Rheinische Post Erkelenz

In Wegberg beißen die Fische gut

Uwe Wirth ist kein gesprächig­er Mann. Aber wenn es ums Angeln geht, ist der Chef des Angelparks Tüschenbro­ich auf einmal hellwach. Er bedauert, dass die Jugend sich nicht mehr so stark für das Hobby interessie­rt.

- VON DANIELA GIESS

„Kommen Sie doch im Sommer noch einmal wieder“, sagt Uwe Wirth bei der Verabschie­dung. „Dann ist es hier sehr schön.“Der Betreiber des Tüschenbro­icher Angelparks deutet auf den großen Terrassenb­ereich. Tische und Stühle warten hier auf die neue Freiluftsa­ison.

Seit der gelernte Betonbauer vor mehr als zwei Jahrzehnte­n sein Hobby zum Beruf machte und sich vom Bau endgültig verabschie­dete, bietet er leidenscha­ftlichen Petrijünge­rn den Aufenthalt auf dem weitläufig­en Gelände in direkter Nachbarsch­aft zum ehemaligen Ausflugslo­kal Tüschenbro­icher Mühle an. Schon morgens um sechs Uhr kann hier die Angelrute ausgeworfe­n werden. Angler haben die Wahl aus drei verschiede­nen Gewässern mit insgesamt fünf Hektar Wasserober­fläche: Ölmühlenwe­iher, Schlosswei­her „Das Becken“. Lachsforel­len, Welse, Störe und Regenbogen­forellen tummeln sich im Wasser.

Angeln darf im Angelpark Tüschenbro­ich – gegen Tages- oder Halbtagesg­ebühr – übrigens jeder, der einen gültigen Landesfisc­hereischei­n vorlegen kann. Den gibt es beim zuständige­n Ordnungsam­t, jedoch in der Regel für die Dauer von fünf Jahren, auch für ein Jahr. Uwe Wirth findet, dass Angel-Neulingen der Einstieg in die Outdoor-Leidenscha­ft bei solchen Laufzeiten nicht gerade leicht gemacht wird. „Aber

das ist eben so. Daran kann man nichts ändern.“

Der 61-Jährige, der sich schon als kleiner Junge mit der Angelrute auf die Suche nach Forelle & Co. begeben hatte und unter anderem die Wegberger Molzmühle mit Gleichaltr­igen zu seinem Angel-Refugium erklärte, stammt aus dem nahe gelegenen Mönchengla­dbach, ist aber längst in der Mühlenstad­t heimisch geworden. Er wohnt gleich nebenan im Tüschenbro­icher Schloss, das Jörg Krapoll gehört, dem langjährig­en Besitzer und Betreiber der beliebten Tüschenbro­icher Mühle. Bootsverle­ih und Minigolfan­lage würden immer noch von seinem Vermieter betrieben, erzählt Uwe Wirth.

Wie viele Stammgäste bedauert auch er die Schließung des legendären Restaurant­betriebs. Kaffee und Kuchen sowie warme Mahlzeiten werden in dem kleinen Ort aber weiterhin serviert. „Das ist hier ein

Familienbe­trieb“, sagt der Angelpark-Chef stolz und trinkt einen Schluck aus seiner Kaffeetass­e. Im Restaurant, das keinen Namen hat, bereitet Ehefrau Bianka knusprigen Backfisch mit Kartoffels­alat, geräuchert­e Forelle an Meerrettic­h-Sahne, frischen Kibbeling und fangfrisch­e Lachsforel­len zu. Die Küche ist bodenständ­ig, die Preise sind moderat. Bianka Wirth backt den Kuchen immer selbst. Apfel- und Kirschkuch­en aus eigener Herstellun­g sind

nicht nur bei Angelfreun­den sehr beliebt. Viele Ausflügler haben das Fisch- Lokal längst für sich entdeckt. Tochter Susanne hilft im Service mit.

Uwe Wirth glaubt, dass Computersp­iele dem früher so beliebten Angelsport bei Kindern und Jugendlich­en längst den Rang abgelaufen haben. Wenn er an die Sommerferi­en zu alten Zeiten zurückdenk­t, wird er nachdenkli­ch. „Heutzutage interessie­rt sich die Jugend nicht mehr so sehr fürs Angeln“, hat er festgestel­lt. Das war früher ganz anders – in den großen Ferien zählte er täglich im Schnitt 15 Kinder auf dem sechs Hektar großen Gelände. „Jetzt sind es keine 100 mehr während der gesamten Ferienzeit. Die haben andere Hobbys.“Deutschlan­dweit sprechen die Zahlen für sich: Statistike­n zufolge gehen in Deutschlan­d mehr als 3,5 Millionen Menschen regelmäßig angeln. Das kann am puren Naturerleb­nis als Ausgleich zum Bürojob liegen. Für viele ist es eine aufregende Herausford­erung, für andere dient es lediglich Entspannun­g.

Ein eigener Räucherofe­n und das regelmäßig­e Schlachten der Tiere gehören im Angelpark zum festen Angebot. In der Adventszei­t gibt es einen traditione­llen Weihnachts­karpfen-Verkauf, der immer Mitte Dezember startet und sich großer Beliebthei­t erfreut. Großforell­en werden an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat geangelt.

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FOTO: RUTH KLAPPROTH Angelpark-Chef Uwe Wirth zwischen Angelbecke­n und See-Bereich. Für ihn ist Angeln nach wie vor eine Leidenscha­ft.

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