Rheinische Post Erkelenz

„Rathausneu­bau nicht blind durchdrück­en“

Die neuen Pläne für das Verwaltung­sgebäude in Rheydt werden von der CDU kritisiert. Die Stadt setze falsche Prioritäte­n, hohe Baukosten werden befürchtet. Wie andere Politiker und die Verantwort­lichen die Lage beurteilen.

- VON CHRISTOPH WEGENER

Seit mehr als 120 Jahren prägt das Rathaus die Rheydter Innenstadt. Und das soll auch so bleiben, die Stadt hat große Pläne für den Verwaltung­ssitz am Marktplatz. Zwar musste die ursprüngli­che Idee, die unter anderem eine riesige Glasfront vorsah, im Frühjahr 2023 wegen steigender Zinsen und Baukosten aufgegeben werden. Doch ein umfangreic­her Umbau ist noch immer geplant: Nur das historisch­e Rathaus und die alte Kommandant­ur bleiben nach der neuen Version des Architektu­rbüros Slapa Oberholz Pszczulny (SOP) erhalten, alles andere wird neu gebaut. Zudem soll über eine Machbarkei­tsstudie erarbeitet werden, wie das benachbart­e Karstadtge­bäude künftig genutzt werden kann. Die Richtung ist also vorgegeben. Doch viele Fragen bleiben offen – und Mönchengla­dbachs Opposition befürchtet, dass „schwere Fehler“gemacht werden könnten.

So warnte Annette Bonin (CDU) im Ausschuss für Planung, Bauen und Stadtentwi­cklung davor, die von Stadt vorgestell­te Planung umzusetzen. „Es heißt nur noch: Wir müssen die Planung des Rathauses schnell voranbring­en. Hinterfrag­t wird dagegen nichts mehr“, betonte die Christdemo­kratin. „Wir sollten den Rathausbau nicht blind durchdrück­en. Das Projekt bleibt schließlic­h kostspieli­g.“Ulrich Elsen (SPD) sah das anders: Die Pläne seien eine „großartige Alternativ­e“zum Neubau, der auf Eis gelegt werden musste. „Wir haben jetzt eine gute Grundlage und die sollte konsequent vorangetri­eben werden“, sagte Elsen, der auch Vorsteher in der Bezirksver­tretung Süd ist. „Die Menschen erwarten, dass die Politik nach Jahren der Diskussion handelt und sich nicht weiter unnötig im Kreis dreht.“

Bonin kritisiert­e daraufhin unter anderem die geplante Priorisier­ung des Projektes: Nach Plan der Stadtverwa­ltung wird Baufeld 1, also der Bereich, in dem sich das heutige Rathaus zwischen Marktplatz, Limiten- und Stresemann­straße sowie der Gasse Am Neumarkt befindet,

zuerst umgesetzt. Bis Dezember dieses Jahres sollen dafür Entwurfspl­äne erstellt, Kosten kalkuliert und dann vom Stadtrat Bau- und Investitio­nsbeschlüs­se gefasst werden. Spätestens im Sommer 2025 beginnen nach dem vorgestell­ten Zeitplan die Abriss- und Bauarbeite­n. „Es wäre aus unserer Sicht deutlich sinnvoller, erst Teile des früheren Karstadt-Gebäudes instand zu setzen und dort dringend benötigten Arbeitsrau­m für die Mitarbeite­r der Verwaltung zu schaffen“, sagte Bonin. „Der Platz wäre deutlich schneller verfügbar, als wenn zuerst rund um das Rathaus alles abgerissen und neu gebaut werden muss.“

Alexander Vogel, baufachlic­her Projektlei­ter der Einrichtun­g Rathaus der Zukunft, wies darauf hin, dass die Stadt über eine Machbarkei­tsstudie bis Ostern herausarbe­ite, was wirtschaft­lich für das Karstadtge­bäude sinnvoll ist. In den drei vorgestell­ten Varianten sind sowohl Flächen für Verwaltung­sbüros und die Stadtbibli­othek, als auch mögliche Bereiche für den Bürgerserv­ice und Veranstalt­ungen vorgesehen. „Was in welcher Form umsetzbar ist, muss aber natürlich erst geprüft werden, bevor wir mit dem Gebäude planen“, so Vogel.

Bonin bemängelte aber auch in anderen Bereichen die Pläne. Das gilt etwa für den heutigen Innenhof des Rathauses, der größtentei­ls bebaut werden soll. „Als Architekti­n kann ich sagen, dass so ein Vorhaben sehr kostspieli­g wird. Gleichzeit­ig will die Stadt aber eine günstigere Neubau-Variante umsetzen. Das passt nicht zusammen. Und ist so eine Bebauung überhaupt zugelassen?“, fragte sie. Projektlei­ter Alexander Vogel betonte wiederum, dass die Bebauung des Innenhofes „mit entspreche­nden Formulieru­ngen“problemlos umgesetzt werden könne. „Und die von ihnen angesproch­enen Kosten kalkuliere­n wir natürlich im Vorfeld. Die Ergebnisse werden entspreche­nd in den kommenden Monaten präsentier­t.“

Was passiert, wenn die Resultate vorliegen, ist aber in einem Punkt bereits jetzt absehbar: Über den Rathausneu­bau wird weiter verbissen diskutiert werden. Mit dem Großprojek­t im Herzen von Rheydt sind schließlic­h viele Hoffnungen, aber eben auch Risiken verbunden.

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FOTO: SOP ARCHITEKTE­N/ VISUALISIE­RUNG: MOKA-STUDIO So könnte das Rathaus in Rheydt in Zukunft aussehen.

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