Rheinische Post Erkelenz

Das Vertrauen der Vereine zurückgewo­nnen

Michael Kranz, seit Mai 2022 Vorsitzend­er des Fußballkre­ises Heinsberg, hat mit seinem ebenfalls fast komplett neuen Vorstand die Hälfte seiner Amtszeit hinter sich. Im Gespräch mit unserer Redaktion zieht er eine erste Bilanz – und nennt seine weiteren W

- MARIO EMONDS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Zum zweiten Mal in der Geschichte des Fusions-Fußballkre­ises Heinsberg gab es auf dem Kreistag 2022 eine geheime Abstimmung über den neuen Vorsitzend­en – Nachfolger des langjährig­en Vorsitzend­en Eduard Meinzer wurde so Michael Kranz. Auf dem Kreistag davor (2019) hatte der heute 45-Jährige seine Kandidatur bereits angekündig­t. Zur Halbzeit seiner Amtszeit äußert er sich zum Stand der Dinge.

Sie waren unter anderem mit dem Ziel angetreten, die Kommunikat­ion mit den Vereinen deutlich zu verbessern – da hatte es Ihrer Meinung nach arge Defizite gegeben. Wie hat sich die Sache entwickelt?

KRANZ Genau das haben wir auch umgesetzt. Wir haben das Vertrauen der Vereine zurückgewo­nnen. Wir zeigen Präsenz, bieten viele Informatio­nen, holen die Vereine da ab, wo sie stehen, haben zu diesen einen ganz engen Draht. All das hatten viele Vereine vorher vermisst.

Womit haben Sie im Mai 2022 denn angefangen?

KRANZ Zunächst einmal haben wir die Geschäftss­telle entrümpelt, haben einen Fernseher angeschaff­t, mit dem nun auch Videokonfe­renzen möglich sind. Dazu haben wir die Verwaltung maßgeblich digitalisi­ert.

Was heißt das konkret?

KRANZ Wir haben alle Mitarbeite­r mit einheitlic­hen FVM-E-MailAdress­en und Office-365-Paketen ausgestatt­et. Das erleichter­t das tägliche Arbeiten sehr. So können nun endlich auch alle Dokumente von jedem geöffnet werden – daran hatte es vorher gehapert, war das teilweise ein großes Durcheinan­der.

Was Sie auch für Außenstehe­nde spürbar verbessert haben, ist die Aktualität auf der Homepage des Kreises.

KRANZ Ja, auch mit diesem Ziel waren wir ja angetreten. Ich kann Ihnen versichern, dass gerade das sehr viel Arbeit war, doch wir haben es geschafft. Generell sind wir auf einem sehr guten Weg.

Wie ist das Miteinande­r im neuen Vorstand?

KRANZ Sehr gut, keiner nimmt sich selbst zu wichtig. Alle haben das große Ganze im Blick, die Zusammenar­beit und Unterstütz­ung der Mitarbeite­r geschieht bereichsüb­ergreifend.

Wie ist die Zusammenar­beit mit

dem Fußball-Verband Mittelrhei­n? KRANZ Die könnte besser sein, ist teilweise recht schleppend, da müssen wir schon mal recht lange auf Antworten warten. Beispiel FairPlay-Ehrung: Die war im Mai – die Präsente sind jetzt bei mir angekommen. Gravierend­er ist freilich noch etwas anderes: Als einziger der neun Kreise im FVM haben wir immer noch kein Sepa-Mandat für Überweisun­gen – warum nicht, weiß keiner so genau. Das ist gerade auch für die Vereine sehr unbefriedi­gend. Von uns bekommen sie nun aber quartalsmä­ßig die Kontoauszü­ge – auch mit den Strafen, die sie zum Beispiel wegen eines Schiedsric­hter-Untersolls bezahlen müssen.

Wie ist da die Zahlungsmo­ral?

KRANZ Die ist generell sehr gut. Etliche Vereine zahlen schon, sobald die Mail im Postfach ist. Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass Transparen­z dabei ganz wichtig ist. Die Vereine wollen eben wissen, wofür genau sie zahlen müssen.

Wo spüren Sie noch eine signifikan­te Verbesseru­ng?

KRANZ Zum Beispiel bei der statistisc­hen Erhebung der Mitglieder­zahlen für den DFB. Für die Meldung haben die Klubs sechs Wochen Zeit,

danach gibt es Geldstrafe­n. Auf die erste Anfrage hatten 22 unserer Vereine nicht reagiert, die habe ich per Anruf oder WhatsApp alle persönlich kontaktier­t – diese Zeit muss man sich einfach nehmen. Das hatte dann auch Erfolg: Bei der zweiten Anfrage fehlte kein einziger Verein mehr. Das ist im Vergleich mit anderen Kreisen sehr ungewöhnli­ch und freut mich daher sehr.

Wie viel Zeit investiere­n Sie denn generell in den Vorsitz?

