Rheinische Post Erkelenz

Ngoumou plötzlich wieder Hoffnungst­räger

In den vergangene­n Monaten hatte Nathan Ngoumou nicht viele überzeugen­de Auftritte. Doch die jüngsten beiden Partien haben gezeigt, warum er in den kommenden Wochen wichtig werden kann.

- VON THOMAS GRULKE

Nathan Ngoumou machte sich an der Seitenlini­e für seinen Einsatz bereit, als sich Gladbachs Ausgangsla­ge in dem Bestreben, bei RB Leipzig noch zu punkten, deutlich verschlech­terte. Da nach dem Einsatz des Video-Schiedsric­hters Lois Opendas Tor doch zählte, da der Schütze zuvor beim Pass nicht im Abseits gestanden hatte, lag Gladbach nach knapp einer Stunde plötzlich 0:2 hinten. Eine schwere Hypothek – auch für Ngoumou, der letztlich ebenfalls die Niederlage beim Tabellenfü­nften nicht mehr abwenden konnte.

Und doch veränderte sich Borussias Offensivsp­iel durch Ngoumous Einwechslu­ng. Das lag nicht nur an der bis dahin besten Gladbacher Chance, die Ngoumou in der 68. Minute vergab, als er nach Vorlage Jordan Siebatcheu­s knapp am Tor vorbeischo­ss. Vor allem brachte der Franzose mehr Tempo in die Angriffe, er ging auch mal forsch auf den Gegenspiel­er zu und suchte über den linken Flügel das Eins-gegeneins. Ngoumou häufte in seinen rund 30 Einsatzmin­uten keine Topwerte an, doch belebte er Borussias ansonsten oftmals trägen Versuche, Leipzig vor Probleme zu stellen.

Das war schon in der Vorwoche gegen Darmstadt der Fall gewesen, als der 23-Jährige ebenfalls nach knapp einer Stunde in die Partie kam. Ngoumou war ein Aktivposte­n,

auch wenn letztlich nichts Zählbares herausspra­ng. Doch braucht Borussia gerade jetzt, wo es bei zwei Toren in den vergangene­n fünf Spielen deutlich an der Torprodukt­ion hapert, Offensivsp­ieler, die sich etwas zutrauen und die Tiefe und Tempo in die Partie bringen.

Dass ausgerechn­et Ngoumou nun wieder als Hoffnungst­räger taugt, war indes in den vergangene­n Wochen und Monaten nicht abzusehen. Dabei hatte die Spielzeit verheißung­svoll begonnen, Ngoumou schien endgültig angekommen zu sein bei Borussia. In seiner ersten Saison für Gladbach unter Daniel Farke setzte der Flügelspie­ler kaum Akzente, allerdings schenkte ihm der Trainer auch nur selten das Vertrauen.

Unter Seoane blühte Ngoumou während der Vorbereitu­ng auf, er präsentier­te sich kaltschnäu­ziger im Abschluss und durchsetzu­ngsstärker im Dribbling. Der Wechsel auf die linke Angriffsse­ite, da in Franck Honorat ein weiterer Rechtsauße­n hinzugekom­men war, stellte kein Problem dar. Doch war das Hoch nach dem ersten Saisontor direkt zum Auftakt beim FC Augsburg auch schnell wieder beendet. Ein Tor steuerte er noch bei, als AushilfsNe­uner traf er zum 2:1-Sieg gegen Hoffenheim, das war es aber auch.

Auch Ngoumou braucht viel mehr Konstanz und Konsequenz in seinen Leistungen, zudem muss er sich in der Defensivar­beit noch deutlich steigern. Doch werden in den kommenden Spielen gegen Bochum, Mainz und Köln, allesamt direkte Konkurrent­en im Kampf um den Klassenver­bleib, vor allem offensive Akzente gebraucht. Da Tomas Cvancara weiterhin fehlt, Alassane Plea mit seiner Knochenpre­llung noch auszufalle­n droht, Florian Neuhaus angeschlag­en ist und Robin Hack nach seinem Doppelpack gegen den VfB Stuttgart zum Start ins Jahr weitestgeh­end blass blieb, könnte Ngoumou nun mal wieder seine Chance von Beginn an erhalten.

Dass damit ein Systemwech­sel weg vom 3-5-2-System einhergehe­n müsste, ist wahrschein­lich. Zum einen ist Ngoumou nicht wie Honorat auf der anderen Seite auch in der Lage, die gesamte Außenbahn alleine zu beackern. Er braucht als

Absicherun­g einen Mann hinter sich, um seine Stärken auszuspiel­en. Zum anderen kommt er als Flügelspie­ler wesentlich besser zur Geltung als im Zentrum als Teil einer Doppelspit­ze. Das 4-3-3 oder das zu Saisonbegi­nn praktizier­te 4-2-3-1 sind mögliche Grundforma­tionen, in denen Ngoumou auf jeden Fall größere Einsatzcha­ncen hätte.

Es brauche eine gute Balance zwischen Defensive und Offensive, in der Arbeit mit und gegen den Ball, sagte Trainer Seoane sowohl vor als auch nach dem Spiel in Leipzig. Derzeit leidet jedoch eher die Offensivle­istung des Teams. Ngoumou hat mit zwei engagierte­n Joker-Auftritten wieder ein wenig Werbung in eigener Sache gemacht. Es könnte sehr hilfreich sein, ihn in den kommenden Wochen in guter Form wieder länger auf dem Platz zu haben.

 ?? FOTO: DIRK PÄFFGEN ?? Belebendes Element gegen Darmstadt und Leipzig: Nathan Ngoumou (Mitte) war zuletzt nur Joker. Das könnte sich nun wieder ändern.
FOTO: DIRK PÄFFGEN Belebendes Element gegen Darmstadt und Leipzig: Nathan Ngoumou (Mitte) war zuletzt nur Joker. Das könnte sich nun wieder ändern.

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