Wie Schmadtke die Lage bewertet
Viele Gladbach-Fans haben den Eindruck, dass die Verantwortlichen die Gefahr der Situation verkennen. Sportdirektor Nils Schmadtke versucht nun, das zu widerlegen.
Am Dienstag nach einem Samstagspiel haben alle Beteiligten genug Zeit gehabt, um das Erlebte sacken zu lassen, ein paar Eindrücke zu vertiefen und die Analyse der Leistung noch einmal zu schärfen. Nach der 0:2-Niederlage bei RB Leipzig fiel Sportdirektor Nils Schmadtke die Aufgabe zu, das Ergebnis des Sackenlassens im sogenannten „Standpunkt“, einem Interview auf der Borussia-Website, zu präsentieren.
„Ich finde, der Trainer hat es nach der Partie bereits auf den Punkt gebracht: Uns hat in den entscheidenden Situationen das Durchsetzungsvermögen gefehlt. Das kann man auf mehrere Situationen im Spiel beziehen und sicher auch auf die Szene, in der das 1:0 für Leipzig gefallen ist“, sagt Schmadtke. Der 34-Jährige hatte viele Fans unmittelbar nach dem Spiel nicht erfreut mit seiner Einschätzung zum Auftritt in Leipzig: „Ich finde, wir haben ein gutes Auswärtsspiel gemacht, auch wenn das Ergebnis nicht stimmt und wir uns davon nichts kaufen können“, meinte Schmadtke. Trainer Gerardo Seoane hatte Borussia „gute Ansätze“bescheinigt.
„Leider waren wir aber zu selten gefährlich in der Nähe des Leipziger Tores, um an diesem Abend etwas mitzunehmen“, präzisiert Schmadtke nun. Dass Gladbach erstmals seit September 2021 keinen Schuss aufs gegnerische Tor abgab, wollte er nicht zu hoch hängen. „Es gab zwei gute Kopfbälle von Jordan knapp neben das Tor, zwei weitere Schüsse, die danebengegangen sind, waren ebenfalls gute Gelegenheiten“, so Schmadtke.
Der Sportdirektor, der im vergangenen Sommer vom VfL Wolfsburg gekommen ist, hat sich vor einem Monat nach dem 1:2 gegen den FC Augsburg sehr klar festgelegt: „Wir werden mit dem Abstieg nichts zu tun haben“, sagte er, die Mannschaft werde ihre Punkte schon sammeln. 22 sind in 22 Spielen zusammengekommen, der Schnitt von einem pro Partie bedeutet nur deshalb noch keinen akuten Abstiegskampf, weil der 1. FC Köln als Tabellen-16. eine historisch schlechte Ausbeute hat, die nur der VfB Stuttgart vor fünf Jahren einmal unterbot.
„Wir wissen, dass wichtige Spiele für uns anstehen und wir alle wissen um die aktuelle Situation. Die Mannschaft, das Trainerteam, der Staff und alle drumherum“, versichert Schmadtke. Die nächsten Gegner sind der VfL Bochum, der FSV Mainz 05 und der 1. FC Köln, die Gefahr des Absturzes ist für den 15. der Liga genauso da wie die Chance, das Thema Abstieg binnen drei Wochen wirklich ganz weit wegzudrücken.
Behält Schmadtke Recht mit seiner Zuversicht oder widerlegt ihn die Realität? „Wir müssen trotzdem Ruhe bewahren und weiterarbeiten. Wir wissen, was wir verbessern müssen, um Punkte einzufahren. Man merkt, dass eine positive Anspannung da ist, und ich beobachte, dass die Mannschaft zusammensteht“, sagt Schmadtke.
Die Stimmung im Umfeld ist momentan vermutlich so schlecht wie noch nie in dieser Saison. Nach dem angesichts des Startprogramms fast schon einkalkulierten Fehlstarts war der Kredit der Fans beinahe unberührt, jetzt brodelt es. Auch deshalb wirbt Schmadtke vor dem Spiel gegen Bochum, wenn der Heimbereich im Borussia-Park ausverkauft sein wird, um den Rückhalt der eigenen Anhänger. „Uns haben die Fans schon zu Beginn der Saison getragen, als wir auch da schon keine einfache Phase hatten. Diese Unterstützung, diesen Push brauchen wir jetzt auch“, sagt er. Schmadtke weiß allerdings auch, „dass wir vor allem an Ergebnissen gemessen werden. Entwicklungen laufen da eher im Hintergrund.“