In Wegberg beißen die Fische gut
Uwe Wirth ist kein gesprächiger Mann. Aber wenn es ums Angeln geht, ist der Chef des Angelparks Tüschenbroich auf einmal hellwach. Er bedauert, dass die Jugend sich nicht mehr so stark für das Hobby interessiert.
„Kommen Sie doch im Sommer noch einmal wieder“, sagt Uwe Wirth bei der Verabschiedung. „Dann ist es hier sehr schön.“Der Betreiber des Tüschenbroicher Angelparks deutet auf den großen Terrassenbereich. Tische und Stühle warten hier auf die neue Freiluftsaison.
Seit der gelernte Betonbauer vor mehr als zwei Jahrzehnten sein Hobby zum Beruf machte und sich vom Bau endgültig verabschiedete, bietet er leidenschaftlichen Petrijüngern den Aufenthalt auf dem weitläufigen Gelände in direkter Nachbarschaft zum ehemaligen Ausflugslokal Tüschenbroicher Mühle an. Schon morgens um sechs Uhr kann hier die Angelrute ausgeworfen werden. Angler haben die Wahl aus drei verschiedenen Gewässern mit insgesamt fünf Hektar Wasseroberfläche: Ölmühlenweiher, Schlossweiher „Das Becken“. Lachsforellen, Welse, Störe und Regenbogenforellen tummeln sich im Wasser.
Angeln darf im Angelpark Tüschenbroich – gegen Tages- oder Halbtagesgebühr – übrigens jeder, der einen gültigen Landesfischereischein vorlegen kann. Den gibt es beim zuständigen Ordnungsamt, jedoch in der Regel für die Dauer von fünf Jahren, auch für ein Jahr. Uwe Wirth findet, dass Angel-Neulingen der Einstieg in die Outdoor-Leidenschaft bei solchen Laufzeiten nicht gerade leicht gemacht wird. „Aber
das ist eben so. Daran kann man nichts ändern.“
Der 61-Jährige, der sich schon als kleiner Junge mit der Angelrute auf die Suche nach Forelle & Co. begeben hatte und unter anderem die Wegberger Molzmühle mit Gleichaltrigen zu seinem Angel-Refugium erklärte, stammt aus dem nahe gelegenen Mönchengladbach, ist aber längst in der Mühlenstadt heimisch geworden. Er wohnt gleich nebenan im Tüschenbroicher Schloss, das Jörg Krapoll gehört, dem langjährigen Besitzer und Betreiber der beliebten Tüschenbroicher Mühle. Bootsverleih und Minigolfanlage würden immer noch von seinem Vermieter betrieben, erzählt Uwe Wirth.
Wie viele Stammgäste bedauert auch er die Schließung des legendären Restaurantbetriebs. Kaffee und Kuchen sowie warme Mahlzeiten werden in dem kleinen Ort aber weiterhin serviert. „Das ist hier ein
Familienbetrieb“, sagt der Angelpark-Chef stolz und trinkt einen Schluck aus seiner Kaffeetasse. Im Restaurant, das keinen Namen hat, bereitet Ehefrau Bianka knusprigen Backfisch mit Kartoffelsalat, geräucherte Forelle an Meerrettich-Sahne, frischen Kibbeling und fangfrische Lachsforellen zu. Die Küche ist bodenständig, die Preise sind moderat. Bianka Wirth backt den Kuchen immer selbst. Apfel- und Kirschkuchen aus eigener Herstellung sind
nicht nur bei Angelfreunden sehr beliebt. Viele Ausflügler haben das Fisch- Lokal längst für sich entdeckt. Tochter Susanne hilft im Service mit.
Uwe Wirth glaubt, dass Computerspiele dem früher so beliebten Angelsport bei Kindern und Jugendlichen längst den Rang abgelaufen haben. Wenn er an die Sommerferien zu alten Zeiten zurückdenkt, wird er nachdenklich. „Heutzutage interessiert sich die Jugend nicht mehr so sehr fürs Angeln“, hat er festgestellt. Das war früher ganz anders – in den großen Ferien zählte er täglich im Schnitt 15 Kinder auf dem sechs Hektar großen Gelände. „Jetzt sind es keine 100 mehr während der gesamten Ferienzeit. Die haben andere Hobbys.“Deutschlandweit sprechen die Zahlen für sich: Statistiken zufolge gehen in Deutschland mehr als 3,5 Millionen Menschen regelmäßig angeln. Das kann am puren Naturerlebnis als Ausgleich zum Bürojob liegen. Für viele ist es eine aufregende Herausforderung, für andere dient es lediglich Entspannung.
Ein eigener Räucherofen und das regelmäßige Schlachten der Tiere gehören im Angelpark zum festen Angebot. In der Adventszeit gibt es einen traditionellen Weihnachtskarpfen-Verkauf, der immer Mitte Dezember startet und sich großer Beliebtheit erfreut. Großforellen werden an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat geangelt.