Ein Dreier aus acht Spielen – Seoane bewahrt einen kühlen Kopf
Es hatte alles so hoffnungsvoll begonnen: Mit einem 3:1-Erfolg gegen den VfB Stuttgart, immerhin Dritter der Bundesliga-Hinserie, startete Borussia Mönchengladbach jüngst in das neue Kalenderjahr. Doch dem Auftaktsieg folgten in vier Spielen nur noch zwei Punkte – trotz der schweren Auswärtsaufgaben in Leverkusen und München war das eine Enttäuschung, weil die Heimspiele gegen Augsburg und Darmstadt nur einen Punkt brachten. Womit Borussia mittlerweile den Blick in der Tabelle eher nach unten richten muss: Nur dank des späten
Ausgleichs der Hoffenheimer gegen den 1. FC Köln am vergangenen Sonntag ist der Vorsprung auf den Relegationsplatz nicht schon auf vier Punkte geschmolzen.
Doch auch bei derzeit noch sechs Zählern Puffer ist Wachsamkeit gefragt. Gladbach hat jetzt das schwere Auswärtsspiel in Leipzig vor der Brust, ehe nacheinander die Kellerkinder Bochum, Mainz und Köln warten. In wenigen Wochen kann die Situation wesentlich prekärer sein, sollte Borussia nicht anfangen, konstanter und vor allem mal wieder dreifach zu punkten. Einer indes beschäftigt sich nicht mit derlei Zukunftsszenarien, das machte er nun vor dem Spiel bei RB Leipzig (Samstag, 18.30 Uhr) deutlich: Gerardo Seoane.
Auf die Frage, für wie bedrohlich er die aktuelle Lage seiner Mannschaft halte, antwortete Borussias Trainer: „Ich schaue nicht vor jeder Pressekonferenz auf die Tabelle und die Punktestände. Meine volle Energie gehört unseren Aufgaben. Wir wussten, dass es eine nicht einfache Saison wird. Wir sind uns der Situation absolut bewusst, aber wir rechnen nicht und setzen unseren Fokus auf das nächste Spiel.“Nur das helfe schlussendlich – und nicht der Blick auf die Tabelle oder die Angst, was passieren könnte, fügte er hinzu, „wir müssen uns mit dem befassen, was relevant ist: unser Training, unsere Vorbereitung und die Leistung am Spieltag abrufen“.
Der Schweizer hat seit seinem Einstieg bei Borussia im vergangenen Sommer immer wieder bewiesen, dass er die Dinge pragmatisch angeht – seien es Personalprobleme oder die Herausforderungen, die sich den Gladbachern in der Liga stellen. So sieht er nun auch die Lage nach zuletzt zwei Punkten in vier Spielen und gibt sich kämpferisch – ohne den Eindruck zu erwecken, irgendetwas schönreden zu wollen.
„Sind wir zufrieden mit der Leistung gegen Darmstadt? Nein. Sind wir zufrieden mit dem Resultat? Nein. Was bleibt uns? Besser werden, trainieren, nach vorne schauen, motiviert sein, zusammenbleiben“, sagte der 45-Jährige – mit dem Zusatz: „Wir wussten im Sommer, was auf uns zukommt. Und von dem Weg gehen wir nicht ab.“
Hatte es im Herbst zeitweise so ausgesehen, als ob Borussia einen Schritt nach vorne gemacht hätte, da sie beständiger punktete, so ist die Bilanz von einem Sieg aus den jüngsten acht Ligaspielen wieder sehr ernüchternd. Auch Seoane mag gehofft haben, dass das Team schon weiter sei in seinem Prozess, von dem am Borussia-Park immer wieder die Rede ist. Doch öffentlich spricht der Coach nur über Lösungsansätze, das machte er nun auch vor dem Leipzig-Spiel so.
„Für junge Spieler oder eine neu formatierte Mannschaft kommt in so einer Situation Druck hinzu. Das kann ein Punkt des Prozesses sein: Dass wir es schaffen, in solchen Spielen einen guten Mix zu haben zwischen Anspannung, aber auch der nötigen Souveränität und Lockerheit, um die richtigen Entscheidungen zu treffen“, sagte Seoane. Und beim Topteam aus Leipzig wird Gladbach richtige Entscheidungen brauchen, um die Chance auf eine Überraschung zu haben.