Wie schnell ein Leben vorbei sein kann
Der Crash Kurs NRW war wieder zu Gast an der Betty-Reis-Gesamtschule in Wassenberg. Das Projekt richtet sich an junge Fahranfänger, die ganz bewusst drastische Bilder zu sehen bekamen.
Die Bilder, die im Forum der Betty-Reis-Gesamtschule zu sehen waren, ließen den Schülerinnen und Schülern den Atem stocken. Sie sahen das, was sonst nur Rettungskräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei zu sehen bekommen: Bilder von schwerstverletzten oder gar toten Unfallopfern, die gerade mal so alt sind wie die Schülerinnen und Schüler.
Nach zwei Jahren war das Heinsberger Team vom Crash Kurs NRW wieder zu Gast in der Schule und konfrontierte die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 11 und 12 mit realen Unfallereignissen der jüngeren Vergangenheit. Moderiert von Georg Schippers, Dienstgruppenleiter der Kreispolizeibehörde Heinsberg in Erkelenz-Ost, traten nacheinander die ehemalige BRG-Schülerin Lena Keller, jetzt Polizei-Kommissarin, Feuerwehrmann Frank Nölle, Notfallseelsorger Stephan Lütgemeier und Martina Wilmes als eine vom Unfalltod ihrer Tochter betroffene Mutter auf.
Mit Bildunterstützung schilderten die verschiedenen Akteurinnen und Akteure ihre sehr persönlichen Erfahrungen bei Unfällen und mit den Folgen, die sie bearbeiten und vor allem verarbeiten mussten. Ihr gemeinsames Anliegen: die Schülerinnen und Schüler als junge und aktive Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Straßenverkehr über die besonderen Gefahren und möglichen
Folgen von Fehlverhalten informieren und emotional sensibilisieren. Alle warben am Ende ihrer eindringlichen Vorträge für umsichtiges und vorsichtiges Fahren mit einfachen, aber klaren Appellen: kein Fahren nach Alkoholkonsum, kein Mitfahren bei jemandem, der Alkohol oder andere Drogen konsumiert, keine Ablenkung durch Zigarettensuche oder Nutzen des Smartphones.
Die Schülerinnen und Schüler verfolgten äußerst angespannt und aufmerksam die teilweise drastischen Bilder, die zu sehen waren. Die Kreispolizeibehörde setzt ganz bewusst darauf und hofft sehr, dass die Präventionsarbeit ihr Ziel erreicht: die Reduzierung von Unfällen mit teilweise tödlichen Folgen.
Im Vorfeld der Veranstaltung in der Betty-Reis-Gesamtschule hatten die Schülerinnen und Schüler ihre Träume und Zukunftsvorstellungen notiert. Beispiele waren mit Luftballons an einer Pinnwand dokumentiert, und nach jedem Vortrag zerplatzte ein roter Lebenstraum, sodass am Ende nur der grüne Hoffnungsballon unversehrt blieb.
Die Schülerinnen und Schüler reagierten teilweise sehr emotional und mit starker Betroffenheit auf das Geschilderte und Gesehene. Peer Küppers (Jahrgangsstufe Q1) meinte, sein Vater habe ihm als Feuerwehrmann schon einiges schildern können, doch hätten die konkreten Beispiele die realen Gefahren noch einmal sehr deutlich gemacht. Julina
Langohr (Q1) sitzt wie ihr Mitschüler schon im begleitenden Fahren selbst am Steuer und meinte: „Dass es meiner Mutter einmal so geht wie Frau Wilmes, mag ich mir nicht vorstellen.“Dass sie jetzt vorsichtiger und mit dem festen Vorsatz fahre, alle Regeln genau einzuhalten, bestätigt den Sinn des Crash Kurses. Und Leonie Beitens (EF) Fazit lautete schließlich: „Immer wieder musste ich an mein eigenes Fahren im Straßenverkehr denken. Ich weiß jetzt noch mehr, welche Gefahren bestehen und wie schnell etwas passieren kann.“
Als Koordinator für den Bereich der Präventionsarbeit zieht BRGLehrer Achim Bresser ein durchaus positives Fazit: „Wir hoffen alle sehr, dass die Veranstaltung nachhaltig wirkt und mit dazu beiträgt, dass die jungen Fahrerinnen und Fahrer stets umsichtig unterwegs sind und von schweren Unfällen verschont bleiben.“
Alle zwei Jahre bereitet die Betty-Reis-Gesamtschule die Schülerschaft, die in das Alter kommt, selbst ein Auto fahren zu dürfen, sehr behutsam auf den Crash Kurs NRW vor. Auch während der Veranstaltungen stehen Lehrerinnen und Lehrer bereit, die Schüler aufzufangen, für die die Bilder und Szenen einfach zu hart sind. Darüber hinaus auch eine Mutter zu hören, die schonungslos berichtet, was der Tod des eigenen Kindes wirklich mit einer Familie macht, brachte die Schüler dazu, nachdenklich zu werden.