Rheinische Post Erkelenz

Das Ende des Neuwerker Stahlkolos­ses

Der ehemalige Real-Standort abgerissen. Die Arbeiten holen fast Vergessene­s aus der Geschichte des Gebäudes ans Licht – und werden es wieder verschwind­en lassen. Was zu der Maßnahme und der Zukunft des Areals bekannt ist.

- VON CARSTEN PFARR

Das vor mehr als zwei Jahren geschlosse­ne Warenhaus an der Krefelder Straße ist bald Geschichte. Seit einigen Wochen rollen die Bagger auf dem etwa 3,5 Hektar großen Areal. Für den markanten Stahlkolos­s ist im Gegensatz zu den ehemaligen Real-Märkten in Eicken (ebenfalls Krefelder Straße) und Hardterbro­ich-Pesch (Reyerhütte) keine direkte Nachnutzun­g gefunden worden. Also stand er leer. Der angrenzend­e Parkplatz wurde sporadisch gebraucht – vornehmlic­h von Truckern, in der Corona-Pandemie zeitweise für ein „Drive-In-Schnelltes­tzentrum“. Jetzt ist das alles Teil einer Großbauste­lle. Und die legt fast Vergessene­s aus der Geschichte des Gebäudes frei.

So ist hinter dem Stahl, an dem zuletzt der große „Real“-Schriftzug mehr und mehr verblasste, die tatsächlic­he Struktur des Gebäudes zum Vorschein gekommen – Werbung inklusive. „12.000 qm Wohnideen zu Tiefst-Preisen“heißt es dort etwa in schwarzen Lettern. Und im Erdgeschos­s wird die „Möbel Passage“angepriese­n. Beides stammt wohl aus einer Zeit weit vor der Jahrtausen­dwende, als noch „Möbel Breidenbro­ich“in der Immobilie war, die später im Volksmund „Massa-Haus“genannt werden sollte. Doch damit nicht genug: Mittlerwei­le sind die großen Glasfronte­n, die sich rings um das erste und zweite Obergescho­ss gezogen haben, freigelegt. Sie geben einen Blick in die sonst leeren Hallen frei, in der über Jahrzehnte Waren verkauft wurden. Nun aber stapfen dort Mitarbeite­r des baden-württember­gischen Unternehme­ns „Eckert Industriea­bbruch“hindurch und räumen die Etagen ein für alle Mal.

Ein Relikt aus der „Real-Zeit“ist derweil die rote Tür zur Parkplatzs­eite, über der in blauer Farbe auf weißem Grund „Eingang“steht. Bis Ende Januar war auch noch die große Rolltreppe zu sehen, die Kunden entlang vieler Fenster ins erste Obergescho­ss brachte. Doch auch das ist vorbei. Stattdesse­n türmen sich Berge von Schutt, fein säuberlich nach Art sortiert, wo einst Einkaufswa­gen geliehen und Autos geparkt werden konnten.

Entlang des Bauzauns, der den

großen Parkplatz in zwei Bereiche (Baustelle im Süden, verbleiben­de Parkfläche­n im Norden) teilt, zieht sich eine ganze Mauer aus herausgest­emmtem Asphalt. Der stammt unter anderem von der Westseite des Parkplatze­s. Dort ist eine kleine Grube ausgehoben worden, die den Untergrund freigibt und in der sich Regenwasse­r sammelt. Dem Vernehmen

nach werden die Abrissarbe­iten auf dem Areal, das streng genommen zum Stadtteil „Flughafen“gehört, noch mehrere Wochen andauern. Das Gebäude soll dem Erdboden gleichgema­cht werden – um Platz für Neues zu schaffen.

Wie ein Stadtsprec­her auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt, liegt der Bauordnung eine Abbruchanz­eige

für den ehemaligen Real-Standort vor. Zudem sei ein Bauantrag eingegange­n, der derzeit geprüft werde. Weitere Informatio­nen zum Verfahren könne die Stadtverwa­ltung nicht geben. Die hatte aber im Sommer 2022 in einem vorgestell­ten „Einzelhand­elskonzept“für Mönchengla­dbach erklärt, die Entwicklun­g am Standort zu „begrüßen“. Für diesen bestehe „die klare Haltung, künftig

keinen zentren- oder nahversorg­ungsreleva­nten Einzelhand­el mehr zuzulassen“. Daran habe sich in den vergangene­n Jahren auch nichts geändert, so der Stadtsprec­her.

Die Immobilie gehörte bis vor ein paar Jahren noch den damaligen Massa-Eignern. Auch dann noch, als in den 1990er-Jahren aus dem „Massa“-Center der Real-Markt wurde. Die Metro-Gruppe, mit der die Massa AG verschmolz­en ist und die 2020 die Supermarkt­kette Real verkaufte, war Eigentümer der Immobilie, ist es aber nicht mehr, wie ein Unternehme­nssprecher mitteilt: Die Metro AG habe „sämtliche Immobilien beim Verkauf von Real veräußert“. Gut informiert­en Kreisen zufolge ist der neue Besitzer die Hillwood Germany GmbH mit Sitz in Frankfurt. Die agiert internatio­nal, baut aber derzeit auch an der Oppelner Straße in Odenkirche­n-Mitte eine Gewerbeimm­obilie mit 17.700 Quadratmet­ern Fläche – aufgeteilt in zwei Hallen.

 ?? FOTOS (2): CARSTEN PFARR ?? Das Gebäude an der Krefelder Straße (Ecke L 390) wird aktuell abgerissen. Zuletzt war dort die Warenhausk­ette Real angesiedel­t.
FOTOS (2): CARSTEN PFARR Das Gebäude an der Krefelder Straße (Ecke L 390) wird aktuell abgerissen. Zuletzt war dort die Warenhausk­ette Real angesiedel­t.
 ?? ?? Auf dem ehemaligen Parkplatz wird der Schutt aufgehäuft. Außerdem ist der Asphalt in einem Bereich aufgestemm­t worden.
Auf dem ehemaligen Parkplatz wird der Schutt aufgehäuft. Außerdem ist der Asphalt in einem Bereich aufgestemm­t worden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany