Klarer kann die Wählermeinung nicht sein
Dass die Bürgermeisterwahl in Wegberg eine einseitige Angelegenheit werden könnte, hatte sich in der Mühlenstadt in den vergangenen Tagen und Wochen immer mehr herauskristallisiert. Während der parteilose Christian Pape es glaubhaft schaffte, eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen, konnte sein Konkurrent Marcus Johnen (CDU) nicht mithalten.
Sogar von Stephan-Pusch-Verhältnissen war zuletzt im politischen Umfeld der Stadt gemunkelt worden. Natürlich, an die Prozentzahlen des Landrats (79,9 Prozent bei der Wahl 2020) kam Pape nicht heran. Dass es aber letztlich so deutlich werden würde und Pape am Ende satte 72,9 Prozent holt, damit hatten nur wenige gerechnet – an dieser Stelle spricht man gerne von einem Erdrutschsieg.
Pape hat in seinem Wahlkampf klar auf den Faktor Popularität gebaut. Der Comedian, Karnevalskünstler, Unternehmer und Veranstalter ist das wohl bekannteste Gesicht der Stadt – und ganz offensichtlich auch das beliebteste, anders ist das Ergebnis nicht zu deuten. Doch nur mit Beliebtheit gewinnt man keine Wahl, so naiv sind die Wegberger nicht. Pape ist es gelungen, durch hunderte Gespräche mit Bürgern und Unternehmern den Neuanfang und das Miteinander zu verkaufen, das diese so gebeutelte Kommune dringend braucht. Und nicht zuletzt: Pape hat es geschafft, in dieser als schwierig bis zerfahren geltenden Wegberger Lokalpolitik gleich fünf Fraktionen hinter sich zu versammeln.
Klarer geht es kaum – das gilt genauso für die CDU und Marcus Johnen, der seine gesamte politische Laufbahn auf diesen Sonntag hingearbeitet hatte. 24,6 Prozent, das ist ein historisches Debakel,
sowohl für Johnen als auch die CDU, die auch in der Mühlenstadt seit Jahrzehnten die stärkste Kraft ist. Die recht knappe Niederlage nach Stichwahl gegen Amtsinhaber Michael Stock (SPD) im Jahr 2020 ließ sich für Johnen und seine Partei noch verkaufen. Bei der jetzigen Pleite geht das nicht mehr.
Nur knapp 3000 Wegberger haben für Johnen gestimmt, 2020 waren es noch mehr als 4500. Fast die Hälfte seiner Wähler von 2020 ist also ins Pape-Lager übergelaufen. Für Johnen kann es deshalb fast nur noch eine logische Schlussfolgerung geben: Rückzug als Wegberger CDU-Vorsitzender.
Pape muss nun beweisen, dass er Stadtverwaltung kann. Er wäre nicht der erste Quereinsteiger, dem dieser Sprung gelingt. Und doch ist dieses Amt in der derzeitigen Lage der Stadt nicht zu unterschätzen.