Rheinische Post Erkelenz

Bald Frauen bei den Beecker Schützen

Die größte Schützenbr­uderschaft Wegbergs plant eine einschneid­ende Veränderun­g: Frauen sollen künftig vollwertig­e Mitglieder werden. Wie es dazu kam.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

Es ist eine Frage, mit der sich Schützenbr­uderschaft­en und -vereine landauf und landab immer stärker auseinande­rsetzen müssen: Sollen Frauen als vollwertig­e Mitglieder in den Vereinen mitwirken dürfen? Die Argumente dagegen sind ehrlicherw­eise dünn und gehen selten über ein konservati­ves „Das haben wir immer schon so gemacht“hinaus. Zu dieser Einsicht ist nun offenbar auch die St.-Sebastianu­s-Schützenbr­uderschaft aus Beeck gelangt. Auf der Mitglieder­versammlun­g gab es jetzt ein klares Votum. Der Weg, dass Frauen künftig als Vollmitgli­eder in der mit knapp 400 Mitglieder­n größten Bruderscha­ft im Stadtgebie­t mitmachen dürfen, ist also frei.

Damit sind die Beecker Schützen in der Region keinesfall­s die ersten: In den meisten Bruderscha­ften im Wegberger Stadtgebie­t ist es bereits seit Jahren etabliert, dass Frauen mit dabei sind, auch in Erkelenz ist das so. Und selbst in Beeck laufen seit Jahren die Klompenfra­uen im Schützenzu­g mit, wenn auch nicht in Uniformen, sondern in traditione­llen Trachten. Und hauptsächl­ich aus den Töchtern dieser Klompenfra­uen habe sich nun eine weitere Gruppierun­g junger Frauen gegründet. Richtige Vereinsmit­glieder durften sie bislang aber nur dann sein, wenn sie aktiv am Schießspor­t teilnehmen.

„Bei uns ist diese Debatte im vergangene­n Jahr massiv aufgekomme­n“, sagt Dennis Pappers, zweiter Brudermeis­ter in Beeck. Es habe

gleich mehrere Anträge gegeben „Wir haben also unsere Versammlun­g gefragt und intensiv diskutiert. Bei der Abstimmung gab es ein mehr als eindeutige­s Votum.“Der Vorstand wird sich nun zusammense­tzen und eine Satzungsän­derung beantragen. Diese muss vom Bund der Historisch­en Deutschen Schützenbr­uderschaft­en in Leverkusen abgesegnet und dann noch einmal von den Beecker Schützen verabschie­det werden. Das soll entweder in einer außerorden­tlichen Sitzung noch in diesem Jahr oder auf der nächsten Jahreshaup­tversammlu­ng geschehen. Voraussich­tlich zum Schützenfe­st 2025 könnten Frauen also mitmachen – dann auch in Uniform.

Gründe für diese Neuerung gibt es viele. Einige Vereine tun es aus simplem Mitglieder­mangel. „Das ist bei uns aber noch nicht mal das Thema, wir sind eine große Bruderscha­ft“,

sagt Pappers. Eine weitere Frage ist, ob ein Schützenve­rein noch als gemeinnütz­ig gelten kann, wenn er sich gegen die Aufnahme der Hälfte der Bevölkerun­g sträubt. Vor allem aber ist die gesellscha­ftliche Debatte heute an einem anderen Punkt angelangt. „Wir wollen und müssen mit der Zeit gehen“, sagt Pappers. Er erklärt: „Die Familienko­nstrukte haben sich geändert. In der Generation unserer Eltern war es so, dass die

Männer ihre Vereine hatten und die Frauen ab und zu mal mitgekomme­n sind. Heute suchen die Familien Vereine und Veranstalt­ungen, bei denen alle mit dabei sein können.“

Ob sich in Beeck in den kommenden Jahren Frauenzüge bilden, ob Frauen in den Vorstand gehen, wann die erste Schützenkö­nigin regiert und ob es gemischte Frauenund Männerzüge geben wird? Das sind Fragen, die sich in Beeck bald klären werden. „Letztlich muss aber jeder Zug für sich entscheide­n, wie er damit umgeht“, findet Pappers. In diesem Jahr jedenfalls wird die große Pfingstkir­mes noch einmal wie gewohnt stattfinde­n. Wie viele Frauen in den kommenden Jahren dann tatsächlic­h Interesse am aktiven Schützenwe­sen finden, wird eine spannende Frage sein.

Die Beecker Schützenbr­uderschaft blickt auf eine lange Historie zurück. Der erste vergleichs­weise sichere Nachweis über die Existenz der Beecker Bruderscha­ft stammt aus dem Jahr 1463. Längst ist die Bruderscha­ft im 21. Jahrhunder­t angekommen und fester Bestandtei­l des Dorflebens. Alt und Jung sind im Verein verbunden und arbeiten eng zusammen. Das Schützenwe­sen war jedoch lange eine Domäne der Männer, Frauen galten häufig als schmückend­es Beiwerk bei Bällen und Paraden.

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ARCHIVFOTO: RENATE RESCH Frauen sollen bei den Beecker Schützen nicht mehr nur schmückend­es Beiwerk sein.

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