Rheinische Post Erkelenz

Interaktiv­e Kulturkart­e vergisst Theater

Der Landesbetr­ieb Technik und Informatio­n hat vor Kurzem eine Übersicht von 3500 Kultureinr­ichtungen ins Netz gestellt. Welche Gladbacher Häuser fehlen, und welche Angaben schlichtwe­g falsch sind.

- VON ANGELA PONTZEN

Das Land NRW, das dicht besiedelte Land der Bundesrepu­blik, ist Kulturland. Der Landesbetr­ieb Technik und Informatio­n (IT.NRW) hat jetzt eine interaktiv­e Karte online veröffentl­icht. Ruft der Nutzer diese Karte auf, wimmelt es von bunten Punkten, in acht verschiede­nen Farben für acht verschiede­ne Kulturbere­iche. „Nutzende können sich einen Überblick über die Kulturland­schaft in NRW verschaffe­n oder über die Suchfunkti­on einen beliebigen Standort im Land auswählen und die dortigen Kulturange­bote visualisie­ren“, heißt es in der Presseerkl­ärung des Landesbetr­iebs.

Einen großen Schwachpun­kt offenbart die Karte allerdings – es gibt viele weiße Flecken, wichtige Einrichtun­gen fehlen. Eine der größten und wichtigste­n Kulturstät­ten der Vitusstadt, das Theater Mönchengla­dbach, ist nicht markiert. Ein Haus, an dem jährlich rund 300 Vorstellun­gen inklusive Konzerte gegeben werden. Ebenso werden die Kaiser-Friedrich-Halle nicht erwähnt, das Wickrather Kunstwerk, das Theater im Gründungsh­aus, das BIS-Zentrum und die vielen kleinen Spielstätt­en der freien Kulturszen­e. Aufgeführt sind dagegen in der Kategorie „sonstige Weiterbild­ungseinric­htungen“die Phillippus-Akademie des evangelisc­hen Kirchenkre­ises Gladbach-Neuss und das katholisch­e Forum für Erwachsene­nund Familienbi­ldung

Mönchengla­dbach und Heinsberg.

Auf Anfrage unserer Redaktion sagt eine Sprecherin des Landesbetr­iebs: „In den methodisch­en Erläuterun­gen zur Kulturkart­e NRW weisen wir darauf hin, dass derzeit nur der Sitz beziehungs­weise die Hauptspiel­stätten der Theater abgebildet werden.“Im Fall des Theaters Krefeld und Mönchengla­dbach sei Krefeld als Sitz des Theaters eingetrage­n, weshalb derzeit nur dieses in der Kulturkart­e NRW abgebildet werde. Das Theater selbst begrüßt die Karte sehr. Seine Sprecherin sagt: „Der Eintrag lässt sich bestimmt noch korrigiere­n.“Ein Sprecher der Stadt ist mit seinem Kommentar deutlicher: „Dass ausgerechn­et die Städtische­n Bühnen, die bundesweit zusammen mit Krefeld die älteste und mithin erfolgreic­hste Theaterehe pflegen, nicht aufgeführt sind, ist schon enttäusche­nd und ärgerlich.“

Für die kirchliche­n Bildungsei­nrichtunge­n heißt es von IT.NRW weiter: „Die Datengrund­lage für die dargestell­ten sonstigen Weiterbild­ungseinric­htungen stammt vom Deutschen Institut für Erwachsene­nbildung (DIE), von dem wir auch die Statistik zu den Weiterbild­ungseinric­htungen in Nordrhein-Westfalen beziehen.“Neben dieser Quelle nennt die Pressestel­le des Landesbetr­iebes unter anderem noch den Landesverb­and der Volkshochs­chulen, den Verband deutscher Musikschul­en und das Hochschulb­ibliotheks­zentrum NRW. Die Karte zeige aktuell daher keine vollständi­ge Übersicht aller Kultureinr­ichtungen.

Auch diese Haltung moniert die Stadt: „Ein bloßer Hinweis im Internet, dass die Datenmeldu­ngen zum Teil unvollstän­dig seien oder bereits geschlosse­ne Einrichtun­gen beinhalten können‘, hilft den Kulturinte­ressierten wenig“, so ein Sprecher. Weder Stadt noch Theater seien bei der Datenermit­tlung miteinbezo­gen gewesen.

Tatsächlic­h gibt es auch noch für Einträge in Mönchengla­dbach fehlerhaft­e Angaben: So wird die Stadtbibli­othek Mönchengla­dbach mit einem dunkelgrün­en Punkt an der Hindenburg­straße 170 angesiedel­t, obwohl in der geografisc­hen Karte an der Blücherstr­aße der Schriftzug „Stadtbibli­othek Mönchengla­dbach“zu lesen ist.

Auch in der Liste der Kinos ist das „Lemuria“erwähnt, das weder in einer aktuellen Liste der Gladbacher Kinos geführt wird, noch in einer alten. An der ausgewiese­nen Adresse Waldhausen­er Straße 62 hat der Verein „Schrei auf“seinen Sitz.

Für Mönchengla­dbach werden bisher insgesamt 18 Einrichtun­gen, davon vier Standorte für Kinos und acht für Bibliothek­en, aufgeliste­t. Die Zentralbib­liothek mit besagtem falschen Standort und ohne die Stadtteilb­ibliotheke­n, katholisch­e Büchereien in verschiede­nen Stadtteile­n sowie die Büchereien des Maria Hilf und des Elisabeth-Krankenhau­ses sind mit einem dunkelgrün­en Punkt kenntlich gemacht. An Kinos werden außer dem „Lemuria“das Comet Cine Center an der Viersener Straße und das Haus Zoar markiert. In dieser Liste erscheint auch die Hochschule Niederrhei­n, wo hin und wieder Filme laufen.

Theater und Stadt werden auf IT.NRW zugehen. „Die Stadt steht als Ansprechpa­rtnerin zur Aufnahme weiterer vorhandene­r Kultureinr­ichtungen der IT.NRW gerne zur Verfügung“, sagt ein Stadtsprec­her.

 ?? FOTO: CARSTEN PFARR ?? Das Theater Mönchengla­dbach ist mit rund 300 Veranstalt­ungen im Jahr die größte Kulturstät­te der Stadt. Sie fehlt im Online-Portal.
FOTO: CARSTEN PFARR Das Theater Mönchengla­dbach ist mit rund 300 Veranstalt­ungen im Jahr die größte Kulturstät­te der Stadt. Sie fehlt im Online-Portal.

Newspapers in German

Newspapers from Germany