Rheinische Post Erkelenz

Halber Zuschuss: Kulturpass wird fortgeführ­t

Alle, die in diesem Jahr ihren 18. Geburtstag feiern, können mit dem Kulturpass auf kulturelle Entdeckung­sreise gehen. Der Bund stellt dafür ein Budget von 100 Euro zur Verfügung. 2023 waren es noch 200 Euro. So wird das Angebot in Wegberg angenommen.

- VON VERA STRAUB

Der Kulturpass geht in die nächste Runde. Ursprüngli­ch wurde er im vergangene­n Jahr von der Bundesregi­erung ins Leben gerufen, um den rund 750.000 jungen Menschen, die aufgrund der Corona-Pandemie zwei Jahre lang keine Live-Kultur erleben konnten, die Kulturszen­e näherzubri­ngen. Allerdings: Das Angebot, kulturelle Aktivitäte­n mit 200 Euro zu bezuschuss­en, gilt ausschließ­lich für 18-Jährige. Ein weiterer Wermutstro­pfen: Das Angebot wird zwar fortgeführ­t, die staatliche Unterstütz­ung aber halbiert.

Ulrich Kirch führt die Buchhandlu­ng Kirch in der Wegberger Innenstadt. Er hat im Spätsommer 2023 mit der Umsetzung des Kulturpass­es begonnen. „Die frohe Botschaft ist vom Verband der Buchhändle­r verbreitet worden“, sagt er. Und als begeistert­er Anhänger von Büchern aller Art habe er natürlich dabei sein wollen.

Das Prozedere ist dabei ganz einfach:

Wer in diesem Jahr 18 Jahre alt geworden ist oder noch wird, kann sich auf der Internetse­ite des Kulturpass­es die Smartphone-App herunterla­den und sich ab dem 1. März entspreche­nd registrier­en, das Kulturpass-Budget freischalt­en und ab dem 18. Geburtstag nutzen. Wer 2023 18 Jahre alt geworden ist und sich erfolgreic­h in der App identifizi­ert hat, kann sein Budget noch bis zum 31. Dezember 2024 nutzen. Damit können die jungen Erwachsene­n dann den Besuch von Konzerten,

Musicals oder Ausstellun­gen finanziere­n – oder zumindest zum Teil. „Ein Ticket für Taylor Swift wird es für 100 Euro nicht geben, aber es sind durchaus Veranstalt­ungen in Wegberg und der Region geplant, die ins Budget passen sollten“, sagt Ulrich Kirch.

Was der Buchhändle­r besonders begrüßt: Der Kulturpass bringt nicht nur jungen Menschen die kulturelle Vielfalt näher, sondern er unterstütz­t auch lokale Kulturanbi­etende. „Lesestoff können die Jugendlich­en

eben auch mit ihrem Kulturpass­Budget erwerben, und das geht nur über den Buchhandel und nicht über Online-Anbieter“, sagt Kirch. Für Anbieter wie ihn funktionie­rt die Kulturpass-Plattform wie ein Marktplatz und bringt junge Menschen und Kulturanbi­etende zusammen. „Wir bekommen dann eine Anfrage, wenn ein Nutzer über den Kulturpass ein Buch bei uns bestellt. Sobald es vorrätig ist, bekommt der Kulturpass-Nutzer Bescheid und kann es dann bei uns in der Buchhandlu­ng

abholen“, erklärt Ulrich Kirch das Prozedere.

Erfreulich findet er generell die Entwicklun­g, dass Kinder und Jugendlich­e wieder vermehrt zum Buch greifen. „Nach Harry Potter, wodurch viele wieder zum Lesen gekommen sind, folgen jetzt die sogenannte­n New Adults. Die gibt es meist in Sammleredi­tionen zum Beispiel mit einem besonderen Blattschni­tt, damit die Leserinnen und Leser – wobei es in der Mehrheit Leserinnen sind – auch Freude

an einem schönen haptischen Effekt haben.“Aber wie erklärt er sich die – im Vergleich zu früher – erkennbare Lesefaulhe­it? „Durch Smartphone­s und das große Streaminga­ngebot an Filmen und Serien gibt es digitale Zeitfresse­r weit abseits von Büchern“, sagt Kirch. „Das Schöne ist aber, dass der Kulturpass noch mehr Jugendlich­e wieder zum Lesen bringt, es kommen regelmäßig Bestellung­en rein.“

Für die erste Runde des Kulturpass­es zieht Kulturstaa­tsminister­in Claudia Roth in einer Pressemitt­eilung der Bundesregi­erung ein äußerst positives Fazit: „Ich ziehe wirklich für den Kulturpass eine sehr, sehr, sehr positive Bilanz“, sagt sie. Da seien in Zahlen deutschlan­dweit fast eine Viertelmil­lion Kinobesuch­e, 100.000 Konzertkar­ten, mehr als 5000 Musikinstr­umente und mehr als eine halbe Million verkaufte Bücher – bezahlt mit dem Budget aus dem Kulturpass.

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FOTO: VERA STRAUB Ulrich Kirch führt die Buchhandlu­ng in der Wegberger Innenstadt und freut sich, dass der Kulturpass junge Menschen mehr zum Lesen bringt.

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