Bald Frauen bei den Beecker Schützen
Die größte Schützenbruderschaft Wegbergs plant eine einschneidende Veränderung: Frauen sollen künftig vollwertige Mitglieder werden. Wie es dazu kam.
Es ist eine Frage, mit der sich Schützenbruderschaften und -vereine landauf und landab immer stärker auseinandersetzen müssen: Sollen Frauen als vollwertige Mitglieder in den Vereinen mitwirken dürfen? Die Argumente dagegen sind ehrlicherweise dünn und gehen selten über ein konservatives „Das haben wir immer schon so gemacht“hinaus. Zu dieser Einsicht ist nun offenbar auch die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft aus Beeck gelangt. Auf der Mitgliederversammlung gab es jetzt ein klares Votum. Der Weg, dass Frauen künftig als Vollmitglieder in der mit knapp 400 Mitgliedern größten Bruderschaft im Stadtgebiet mitmachen dürfen, ist also frei.
Damit sind die Beecker Schützen in der Region keinesfalls die ersten: In den meisten Bruderschaften im Wegberger Stadtgebiet ist es bereits seit Jahren etabliert, dass Frauen mit dabei sind, auch in Erkelenz ist das so. Und selbst in Beeck laufen seit Jahren die Klompenfrauen im Schützenzug mit, wenn auch nicht in Uniformen, sondern in traditionellen Trachten. Und hauptsächlich aus den Töchtern dieser Klompenfrauen habe sich nun eine weitere Gruppierung junger Frauen gegründet. Richtige Vereinsmitglieder durften sie bislang aber nur dann sein, wenn sie aktiv am Schießsport teilnehmen.
„Bei uns ist diese Debatte im vergangenen Jahr massiv aufgekommen“, sagt Dennis Pappers, zweiter Brudermeister in Beeck. Es habe
gleich mehrere Anträge gegeben „Wir haben also unsere Versammlung gefragt und intensiv diskutiert. Bei der Abstimmung gab es ein mehr als eindeutiges Votum.“Der Vorstand wird sich nun zusammensetzen und eine Satzungsänderung beantragen. Diese muss vom Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften in Leverkusen abgesegnet und dann noch einmal von den Beecker Schützen verabschiedet werden. Das soll entweder in einer außerordentlichen Sitzung noch in diesem Jahr oder auf der nächsten Jahreshauptversammlung geschehen. Voraussichtlich zum Schützenfest 2025 könnten Frauen also mitmachen – dann auch in Uniform.
Gründe für diese Neuerung gibt es viele. Einige Vereine tun es aus simplem Mitgliedermangel. „Das ist bei uns aber noch nicht mal das Thema, wir sind eine große Bruderschaft“,
sagt Pappers. Eine weitere Frage ist, ob ein Schützenverein noch als gemeinnützig gelten kann, wenn er sich gegen die Aufnahme der Hälfte der Bevölkerung sträubt. Vor allem aber ist die gesellschaftliche Debatte heute an einem anderen Punkt angelangt. „Wir wollen und müssen mit der Zeit gehen“, sagt Pappers. Er erklärt: „Die Familienkonstrukte haben sich geändert. In der Generation unserer Eltern war es so, dass die
Männer ihre Vereine hatten und die Frauen ab und zu mal mitgekommen sind. Heute suchen die Familien Vereine und Veranstaltungen, bei denen alle mit dabei sein können.“
Ob sich in Beeck in den kommenden Jahren Frauenzüge bilden, ob Frauen in den Vorstand gehen, wann die erste Schützenkönigin regiert und ob es gemischte Frauenund Männerzüge geben wird? Das sind Fragen, die sich in Beeck bald klären werden. „Letztlich muss aber jeder Zug für sich entscheiden, wie er damit umgeht“, findet Pappers. In diesem Jahr jedenfalls wird die große Pfingstkirmes noch einmal wie gewohnt stattfinden. Wie viele Frauen in den kommenden Jahren dann tatsächlich Interesse am aktiven Schützenwesen finden, wird eine spannende Frage sein.
Die Beecker Schützenbruderschaft blickt auf eine lange Historie zurück. Der erste vergleichsweise sichere Nachweis über die Existenz der Beecker Bruderschaft stammt aus dem Jahr 1463. Längst ist die Bruderschaft im 21. Jahrhundert angekommen und fester Bestandteil des Dorflebens. Alt und Jung sind im Verein verbunden und arbeiten eng zusammen. Das Schützenwesen war jedoch lange eine Domäne der Männer, Frauen galten häufig als schmückendes Beiwerk bei Bällen und Paraden.