Kreis Heinsberg wird immer dicker
Der neue Bericht des Kreis-Gesundheitsamts bietet alarmierende Zahlen: Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen gelten immer mehr als adipös. Das könnte auch für den Arbeitsmarkt Folgen haben.
KREIS HEINSBERG Im Kreis Heinsberg gelten immer mehr Menschen als extrem übergewichtig. Das geht aus dem neuen Basisbericht hervor, den das Kreis-Gesundheitsamt am Mittwoch im Gesundheitsausschuss vorgestellt hat. Demnach gebe es sowohl bei Kindern, die in die Schule kommen, als auch bei Erwachsenen eine steigende Tendenz, die teils deutlich über dem NRW-Durchschnitt liegt.
Im Zuge der Schuleingangsuntersuchung werden alle angehenden Grundschulkinder einer ausführlichen Untersuchung unterzogen. Aus diesen Daten geht hervor, dass bereits in dieser Altersklasse (meist zwischen fünf und sechs) 3,5 Prozent aller Jungen und sogar 5,5 Prozent aller Mädchen extremes Übergewicht haben. „Und wir meinen damit nicht nur übergewichtig, sondern wirklich adipös“, erklärte Nora Esser aus dem Gesundheitsamt, die den Bericht im Ausschuss vorstellte. „Solche Kinder werden früher krank, haben aber auch im Lauf ihres weiteren Lebens gravierende Nachteile“, erklärte Esser. „Wer schon als Kind adipös ist, wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch als Jugendlicher und Erwachsener noch sein“, so die Expertin. Das mache sie deutlich anfälliger für schwere Erkrankungen und mindere gleichzeitig ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt deutlich.
Noch gravierender sehen die Zahlen bei den Erwachsenen aus – wobei hier zwei statistische Einschränkungen gemacht werden müssen. Denn erstens stammt der Datensatz bereits aus dem Jahr 2017, zweitens ist er über den Mikrozensus erhoben worden und beruht damit – im Gegensatz zur Schuleingangsuntersuchung – auf freiwilligen Angaben und nicht auf ärztlichen Messungen. Dies wiederum dürfte aber eher dafür sprechen, dass das Übergewichtsproblem in der Bevölkerung noch größer ist. „Wir alle würden uns wahrscheinlich ein, zwei Kilo leicher machen, wenn wir gefragt werden“, sagte Nora Esser.
So oder so – knapp unter 20 Prozent der Bevölkerung im Kreis
Heinsberg hat einen Body Mass Index von mehr als 30 und gelten somit als adipös. Jeder fünfte Mensch im Kreis Heinsberg ist also extrem übergewichtig. Der Kreis Heinsberg liegt damit deutlich über dem NRW-Schnitt von etwa 16,5 Prozent und auch über den umliegenden Kreisen wie Düren, Euskirchen oder der Städteregion Aachen. In der Stadt Aachen sind zum Beispiel „nur“etwa 12,5 Prozent der Menschen adipös.
„Wer adipös ist, wird gesundheitliche Probleme bekommen. Dazu zählen zum Beispiel Bluthochdruck oder eine deutlich höhere Belastung für die Gelenke.“
Auch in Bezug auf den demografischen
Menschen auf dem Arbeitsmarkt, gleichzeitig aber zu immer mehr Pflegebedürftigen. „Wir werden 2050 sehr viel mehr ältere Menschen haben, aber voraussichtlich zu wenige Menschen, um diese zu pflegen“, erklärte Nora Esser.
Wie das Statistische Landesamt im vergangenen Jahr mitgeteilt hatte, rechnen Experten bis 2050 im Kreis Heinsberg mit einem Anstieg der Zahl der pflegebedürftigen Menschen von ganzen 49,3 Prozent. In der ambulanten Pflege sollen die Zahlen gar um 71,1 Prozent steigen, in der stationären Pflege um 69,6 Prozent. Die Zahl der Pflegegeldempfänger soll voraussichtlich um 42,4 Prozent steigen.
Derzeit leben im Kreis knapp 26.700 Menschen, die mindestens 75 Jahre alt sind – also etwas weniger als zehn Prozent der Kreisbevölkerung. Bis 2030 soll dieser Wert erwartungsgemäß auf 30.570 Personen ansteigen. Im Jahr 2050 rechnet das Landesamt dann gar mit 47.000 Personen, die mindestens 75 Jahre alt sind. Das wären rund 18 Prozent der Bevölkerung.
Ebenfalls steigend ist die Zahl der Menschen im Kreis, die auf einen Hausarzt im ambulanten Bereich kommen. Jeder Hausarzt hat mittlerweile etwa 1600 Menschen zu versorgen. „Die Tendenz ist steigend, dieser Trend wird sich leider fortsetzen“, sagte Esser.