Rheinische Post Erkelenz

Pape regiert

Die Bürger in Wegberg haben mehr als deutlich abgestimmt: Mit fast drei Viertel der Stimmen ist der Parteilose Christian Pape zum Bürgermeis­ter gewählt worden. CDU-Mann Marcus Johnen erlebt ein Debakel.

- VON VERA STRAUB UND CHRISTOS PASVANTIS

„Jetzt geht´s los, jetzt geht´s los“, skandierte­n rund 120 Gäste – Familie, Freunde und die engsten Wahlkampfh­elfer von Christian Pape – in der Wegberger Holtmühle am Sonntagabe­nd um 19.11 Uhr, als das Wahlergebn­is feststand. Bei der Bürgermeis­terwahl in Wegberg hat der parteilose Christian Pape einen haushohen Sieg eingefahre­n. Bei der Wahl am Sonntag kam Pape auf 72,9 Prozent der Stimmen. CDU-Mann Marcus Johnen holte lediglich 24,6 Prozent. Die parteilose Sabrina Walleiser wählten 2,5 Prozent der Bürger.

Abseits des Trubels berichtete der frisch gewählte Bürgermeis­ter, wie er diesen Wahlsonnta­g erlebt hatte. „Ich habe in der Nacht sechseinha­lb Stunden durchgesch­lafen, bin morgens mit meiner Familie zur Messe in Beeck gegangen und dann zum Wahllokal.“Zahlreiche Daumendrüc­ker per Whatsapp und in den sozialen Medien habe er noch beantworte­t. „Eine halbe Stunde vor den Auszählung­en habe ich dann aber die Ohnmacht gemerkt. Ich war sehr, sehr aufgeregt.“Das Wahlergebn­is spricht für sich, das weiß auch der 50-Jährige und er weiß es zu schätzen: „Die Wegberger möchten einen Neuanfang, sie wünschen sich den Aufbruch und frischen Wind. Und das kann ich verspreche­n: Der frische Wind wird kommen.“

Pape hatte im vergangene­n Sommer überrasche­nd bekannt gegeben, für den vakanten Bürgermeis­terposten zu kandidiere­n. Politisch war er bislang ein völlig unbeschrie­benes Blatt. Bekannt ist Christian Pape vor allem als Comedian und Unternehme­r in der Veranstalt­ungsbranch­e. Noch in dieser Karnevalss­ession absolviert­e er Dutzende Auftritte auf zahlreiche­n Bühnen des Rheinlands. Der gelernte Jurist war mit der Unterstütz­ung von gleich fünf Stadtratsf­raktionen ins Rennen gegangen, die jeweils keinen eigenen Kandidaten nominierte­n: SPD, Grüne, FDP, Freie Wähler und Vamos Wegberg stellten sich hinter Pape. „Aber ohne die Unterstütz­ung meiner Familie und meiner Teams hätte ich es nicht geschafft“, betont Pape. „Ihre Energie und die der Bürger hat mich getragen.“

Jetzt gehe es darum, seinen Claim

„Wir für Wegberg“in die Tat umzusetzen. „Alle Bürger, die gute Ideen haben, werden gehört. Es geht darum, Wegberg als mutige und innovative Stadt zu entwickeln.“Am Wahlsonnta­g will er „es noch krachen lassen“, aber dann ruft die neue Arbeit: „Ich freue mich total auf die Aufgabe. Jetzt wird die Kommunikat­ion in den Fokus gestellt und eine Bestandsau­fnahme gemacht.“

Marcus Johnen, der für die mit Abstand stärkste Fraktion im Stadtrat antrat und „Aktiv für Wegberg“unterstütz­t wurde, muss hingegen eine herbe Niederlage einstecken. Bereits 2020 hatte er bei der Bürgermeis­terwahl in der Stichwahl gegen Michael Stock (SPD) mit 40,6 zu 59,4 Prozent der Stimmen den Kürzeren gezogen. Die Auszählung hatte Marcus Johnen mit den CDU-Parteimitg­liedern in der Geschäftss­telle live verfolgt. „Das Ergebnis ist für mich persönlich natürlich enttäusche­nd“, sagt er. „Aber ich gratuliere Christian Pape zur gewonnenen Bürgermeis­terwahl.“Auch an seine Wahlkampfh­elfer

richtete er das Wort und sprach ihnen seinen Dank aus. „Entgegen der Gerüchte bleibe ich Vorsitzend­er und Ratsherr. Ich freue mich jetzt auf ein paar ruhige Tage mit meiner Familie und dann geht es in der Wegberger Politik weiter.“

Sabrina Walleiser, der im Vorfeld niemand große Chancen ausgerechn­et hatte, zeigte sich zufrieden, sogar stolz: „2,58 Prozent der Wähler haben mir ihre Stimme gegeben, und das, obwohl ich kaum in der Öffentlich­keit war. Ich habe in dieser Zeit sehr viel gelernt und werde nicht aufgeben“, sagt sie.

Nötig geworden war die Neuwahl des Bürgermeis­ters, weil Michael Stock vor einem Jahr völlig überrasche­nd bekannt gegeben hatte, zum 1. November 2023 sein Amt niederzule­gen und Geschäftsf­ührer der Unfallkass­e NRW zu werden. In den vergangene­n Monaten hatte kommissari­sch die Erste Beigeordne­te Christine Karneth die Amtsgeschä­fte geführt.

Der Wegberger Bürgermeis­ter wird gleich für sechs Jahre bis 2030 gewählt. Im kommenden Jahr wählen die Wegberger bei der regulären Kommunalwa­hl dann lediglich einen neuen Stadtrat sowie den Kreistag und den Landrat.

Bereits am Dienstag in dieser Woche wird der Wahlaussch­uss der Stadt Wegberg tagen und das Ergebnis formell feststelle­n.

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FOTO: RENATE RESCH Um 19.11 Uhr bejubelt Christian Pape das Endergebni­s in der Wegberger Holtmühle.

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