Jean Grothe ist zu Hause angekommen
Der niederländische Künstler hat im Leo-Küppers-Haus in Wassenberg seine Heimat gefunden. Was lange geplant war, ist nun umgesetzt. Was jetzt in dem kleinen Kunstmuseum entstanden ist.
Er ist weder in Wassenberg geboren, noch ist er dort gestorben, er hat aber hier „sein Zuhause“gefunden, wie in der städtischen Kunstgalerie, dem LeoKüppers-Haus, von Kurator Walter Kurzweg betont wurde, der das Haus im Auftrag des Heimatvereins führt, für den wiederum Vorsitzender Walter Bienen die Eröffnungsgäste begrüßte.
„Jean Grothe findet im Leo-Küppers-Haus sein Zuhause“ist der Titel für die Ausstellung, die im dem Maler gewidmeten Zimmer zu sehen ist, das im Vorjahr eingerichtet werden konnte, da die Bücherkiste zum Roßtorplatz gezogen ist. Elf Werke geben derzeit Auskunft über die Intentionen und das Schaffen des in Roermond 1865 geborenen Künstlers, der 1924 in Dormagen am Rhein gestorben ist – die Ausstellung ist im Küppers-Haus in der Roermonder Straße über dessen Todestag am 24. Februar dort hinaus zu sehen.
„Jean Grothe liebte die Landschaft an der Rur zwischen Wassenberg und Hückelhoven“, machte Walter Kurzweg als Kunst- und KünstlerKenner klar, warum Grothe von 1892 bis 1914 sein Lebens- und Schaffenszentrum in Wassenberg gewählt hatte. Eine Rolle spielte dabei, dass mit der Fabrikantenfamilie Neuhaus und der Burgbesitzerin Mary Kofferath kulturell interessierte Menschen lebten, die den Landschaftsmaler förderten, und nicht nur den.
Grothe fand früh „die attraktive Landschaft in der Nähe von Roermond mit ihrem Dreiklang der Schönheit ihrer Typen Fluss, Heide
und dem Höhenrücken“, analysierte Walter Kurzweg. Ebenso wie Leo Küppers war Grothe ausgebildeter Maler, der zunächst in München bei dem bekannten und renommierten Landschaftskünstler Albert Zimmermann, später an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte. Zwei Malschulen also absolvierte.
Sicher auch ein glücklicher Zufall, dass die beiden „Wassenberger“in Motivwahl, Grundausrichtung stark kontrastierten, ein Gewinn also für Kunstbetrachter und Kunstfreunde. Leo Küppers widmete sich der Genre-Malerei, Menschen im Zentrum von Szenen im Alltagsleben, insofern ist die Ausstellung ein perfekter Überblick über das Schaffen der beiden, denn der Hauptraum des Kunstkabinetts bietet die Dauerausstellung mit mehr als 30 Bildern von Leo Küppers.
Organisatorisch sind beide Räume auf Dauer-Wechsel-Ausstellungen ausgerichtet, ein Teil der Werke bleibt hängen, andere Teile
werden zugunsten von Wechselausstellungen auch anderer Künstler zeitweise ausgetauscht. Insgesamt haben sich der Heimatverein und Kurator Walter Kurzweg für eine sogenannte „Petersburger Hängung“entschieden, die auf die berühmte „Eremitage“in der russischen Stadt zurückgeht, die ob ihres riesigen Fundus‘ möglichst viele Werke an den Wänden unterbringt.
Längere Zeit war das genaue Todesdatum von Jean Grothe nicht
bekannt, der Wikipedia-Eintrag gibt auch nur das Jahr (1924) an, Walter Bienen erforschte die Daten in der Stadt Dormagen, konnte eine Kopie der Sterbeurkunde besorgen, die in der Ausstellung zu sehen ist.
Die Forschungen Walter Kurzwegs und des Heimatvereins haben die Großzahl der Kunstwerke ermittelt, Bienen und Kurzweg sind sich sicher, dass Wassenberg (und Umgebung) noch mehr Kunstwerke hergibt. Denn allein sieben der elf
ausgestellten Grothe-Bilder sind Leihgaben von Wassenberger Bürgern, die auf die Bemühungen von Kurator und Verein aufmerksam geworden sind. Und wie das in Sachen Leo Küppers erfolgreich weitergeht, macht eine Zahl deutlich: Man erhielt nun das 48. Bild des Künstlers.
Grothes ausgestelltes Werk gliedert sich in drei Aquarelle und acht Ölbilder, neun sind Landschaftsdarstellungen, darunter ein Porträt und ein Stillleben. Deutlich wird, dass für den gebürtigen Roermonder der Fluss eine herausragende Rolle in den Intentionen spielt.
Und bei Grothe ist da noch viel Luft nach oben. Aber auch für andere Künstler, denn der ihm gewidmete Raum ist mit elf Werken im Sinn der Petersburger Hängung weder quantitativ, informativ noch ästhetisch ausgereizt, die rein weißen Wände bieten noch viel Platz für die dort vorgesehenen Wassenberger Landschaftskunstwerke auch anderer Maler.