Mehr Alleen für Erkelenz?
Die Grünen fordern mehr Straßenbäume in der Region – das gestaltet sich aus rechtlichen Gründen allerdings schwierig. Mehr Alleen könnte es hingegen in Erkelenz geben.
Alleen sind beliebte Fotomotive, Hingucker auf Straßen und gehören zum ländlichen Charakter einer Stadt dazu. Sie sind jedoch auch einer der häufigsten Faktoren, wenn es um tödliche Autounfälle geht. Genau das ist auch der Grund dafür, dass im Kreis Heinsberg nur verhältnismäßig wenig von Bäumen gesäumte Straßen existieren. Das ist die Antwort, welche die Kreisverwaltung Heinsberg nun im KreisUmweltausschuss auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion gab.
Demnach sollte die Verwaltung prüfen, welche Baumalleen an den Kreisstraßen mit neuen Bäumen ausgestattet werden können, „um den Alleencharakter zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen“, heißt es in dem Antrag. Dabei nannten die Grünen auch zwei explizite Beispiele: die Kreisstraße 29, die zwischen Arsbeck, Wildenrath, Schwanenberg, Matzerath und Hetzerath verläuft. Hier stünden zwar bereits viele schöne Bäume am Straßenrand, allerdings gebe es auch noch einige Lücken, die zu füllen sind. Das Gleiche gelte auch für die K31 zwischen Golkrath und Matzerath. Darüber hinaus solle die Verwaltung prüfen, an welchen Kreisstraßen und Radwegen neue Alleen gepflanzt werden könnten.
Wie Norbert Dismon vom Umweltamt des Kreises Heinsberg erklärte, könne die Kreisverwaltung allerdings nicht einfach hingehen und Bäume pflanzen. Denn gerade deshalb, weil Bäume am Straßenrand für Autos, deren Fahrer die Kontrolle verlieren, zu einem lebensgefährlichen Hindernis werden können, gibt es in Deutschland klare Regeln.
So gab es auch in der Region zuletzt mehrere tödliche Unfälle, nachdem Autofahrer mit Bäumen
kollidiert waren. So starb erst vor einem Monat ein 55-Jähriger, der in einem Kleintransporter saß, der auf der Landstraße 42 bei Geilenkirchen gegen einen Baum prallte. Auf der L19 bei Gerderhahn verunglückte ein 60-Jähriger kurz nach Weihnachten 2022 tödlich, als sein Auto gegen einen Baum prallte. Und im November 2021 starb ein 26-Jähriger zwischen Kückhoven und Katzem nach einer Kollision mit einem Baum.
Entsprechend hoch sind die Regelungen von Land und Bund. Bei Neupflanzungen gelten Abstandsregeln von 7,5 Metern zur Fahrbahn, wenn keine Leitplanke existiert. Neugepflanzte Bäume liegen daher in der Regel in Feldern, die Landwirten gehören und daher erst gekauft werden müssten. Neupflanzungen seien daher zwar möglich und werden auch durchgeführt, aber seltener, als das vielen lieb ist.
Den Verkehr verwendeten auch die Grünen als Argument für mehr Alleen, bezogen sich dabei aber mehr auf Radfahrer. Die wiederum würden durch Alleen vor Autos geschützt werden. „Bäume zu erhalten und neue zu pflanzen, um das Kleinklima zu verbessern und den Klimawandel zu bekämpfen, sind das Gebot der Stunde. Die Alleen in unserer Kulturlandschaft leisten dazu einen wichtigen Beitrag. Daher ist es wichtig, unsere Baumalleen
zu pflegen und zu erhalten“, sagte der Kreistagsabgeordnete Hans-Josef Dederichs aus Erkelenz.
In der Erkelenzer Stadtplanung selber sollen Alleen in Zukunft übrigens eine größere Rolle spielen – und zwar bei der Neugestaltung der geretteten Tagebaulandschaft. Beim im vergangenen Jahr vorgestellten Konzept fiel ausdrücklich der klangvolle Name „Land der Alleen“. Die Bäume, die am Rand vieler Straßen im Tagebaurandgebiet
wachsen, seien „prägend für das Landschaftsbild der Region“, sagte Planer Robert Broesi. Das Ziel ist es auch hier, die Bäume entlang von Straßen, aber auch Fuß- und Radwegen zu platzieren. Wie dies ausgestaltet werden soll, muss von der Stadt allerdings noch konkretisiert werden.
„Die raumbildprägenden Baumreihungen bilden ein wichtiges Potenzial zur Stärkung des Freiraums. Vorhandene Halballeen und Alleen sollten gestärkt und in Kombination mit Wegrainen und Hecken als Wind- und Sichtschutz ausgebaut werden“, heißt es im Positionspapier Tagebauumfeld, das der Erkelenzer Stadtrat im vergangenen Jahr verabschiedet hatte. „Die Schatten spendenden Elemente dienen der Orientierung, markieren Wege und schaffen eine Verbindung zwischen Erkelenz und Garzweiler II, sowie zwischen den einzelnen Ortskernen der umliegenden Dörfer.“