich Utrecht längst, ein Punkt beträgt derzeit der Rückstand auf Platz acht, der zur Teilnahme an den Play-offs für die Conference League berechtigt.
Fraulo hat seinen Anteil am Aufschwung, kam seit Leihbeginn in jedem Spiel zum Einsatz und kann bereits auf 21 Pflichtspiele zurückblicken. In der Liga kommt er bislang auf zwei Tore und zwei Vorlagen – ein Assist kam beim 4:0-Erfolg zuletzt gegen Fortuna Sittard hinzu. Dabei saß Fraulo nach zehn Startelf-Einsätzen in Folge zunächst auf der Bank, die Konkurrenzsituation hat sich aufgrund des sportlichen Erfolgs mittlerweile verschärft.
„Man muss einfach in jeder Trainingseinheit Leistung erbringen. Wenn man das nicht tut, ist jemand anderes bereit, den Platz zu übernehmen. Es gibt jeden Tag Druck und ich bin damit zufrieden“, hatte Fraulo zu Beginn des Jahres gegenüber „Voetbal International“gesagt.
Dank der Leihe bekommt Fraulo Spielminuten, die er in dieser Summe in Gladbach nur in der U23 bekommen hätte – nun darf er sich regelmäßig auf Erstliga-Niveau präsentieren. „Ich habe mich auf das Abenteuer eingelassen und bereue es keine Sekunde“, sagte Fraulo.
Als er am Sonntag in der 66. Minute eingewechselt wurde, stand es 1:0. Neun Minuten später hatte Utrecht dann auf 3:0 erhöht – und Fraulo der Partie als Unterschiedsspieler entscheidende Impulse verliehen. Mit seinem Dribbling von der Mittellinie bis zum Strafraum leitete er das Tor zum vorentscheidenden 2:0 ein, den Treffer zum 3:0 bereitete er dann mit einer Ablage vor.
Die Position des meist linken Achters gibt Fraulo die Freiheit, im Mittelfeld in Richtung Strafraum zu marschieren. Er kommt in seiner Mannschaft auf die zweitmeisten Ballkontakte (35) im gegnerischen Sechzehnmeterraum und beweist Spielmacher-Qualitäten. Er spielt die viertmeisten Pässe seines Teams (51) ins letzte Drittel und hat mit 22 abgefangenen Pässen den zweithöchsten Wert. Nur drei Spieler in seiner Mannschaft wurden bislang häufiger gefoult als Fraulo (17-mal). Etwas ausbaufähig ist seine Passquote, die bei 78,9 Prozent liegt, zudem hat er nur eines von 15 Kopfballduellen gewonnen – mit 1,80 Metern ist Fraulo von seiner Größe her vielen Gegenspielern ohnehin unterlegen.
Dass sich Fraulos Leihe gelohnt hat, lässt sich schon bilanzieren. Er spielt sogar noch eine auffälligere Saison als es Gladbachs Rocco Reitz bei seiner zweiten Leihe im Trikot von VV St. Truiden tat – eine Garantie, dass Fraulo eine ähnliche Entwicklung wie Reitz nimmt und bei Borussia in der kommenden Saison Stammspieler wird, gibt es natürlich nicht. Zumindest ist Fraulo allerdings im Sommer ein ernstzunehmender Konkurrent.
Nach Informationen unserer Redaktion gehen die Borussia-Verantwortlichen nicht davon aus, dass Utrecht die Kaufoption zieht. Fraulo, dessen Marktwert aktuell auf rund 2,50 Millionen Euro geschätzt wird, würde sich in Utrecht wohl im Bereich des Rekordtransfers bewegen. Denn nie haben die Niederländer mehr als 4,80 Millionen Euro für einen Spieler ausgegeben und überhaupt erst zweimal mehr als zwei Millionen Euro bezahlt.
Dass Fraulo im Sommer wieder am Borussia-Park aufschlägt, ist sehr wahrscheinlich. Ob er dann einen festen Kaderplatz einnimmt oder möglicherweise ein weiteres Jahr verliehen wird, wird sich zeigen. In Fraulo, das hat er in Utrecht bewiesen, steckt Potenzial, sich mittelfristig auch in der Bundesliga durchzusetzen.