Rheinische Post Erkelenz

Warum der Sommerkuns­ttreff auf Hohenbusch vor dem Aus steht

- VON DANIELA GIESS

Die E-Mail, die sie jetzt an die langjährig­en Teilnehmer und andere Kunstinter­essierte verschickt­e, sorgte bei manchen Lesern für eine Art Schockstar­re. Kein Sommerkuns­ttreff mehr auf dem Gelände des ehemaligen Kreuzherre­nklosters Haus Hohenbusch.

Der Grund: zu wenig Anmeldunge­n, zu wenig fachkundig­e Dozenten. Kunsttreff-Leiterin Elke Bürger zog deshalb die Reißleine. In enger Absprache mit Frank Körfer, dem Vorsitzend­en des Fördervere­ins für die Anlage bei Hetzerath, die sich im Eigentum der Stadt Erkelenz befindet, beschloss sie das Aus für die beliebte Workshop-Reihe – zumindest für den kommenden Sommer.

Wie es im nächsten Jahr weitergeht, steht noch nicht fest. „Wir werden das bisherige Konzept jetzt erst einmal überarbeit­en“, kündigt die selbststän­dige Kursleiter­in an, die im Elternhaus ihres Ehemannes Kindern, Jugendlich­en und Erwachsene­n regelmäßig Mal- und Formgestal­tungstechn­iken beibringt. Denkbar sei zum Beispiel, den Hohenbusch­er Sommerkuns­ttreff künftig nur noch an den Wochenende­n stattfinde­n zu lassen. „Bisher hat die Stadt Erkelenz mir dafür drei volle Wochen zur Verfügung gestellt“, erzählt Elke Bürger.

Man merkt: Die Entscheidu­ng ist

ihr nicht leicht gefallen; sie denkt gerne an die gemeinsame Zeit in Hohenbusch mit Hobbykünst­lern aus ganz Deutschlan­d und den benachbart­en Niederland­en zurück. „Zwölf Jahre habe ich das gemacht“, sagt die Schwanenbe­rgerin nachdenkli­ch. Und weiter: „Die Veranstalt­ung lebte immer vom Austausch.“Zwischendu­rch die eigene Staffelei oder den Werktisch verlassen, um anderen Künstlern bei ihrer kreativen Tätigkeit über die Schulter zu schauen – das sei das Einzigarti­ge am Sommerkuns­ttreff gewesen. Auch die langjährig­en Teilnehmer trauern der Workshop-Reihe hinterher, bedauern den Wegfall dieser beliebten Möglichkei­t, sich für einige Tage oder eine ganze Woche ihrem künstleris­chen Hobby widmen zu können und dabei auf dem weitläufig­en Areal der ehemaligen Klosteranl­age neue Impulse aufzunehme­n.

Drei befreundet­e Künstlerin­nen, die die schriftlic­he Absage hart getroffen habe, überlegten nun, als Alternativ­e in den Sommermona­ten trotzdem aus der Nähe von Hannover anzureisen und Kurse in Bürgers Gerderhahn­er Atelier zu belegen. Kunstharz, Schmuck, Speckstein, Aktzeichne­n, abstrakte oder gegenständ­liche Malerei, Filzen und vieles mehr – das Kursangebo­t war immer breit gefächert. Doch in der Corona-Zeit verabschie­deten sich langjährig­e Dozenten. „Viele haben sich komplett umorientie­rt und sind zum Beispiel in ihre alten Berufe zurückgeke­hrt“, hat Elke Bürger festgestel­lt. Es fiel ihr schwer, neue Dozenten zu finden, die beim Unterricht­en das fachliche Niveau beibehalte­n hätten – einige frühere Teilnehmer setzten mittlerwei­le auch lieber auf Online-Angebote, um neue Techniken zu erlernen.

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ARCHIVFOTO: JÖRG KNAPPE Sommerkuns­ttreff mit Elke Bürger (li.) bald passé?

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