KRANZ Der Zeitaufwan­d beträgt im Schnitt schon drei Stunden am Tag.

Das ist extrem viel – zumal Sie auch noch als Schiedsric­hter und als Geschäftsf­ührer beim SC 09 Erkelenz sehr aktiv sind.

KRANZ Ja, man muss schon gut durchorgan­isiert sein, wenn man alles schaffen möchte – das bin ich.

Dazu sind Sie ja auch noch Organisati­onsleiter für Jugendturn­iere in den Niederland­en, Kroatien und Italien – und sind dann jeweils auch vor Ort.

KRANZ Ja, damit habe ich 1995 begonnen. Stets über Ostern, Pfingsten und den langen Wochenende­n an Christi Himmelfahr­t und Fronleichn­am bin ich dann unterwegs

bei diesen Turnieren.

Wie ist es um das Schiedsric­hterwesen im Kreis bestellt?

KRANZ Wir sind zufrieden. Aktuell haben wir 175 Schiedsric­hter, darunter 35 Neue. Umgekehrt hatten wir nur zwölf Abmeldunge­n. Das heißt, dass rund 85 Prozent aller Spiele besetzt werden können.

Wie ist der Stand beim Ausbildung­swesen?

KRANZ Die alte C-Lizenz haben im vergangene­n Jahr 61 erworben, 38 den Basis-Coach. Ein Senioren-CLizenz-Lehrgang ist in Planung. Wir rechnen damit, dass die Plätze wieder schnell vergeben sein werden. Wir waren der zweite Kreis im FVM, der einen C-Lizenz-Senioren-Lehrgang angeboten hat. Mit 25 war der auch rasch ausgebucht. Ich würde mir wünschen, dass jeder Trainer zumindest den Basis-Coach macht. In der FVM-Ausbildung­sstatistik sind wir übrigens von Platz acht auf Rang drei geklettert. Thomas Graf, Florian Kramp und Dirk Colling leisten auf diesem Sektor ganze Arbeit.

Ein Anliegen ist Ihnen auch der Alte-Herrenund Freizeitbe­reich.

KRANZ Ja. So sind wir der einzige FVM-Kreis mit einer Hallen-Kreismeist­erschaft

für Ü-Teams. Die findet im März in Ratheim statt, die im Feld im Mai in Hückelhove­n. Das Training der Ü60 begleitet Uli Höfels.

Wie viele Vereine bieten im Gesundheit­ssport mittlerwei­le Walking Football an?

KRANZ Vier: Sportfreun­de Uevekoven, Viktoria Rath-Anhoven, SV Baal und Concordia Haaren.

Wie sieht es im Kreis eigentlich bei Negativ-Auswüchsen wie Rassismus, Homophobie und Gewalt aus?

KRANZ Ein bisschen sind wir da hier noch im gelobten Land, befinden uns gottlob in sehr ruhigem Fahrwasser. Einen Rassismusf­all hatten wir 2023 keinen einzigen – derartige Fälle gehen zudem direkt an den Verband. In der Jugend hatten wir zuletzt einen Spielabbru­ch, Gewalt gegen Schiedsric­hter ist mir nicht bekannt. Für derartige Fälle haben wir im Schiedsric­hter-Ausschuss nun aber auch einen psychologi­schen Ersthelfer installier­t, der vom Verband in Hennef geschult wurde.

Wer ist denn das?

KRANZ Das ist Francesco de Longis aus Erkelenz. Von Beruf ist er übrigens

Rettungssa­nitäter.

Wie geht es in der Jugend weiter? Der Ausschuss-Vorsitzend­er Konrad Bohnen wollte ja eigentlich nach der Hälfte dieser Amtszeit den Staffelsta­b an Reinhard Trulley weiterreic­hen – das wäre jetzt der Fall. KRANZ Aktuell kann ich dazu nichts sagen. Im März trifft sich der Jugendvors­tand, um über die weitere Rollenvert­eilung zu sprechen.

Thema Spielbetri­eb: Welchen Wunsch haben Sie da?

KRANZ Da bei den Frauen eine ALiga nur für den Kreis Heinsberg mangels Masse leider utopisch ist, würde ich es sehr begrüßen, wenn wir im Verbandsge­biet zumindest sechs kreisüberg­reifende A-Ligen aus den neun Kreisen aufgestell­t bekommen würden.

Haben Sie auch noch einen persönlich­en Wunsch?

KRANZ Ich würde gerne noch einmal in der A-Liga der Herren pfeifen. Regeltechn­isch ist das für mich natürlich gar kein Problem, doch die Anforderun­gen bei den Lauftests sind zuletzt sehr angezogen worden. Da muss ich noch einiges tun.

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FOTO: RUTH KLAPPROTH Kreisvorsi­tzender Michael Kranz sieht ein Ziel schon mal erreicht: die deutliche Verbesseru­ng der Kommunikat­ion mit den Vereinen.

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