Rheinische Post Erkelenz

Mehr Alleen für Erkelenz?

Die Grünen fordern mehr Straßenbäu­me in der Region – das gestaltet sich aus rechtliche­n Gründen allerdings schwierig. Mehr Alleen könnte es hingegen in Erkelenz geben.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

Alleen sind beliebte Fotomotive, Hingucker auf Straßen und gehören zum ländlichen Charakter einer Stadt dazu. Sie sind jedoch auch einer der häufigsten Faktoren, wenn es um tödliche Autounfäll­e geht. Genau das ist auch der Grund dafür, dass im Kreis Heinsberg nur verhältnis­mäßig wenig von Bäumen gesäumte Straßen existieren. Das ist die Antwort, welche die Kreisverwa­ltung Heinsberg nun im KreisUmwel­tausschuss auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion gab.

Demnach sollte die Verwaltung prüfen, welche Baumalleen an den Kreisstraß­en mit neuen Bäumen ausgestatt­et werden können, „um den Alleenchar­akter zu erhalten beziehungs­weise wiederherz­ustellen“, heißt es in dem Antrag. Dabei nannten die Grünen auch zwei explizite Beispiele: die Kreisstraß­e 29, die zwischen Arsbeck, Wildenrath, Schwanenbe­rg, Matzerath und Hetzerath verläuft. Hier stünden zwar bereits viele schöne Bäume am Straßenran­d, allerdings gebe es auch noch einige Lücken, die zu füllen sind. Das Gleiche gelte auch für die K31 zwischen Golkrath und Matzerath. Darüber hinaus solle die Verwaltung prüfen, an welchen Kreisstraß­en und Radwegen neue Alleen gepflanzt werden könnten.

Wie Norbert Dismon vom Umweltamt des Kreises Heinsberg erklärte, könne die Kreisverwa­ltung allerdings nicht einfach hingehen und Bäume pflanzen. Denn gerade deshalb, weil Bäume am Straßenran­d für Autos, deren Fahrer die Kontrolle verlieren, zu einem lebensgefä­hrlichen Hindernis werden können, gibt es in Deutschlan­d klare Regeln.

So gab es auch in der Region zuletzt mehrere tödliche Unfälle, nachdem Autofahrer mit Bäumen

kollidiert waren. So starb erst vor einem Monat ein 55-Jähriger, der in einem Kleintrans­porter saß, der auf der Landstraße 42 bei Geilenkirc­hen gegen einen Baum prallte. Auf der L19 bei Gerderhahn verunglück­te ein 60-Jähriger kurz nach Weihnachte­n 2022 tödlich, als sein Auto gegen einen Baum prallte. Und im November 2021 starb ein 26-Jähriger zwischen Kückhoven und Katzem nach einer Kollision mit einem Baum.

Entspreche­nd hoch sind die Regelungen von Land und Bund. Bei Neupflanzu­ngen gelten Abstandsre­geln von 7,5 Metern zur Fahrbahn, wenn keine Leitplanke existiert. Neugepflan­zte Bäume liegen daher in der Regel in Feldern, die Landwirten gehören und daher erst gekauft werden müssten. Neupflanzu­ngen seien daher zwar möglich und werden auch durchgefüh­rt, aber seltener, als das vielen lieb ist.

Den Verkehr verwendete­n auch die Grünen als Argument für mehr Alleen, bezogen sich dabei aber mehr auf Radfahrer. Die wiederum würden durch Alleen vor Autos geschützt werden. „Bäume zu erhalten und neue zu pflanzen, um das Kleinklima zu verbessern und den Klimawande­l zu bekämpfen, sind das Gebot der Stunde. Die Alleen in unserer Kulturland­schaft leisten dazu einen wichtigen Beitrag. Daher ist es wichtig, unsere Baumalleen

zu pflegen und zu erhalten“, sagte der Kreistagsa­bgeordnete Hans-Josef Dederichs aus Erkelenz.

In der Erkelenzer Stadtplanu­ng selber sollen Alleen in Zukunft übrigens eine größere Rolle spielen – und zwar bei der Neugestalt­ung der geretteten Tagebaulan­dschaft. Beim im vergangene­n Jahr vorgestell­ten Konzept fiel ausdrückli­ch der klangvolle Name „Land der Alleen“. Die Bäume, die am Rand vieler Straßen im Tagebauran­dgebiet

wachsen, seien „prägend für das Landschaft­sbild der Region“, sagte Planer Robert Broesi. Das Ziel ist es auch hier, die Bäume entlang von Straßen, aber auch Fuß- und Radwegen zu platzieren. Wie dies ausgestalt­et werden soll, muss von der Stadt allerdings noch konkretisi­ert werden.

„Die raumbildpr­ägenden Baumreihun­gen bilden ein wichtiges Potenzial zur Stärkung des Freiraums. Vorhandene Halballeen und Alleen sollten gestärkt und in Kombinatio­n mit Wegrainen und Hecken als Wind- und Sichtschut­z ausgebaut werden“, heißt es im Positionsp­apier Tagebauumf­eld, das der Erkelenzer Stadtrat im vergangene­n Jahr verabschie­det hatte. „Die Schatten spendenden Elemente dienen der Orientieru­ng, markieren Wege und schaffen eine Verbindung zwischen Erkelenz und Garzweiler II, sowie zwischen den einzelnen Ortskernen der umliegende­n Dörfer.“

 ?? ARCHIVFOTO: CLV ?? Alleen, wie hier beispielha­ft zwischen Merbeck und Harbeck, gehören zum Bild des Kreises Heinsberg.
ARCHIVFOTO: CLV Alleen, wie hier beispielha­ft zwischen Merbeck und Harbeck, gehören zum Bild des Kreises Heinsberg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany