Rheinische Post Erkelenz

Kreis Heinsberg wird immer dicker

Der neue Bericht des Kreis-Gesundheit­samts bietet alarmieren­de Zahlen: Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsene­n gelten immer mehr als adipös. Das könnte auch für den Arbeitsmar­kt Folgen haben.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

KREIS HEINSBERG Im Kreis Heinsberg gelten immer mehr Menschen als extrem übergewich­tig. Das geht aus dem neuen Basisberic­ht hervor, den das Kreis-Gesundheit­samt am Mittwoch im Gesundheit­sausschuss vorgestell­t hat. Demnach gebe es sowohl bei Kindern, die in die Schule kommen, als auch bei Erwachsene­n eine steigende Tendenz, die teils deutlich über dem NRW-Durchschni­tt liegt.

Im Zuge der Schuleinga­ngsuntersu­chung werden alle angehenden Grundschul­kinder einer ausführlic­hen Untersuchu­ng unterzogen. Aus diesen Daten geht hervor, dass bereits in dieser Altersklas­se (meist zwischen fünf und sechs) 3,5 Prozent aller Jungen und sogar 5,5 Prozent aller Mädchen extremes Übergewich­t haben. „Und wir meinen damit nicht nur übergewich­tig, sondern wirklich adipös“, erklärte Nora Esser aus dem Gesundheit­samt, die den Bericht im Ausschuss vorstellte. „Solche Kinder werden früher krank, haben aber auch im Lauf ihres weiteren Lebens gravierend­e Nachteile“, erklärte Esser. „Wer schon als Kind adipös ist, wird es mit hoher Wahrschein­lichkeit auch als Jugendlich­er und Erwachsene­r noch sein“, so die Expertin. Das mache sie deutlich anfälliger für schwere Erkrankung­en und mindere gleichzeit­ig ihre Chancen auf dem Arbeitsmar­kt deutlich.

Noch gravierend­er sehen die Zahlen bei den Erwachsene­n aus – wobei hier zwei statistisc­he Einschränk­ungen gemacht werden müssen. Denn erstens stammt der Datensatz bereits aus dem Jahr 2017, zweitens ist er über den Mikrozensu­s erhoben worden und beruht damit – im Gegensatz zur Schuleinga­ngsuntersu­chung – auf freiwillig­en Angaben und nicht auf ärztlichen Messungen. Dies wiederum dürfte aber eher dafür sprechen, dass das Übergewich­tsproblem in der Bevölkerun­g noch größer ist. „Wir alle würden uns wahrschein­lich ein, zwei Kilo leicher machen, wenn wir gefragt werden“, sagte Nora Esser.

So oder so – knapp unter 20 Prozent der Bevölkerun­g im Kreis

Heinsberg hat einen Body Mass Index von mehr als 30 und gelten somit als adipös. Jeder fünfte Mensch im Kreis Heinsberg ist also extrem übergewich­tig. Der Kreis Heinsberg liegt damit deutlich über dem NRW-Schnitt von etwa 16,5 Prozent und auch über den umliegende­n Kreisen wie Düren, Euskirchen oder der Städteregi­on Aachen. In der Stadt Aachen sind zum Beispiel „nur“etwa 12,5 Prozent der Menschen adipös.

„Wer adipös ist, wird gesundheit­liche Probleme bekommen. Dazu zählen zum Beispiel Bluthochdr­uck oder eine deutlich höhere Belastung für die Gelenke.“

Auch in Bezug auf den demografis­chen

Menschen auf dem Arbeitsmar­kt, gleichzeit­ig aber zu immer mehr Pflegebedü­rftigen. „Wir werden 2050 sehr viel mehr ältere Menschen haben, aber voraussich­tlich zu wenige Menschen, um diese zu pflegen“, erklärte Nora Esser.

Wie das Statistisc­he Landesamt im vergangene­n Jahr mitgeteilt hatte, rechnen Experten bis 2050 im Kreis Heinsberg mit einem Anstieg der Zahl der pflegebedü­rftigen Menschen von ganzen 49,3 Prozent. In der ambulanten Pflege sollen die Zahlen gar um 71,1 Prozent steigen, in der stationäre­n Pflege um 69,6 Prozent. Die Zahl der Pflegegeld­empfänger soll voraussich­tlich um 42,4 Prozent steigen.

Derzeit leben im Kreis knapp 26.700 Menschen, die mindestens 75 Jahre alt sind – also etwas weniger als zehn Prozent der Kreisbevöl­kerung. Bis 2030 soll dieser Wert erwartungs­gemäß auf 30.570 Personen ansteigen. Im Jahr 2050 rechnet das Landesamt dann gar mit 47.000 Personen, die mindestens 75 Jahre alt sind. Das wären rund 18 Prozent der Bevölkerun­g.

Ebenfalls steigend ist die Zahl der Menschen im Kreis, die auf einen Hausarzt im ambulanten Bereich kommen. Jeder Hausarzt hat mittlerwei­le etwa 1600 Menschen zu versorgen. „Die Tendenz ist steigend, dieser Trend wird sich leider fortsetzen“, sagte Esser.

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FOTO: DPA Immer mehr Kinder im Kreis Heinsberg leiden mittlerwei­le an starkem Übergewich­t.

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