Ngoumou plötzlich wieder Hoffnungsträger
In den vergangenen Monaten hatte Nathan Ngoumou nicht viele überzeugende Auftritte. Doch die jüngsten beiden Partien haben gezeigt, warum er in den kommenden Wochen wichtig werden kann.
Nathan Ngoumou machte sich an der Seitenlinie für seinen Einsatz bereit, als sich Gladbachs Ausgangslage in dem Bestreben, bei RB Leipzig noch zu punkten, deutlich verschlechterte. Da nach dem Einsatz des Video-Schiedsrichters Lois Opendas Tor doch zählte, da der Schütze zuvor beim Pass nicht im Abseits gestanden hatte, lag Gladbach nach knapp einer Stunde plötzlich 0:2 hinten. Eine schwere Hypothek – auch für Ngoumou, der letztlich ebenfalls die Niederlage beim Tabellenfünften nicht mehr abwenden konnte.
Und doch veränderte sich Borussias Offensivspiel durch Ngoumous Einwechslung. Das lag nicht nur an der bis dahin besten Gladbacher Chance, die Ngoumou in der 68. Minute vergab, als er nach Vorlage Jordan Siebatcheus knapp am Tor vorbeischoss. Vor allem brachte der Franzose mehr Tempo in die Angriffe, er ging auch mal forsch auf den Gegenspieler zu und suchte über den linken Flügel das Eins-gegeneins. Ngoumou häufte in seinen rund 30 Einsatzminuten keine Topwerte an, doch belebte er Borussias ansonsten oftmals trägen Versuche, Leipzig vor Probleme zu stellen.
Das war schon in der Vorwoche gegen Darmstadt der Fall gewesen, als der 23-Jährige ebenfalls nach knapp einer Stunde in die Partie kam. Ngoumou war ein Aktivposten,
auch wenn letztlich nichts Zählbares heraussprang. Doch braucht Borussia gerade jetzt, wo es bei zwei Toren in den vergangenen fünf Spielen deutlich an der Torproduktion hapert, Offensivspieler, die sich etwas zutrauen und die Tiefe und Tempo in die Partie bringen.
Dass ausgerechnet Ngoumou nun wieder als Hoffnungsträger taugt, war indes in den vergangenen Wochen und Monaten nicht abzusehen. Dabei hatte die Spielzeit verheißungsvoll begonnen, Ngoumou schien endgültig angekommen zu sein bei Borussia. In seiner ersten Saison für Gladbach unter Daniel Farke setzte der Flügelspieler kaum Akzente, allerdings schenkte ihm der Trainer auch nur selten das Vertrauen.
Unter Seoane blühte Ngoumou während der Vorbereitung auf, er präsentierte sich kaltschnäuziger im Abschluss und durchsetzungsstärker im Dribbling. Der Wechsel auf die linke Angriffsseite, da in Franck Honorat ein weiterer Rechtsaußen hinzugekommen war, stellte kein Problem dar. Doch war das Hoch nach dem ersten Saisontor direkt zum Auftakt beim FC Augsburg auch schnell wieder beendet. Ein Tor steuerte er noch bei, als AushilfsNeuner traf er zum 2:1-Sieg gegen Hoffenheim, das war es aber auch.
Auch Ngoumou braucht viel mehr Konstanz und Konsequenz in seinen Leistungen, zudem muss er sich in der Defensivarbeit noch deutlich steigern. Doch werden in den kommenden Spielen gegen Bochum, Mainz und Köln, allesamt direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenverbleib, vor allem offensive Akzente gebraucht. Da Tomas Cvancara weiterhin fehlt, Alassane Plea mit seiner Knochenprellung noch auszufallen droht, Florian Neuhaus angeschlagen ist und Robin Hack nach seinem Doppelpack gegen den VfB Stuttgart zum Start ins Jahr weitestgehend blass blieb, könnte Ngoumou nun mal wieder seine Chance von Beginn an erhalten.
Dass damit ein Systemwechsel weg vom 3-5-2-System einhergehen müsste, ist wahrscheinlich. Zum einen ist Ngoumou nicht wie Honorat auf der anderen Seite auch in der Lage, die gesamte Außenbahn alleine zu beackern. Er braucht als
Absicherung einen Mann hinter sich, um seine Stärken auszuspielen. Zum anderen kommt er als Flügelspieler wesentlich besser zur Geltung als im Zentrum als Teil einer Doppelspitze. Das 4-3-3 oder das zu Saisonbeginn praktizierte 4-2-3-1 sind mögliche Grundformationen, in denen Ngoumou auf jeden Fall größere Einsatzchancen hätte.
Es brauche eine gute Balance zwischen Defensive und Offensive, in der Arbeit mit und gegen den Ball, sagte Trainer Seoane sowohl vor als auch nach dem Spiel in Leipzig. Derzeit leidet jedoch eher die Offensivleistung des Teams. Ngoumou hat mit zwei engagierten Joker-Auftritten wieder ein wenig Werbung in eigener Sache gemacht. Es könnte sehr hilfreich sein, ihn in den kommenden Wochen in guter Form wieder länger auf dem Platz zu haben.