„Rathausneubau nicht blind durchdrücken“
Die neuen Pläne für das Verwaltungsgebäude in Rheydt werden von der CDU kritisiert. Die Stadt setze falsche Prioritäten, hohe Baukosten werden befürchtet. Wie andere Politiker und die Verantwortlichen die Lage beurteilen.
Seit mehr als 120 Jahren prägt das Rathaus die Rheydter Innenstadt. Und das soll auch so bleiben, die Stadt hat große Pläne für den Verwaltungssitz am Marktplatz. Zwar musste die ursprüngliche Idee, die unter anderem eine riesige Glasfront vorsah, im Frühjahr 2023 wegen steigender Zinsen und Baukosten aufgegeben werden. Doch ein umfangreicher Umbau ist noch immer geplant: Nur das historische Rathaus und die alte Kommandantur bleiben nach der neuen Version des Architekturbüros Slapa Oberholz Pszczulny (SOP) erhalten, alles andere wird neu gebaut. Zudem soll über eine Machbarkeitsstudie erarbeitet werden, wie das benachbarte Karstadtgebäude künftig genutzt werden kann. Die Richtung ist also vorgegeben. Doch viele Fragen bleiben offen – und Mönchengladbachs Opposition befürchtet, dass „schwere Fehler“gemacht werden könnten.
So warnte Annette Bonin (CDU) im Ausschuss für Planung, Bauen und Stadtentwicklung davor, die von Stadt vorgestellte Planung umzusetzen. „Es heißt nur noch: Wir müssen die Planung des Rathauses schnell voranbringen. Hinterfragt wird dagegen nichts mehr“, betonte die Christdemokratin. „Wir sollten den Rathausbau nicht blind durchdrücken. Das Projekt bleibt schließlich kostspielig.“Ulrich Elsen (SPD) sah das anders: Die Pläne seien eine „großartige Alternative“zum Neubau, der auf Eis gelegt werden musste. „Wir haben jetzt eine gute Grundlage und die sollte konsequent vorangetrieben werden“, sagte Elsen, der auch Vorsteher in der Bezirksvertretung Süd ist. „Die Menschen erwarten, dass die Politik nach Jahren der Diskussion handelt und sich nicht weiter unnötig im Kreis dreht.“
Bonin kritisierte daraufhin unter anderem die geplante Priorisierung des Projektes: Nach Plan der Stadtverwaltung wird Baufeld 1, also der Bereich, in dem sich das heutige Rathaus zwischen Marktplatz, Limiten- und Stresemannstraße sowie der Gasse Am Neumarkt befindet,
zuerst umgesetzt. Bis Dezember dieses Jahres sollen dafür Entwurfspläne erstellt, Kosten kalkuliert und dann vom Stadtrat Bau- und Investitionsbeschlüsse gefasst werden. Spätestens im Sommer 2025 beginnen nach dem vorgestellten Zeitplan die Abriss- und Bauarbeiten. „Es wäre aus unserer Sicht deutlich sinnvoller, erst Teile des früheren Karstadt-Gebäudes instand zu setzen und dort dringend benötigten Arbeitsraum für die Mitarbeiter der Verwaltung zu schaffen“, sagte Bonin. „Der Platz wäre deutlich schneller verfügbar, als wenn zuerst rund um das Rathaus alles abgerissen und neu gebaut werden muss.“
Alexander Vogel, baufachlicher Projektleiter der Einrichtung Rathaus der Zukunft, wies darauf hin, dass die Stadt über eine Machbarkeitsstudie bis Ostern herausarbeite, was wirtschaftlich für das Karstadtgebäude sinnvoll ist. In den drei vorgestellten Varianten sind sowohl Flächen für Verwaltungsbüros und die Stadtbibliothek, als auch mögliche Bereiche für den Bürgerservice und Veranstaltungen vorgesehen. „Was in welcher Form umsetzbar ist, muss aber natürlich erst geprüft werden, bevor wir mit dem Gebäude planen“, so Vogel.
Bonin bemängelte aber auch in anderen Bereichen die Pläne. Das gilt etwa für den heutigen Innenhof des Rathauses, der größtenteils bebaut werden soll. „Als Architektin kann ich sagen, dass so ein Vorhaben sehr kostspielig wird. Gleichzeitig will die Stadt aber eine günstigere Neubau-Variante umsetzen. Das passt nicht zusammen. Und ist so eine Bebauung überhaupt zugelassen?“, fragte sie. Projektleiter Alexander Vogel betonte wiederum, dass die Bebauung des Innenhofes „mit entsprechenden Formulierungen“problemlos umgesetzt werden könne. „Und die von ihnen angesprochenen Kosten kalkulieren wir natürlich im Vorfeld. Die Ergebnisse werden entsprechend in den kommenden Monaten präsentiert.“
Was passiert, wenn die Resultate vorliegen, ist aber in einem Punkt bereits jetzt absehbar: Über den Rathausneubau wird weiter verbissen diskutiert werden. Mit dem Großprojekt im Herzen von Rheydt sind schließlich viele Hoffnungen, aber eben auch Risiken verbunden.