Abenteuer in der Mühlenstadt
Die Volksschule in Holtum, das Tüschenbroicher Schloss, der Grenzlandring – all das sind Stationen, an die Eckehardt Schwonke gerne zurückdenkt. Seine Kindheitserinnerungen, garniert mit Fantasie, hat er jetzt als Buch veröffentlicht.
Eckehardt Schwonke stammt aus einer Zeit, in der eine Limo oder ein Eis noch 30 Pfennig kosteten, der Eintritt ins Schwimmbad verschlang 50 Pfennig vom Taschengeld. In einem kleinen Ort in Westpreußen geboren und aufgewachsen, musste der heute 83-Jährige im Jahr 1945 kriegsbedingt die Heimat gemeinsam mit seiner Mutter und seinen drei Geschwistern verlassen. Über Mecklenburg fand die Familie, zu der dann auch endlich der aus der Kriegsgefangenschaft entlassene Vater stieß, den Weg nach Wegberg, genauer nach Harbeck, wo sie auf einem alten Bauernhof auch die Großeltern wiedertrafen. „Ich kann mich noch daran erinnern, wie wir über die noch sehr brüchige Grenze durch die Schleuser über Wipperfürth nach Harbeck kamen“, sagt er.
Bald hatte die Familie eine Wohnung in Holtum gefunden, wo Eckehardt Schwonke bis 1954 die Volksschule besuchte, bis es weiter nach Großgerichhausen ging. Die Mühlenstadt hat seine Kindheit und Jugend geprägt, er hat viele Erinnerungen sammeln können – und sie mit ein wenig Fiktion zu großen Erlebnissen vermengt und niedergeschrieben in seinem neuesten Buch, „Top Crew – Die Abenteuer einer Kindergruppe aus Holtum und Mega aus Wegberg und Erkelenz“lautet der Titel. Enthalten sind 23 Kurzgeschichten, die an verschiedenen Schauplätzen in Wegberg spielen. „Ich habe als Kind sehr gerne in Holtum gewohnt“, sagt der spätberufene Buchautor – sein Erstlingswerk veröffentlichte er 2021 mit 81 Jahren. Dabei gesteht er: „Die Top Crew sind erfundene Personen, abgesehen von mir. Ich erinnere mich an einen Toni und einen Ferdinand von früher, aber die Kinder in meinem Buch habe ich nie gekannt.“Auch seine Mutter findet Würdigung, gleich in der ersten Geschichte liefert die frühere Reinigungskraft, die im HQ-Krankenhaus beschäftigt war, den Namen für die jungen Abenteurer, als sie berichtete, ihr englischer Chef hätte sie und ihre Kollegen als „Top Crew“bezeichnet.
Oft sei Eckehardt Schwonke an warmen Sommertagen ins Schwimmbad nach Tüschenbroich
gegangen. Doch wie es bei aufgeweckten Kindern so ist, die die Umgebung erkunden – die ersten spannenden Ereignisse sind nicht weit. Da gibt es den Mord in der Else Kemp, über den Eckehardt Schwonk in der ersten Kurzgeschichte schreibt. Die Top Crew rettet in einer weiteren Geschichte ein Mädchen namens Marlene oder findet in Tüschenbroich einen Schatz.
Eckehardt Schwonke hatte den Grenzlandring noch als Rennstrecke erlebt. Mit der geretteten Marlene im Schlepptau – die Kinder hatten sich angefreundet – erlebten sie einen Anschlag auf dem Grenzlandring. Das alles mit dem Verweis des Autors, dass es 1952 tatsächlich einen schweren Unfall dort gegeben habe, er ihn aber aus Gründen der erzählerischen Freiheit auf das Jahr 1956 datiert habe. Es ranken sich weitere Geschichten um Vergiftungen, einen Flugzeugabsturz, Kartoffeldiebe und Schatzsucher.
Entstanden ist das Buch in etwa vier Monaten Schreibarbeit. Auch die Vorgänger „Die Rache der Sklaven“und „Der Albtraum“(den er wirklich geträumt hat und der ihm nicht mehr aus dem Kopf ging) hätten ihn nicht viel mehr Zeit gekostet. „Ich kann ja von früh bis spät schreiben“, sagt der EDV-Experte im Ruhestand, der seiner Kindheitsheimat inzwischen nur noch einen Besuch abstattet, wenn er seine Geschwister treffen will, und selbst mit seiner Frau in Rheydt lebt.
Übrigens gehen Eckehardt Schwonke die Ideen noch lange nicht aus: Derzeit arbeitet er an seinem vierten Buch, einem ScienceFiction-Roman. Es geht um den
Planeten Exponia und ein riesiges Raumschiff kommt auf die Erde, um zu sehen, wie weit die Technik hier schon ist. Im Gegenzug darf eine kleine Anzahl an Menschen sich den Planeten anschauen. „Weiter ist die Geschichte noch nicht vorangeschritten. Aber wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt, dann kommen die Ideen von ganz alleine“, erklärt der Hobby-Autor. Viele Exemplare hat er noch nicht verkauft. „Aber darum geht es mir nicht. Es ist die Freude am Schreiben.“