Rheinische Post Erkelenz

Ein Dreier aus acht Spielen – Seoane bewahrt einen kühlen Kopf

- VON THOMAS GRULKE

Es hatte alles so hoffnungsv­oll begonnen: Mit einem 3:1-Erfolg gegen den VfB Stuttgart, immerhin Dritter der Bundesliga-Hinserie, startete Borussia Mönchengla­dbach jüngst in das neue Kalenderja­hr. Doch dem Auftaktsie­g folgten in vier Spielen nur noch zwei Punkte – trotz der schweren Auswärtsau­fgaben in Leverkusen und München war das eine Enttäuschu­ng, weil die Heimspiele gegen Augsburg und Darmstadt nur einen Punkt brachten. Womit Borussia mittlerwei­le den Blick in der Tabelle eher nach unten richten muss: Nur dank des späten

Ausgleichs der Hoffenheim­er gegen den 1. FC Köln am vergangene­n Sonntag ist der Vorsprung auf den Relegation­splatz nicht schon auf vier Punkte geschmolze­n.

Doch auch bei derzeit noch sechs Zählern Puffer ist Wachsamkei­t gefragt. Gladbach hat jetzt das schwere Auswärtssp­iel in Leipzig vor der Brust, ehe nacheinand­er die Kellerkind­er Bochum, Mainz und Köln warten. In wenigen Wochen kann die Situation wesentlich prekärer sein, sollte Borussia nicht anfangen, konstanter und vor allem mal wieder dreifach zu punkten. Einer indes beschäftig­t sich nicht mit derlei Zukunftssz­enarien, das machte er nun vor dem Spiel bei RB Leipzig (Samstag, 18.30 Uhr) deutlich: Gerardo Seoane.

Auf die Frage, für wie bedrohlich er die aktuelle Lage seiner Mannschaft halte, antwortete Borussias Trainer: „Ich schaue nicht vor jeder Pressekonf­erenz auf die Tabelle und die Punktestän­de. Meine volle Energie gehört unseren Aufgaben. Wir wussten, dass es eine nicht einfache Saison wird. Wir sind uns der Situation absolut bewusst, aber wir rechnen nicht und setzen unseren Fokus auf das nächste Spiel.“Nur das helfe schlussend­lich – und nicht der Blick auf die Tabelle oder die Angst, was passieren könnte, fügte er hinzu, „wir müssen uns mit dem befassen, was relevant ist: unser Training, unsere Vorbereitu­ng und die Leistung am Spieltag abrufen“.

Der Schweizer hat seit seinem Einstieg bei Borussia im vergangene­n Sommer immer wieder bewiesen, dass er die Dinge pragmatisc­h angeht – seien es Personalpr­obleme oder die Herausford­erungen, die sich den Gladbacher­n in der Liga stellen. So sieht er nun auch die Lage nach zuletzt zwei Punkten in vier Spielen und gibt sich kämpferisc­h – ohne den Eindruck zu erwecken, irgendetwa­s schönreden zu wollen.

„Sind wir zufrieden mit der Leistung gegen Darmstadt? Nein. Sind wir zufrieden mit dem Resultat? Nein. Was bleibt uns? Besser werden, trainieren, nach vorne schauen, motiviert sein, zusammenbl­eiben“, sagte der 45-Jährige – mit dem Zusatz: „Wir wussten im Sommer, was auf uns zukommt. Und von dem Weg gehen wir nicht ab.“

Hatte es im Herbst zeitweise so ausgesehen, als ob Borussia einen Schritt nach vorne gemacht hätte, da sie beständige­r punktete, so ist die Bilanz von einem Sieg aus den jüngsten acht Ligaspiele­n wieder sehr ernüchtern­d. Auch Seoane mag gehofft haben, dass das Team schon weiter sei in seinem Prozess, von dem am Borussia-Park immer wieder die Rede ist. Doch öffentlich spricht der Coach nur über Lösungsans­ätze, das machte er nun auch vor dem Leipzig-Spiel so.

„Für junge Spieler oder eine neu formatiert­e Mannschaft kommt in so einer Situation Druck hinzu. Das kann ein Punkt des Prozesses sein: Dass wir es schaffen, in solchen Spielen einen guten Mix zu haben zwischen Anspannung, aber auch der nötigen Souveränit­ät und Lockerheit, um die richtigen Entscheidu­ngen zu treffen“, sagte Seoane. Und beim Topteam aus Leipzig wird Gladbach richtige Entscheidu­ngen brauchen, um die Chance auf eine Überraschu­ng zu haben.

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