Das Ende des Neuwerker Stahlkolosses
Der ehemalige Real-Standort abgerissen. Die Arbeiten holen fast Vergessenes aus der Geschichte des Gebäudes ans Licht – und werden es wieder verschwinden lassen. Was zu der Maßnahme und der Zukunft des Areals bekannt ist.
Das vor mehr als zwei Jahren geschlossene Warenhaus an der Krefelder Straße ist bald Geschichte. Seit einigen Wochen rollen die Bagger auf dem etwa 3,5 Hektar großen Areal. Für den markanten Stahlkoloss ist im Gegensatz zu den ehemaligen Real-Märkten in Eicken (ebenfalls Krefelder Straße) und Hardterbroich-Pesch (Reyerhütte) keine direkte Nachnutzung gefunden worden. Also stand er leer. Der angrenzende Parkplatz wurde sporadisch gebraucht – vornehmlich von Truckern, in der Corona-Pandemie zeitweise für ein „Drive-In-Schnelltestzentrum“. Jetzt ist das alles Teil einer Großbaustelle. Und die legt fast Vergessenes aus der Geschichte des Gebäudes frei.
So ist hinter dem Stahl, an dem zuletzt der große „Real“-Schriftzug mehr und mehr verblasste, die tatsächliche Struktur des Gebäudes zum Vorschein gekommen – Werbung inklusive. „12.000 qm Wohnideen zu Tiefst-Preisen“heißt es dort etwa in schwarzen Lettern. Und im Erdgeschoss wird die „Möbel Passage“angepriesen. Beides stammt wohl aus einer Zeit weit vor der Jahrtausendwende, als noch „Möbel Breidenbroich“in der Immobilie war, die später im Volksmund „Massa-Haus“genannt werden sollte. Doch damit nicht genug: Mittlerweile sind die großen Glasfronten, die sich rings um das erste und zweite Obergeschoss gezogen haben, freigelegt. Sie geben einen Blick in die sonst leeren Hallen frei, in der über Jahrzehnte Waren verkauft wurden. Nun aber stapfen dort Mitarbeiter des baden-württembergischen Unternehmens „Eckert Industrieabbruch“hindurch und räumen die Etagen ein für alle Mal.
Ein Relikt aus der „Real-Zeit“ist derweil die rote Tür zur Parkplatzseite, über der in blauer Farbe auf weißem Grund „Eingang“steht. Bis Ende Januar war auch noch die große Rolltreppe zu sehen, die Kunden entlang vieler Fenster ins erste Obergeschoss brachte. Doch auch das ist vorbei. Stattdessen türmen sich Berge von Schutt, fein säuberlich nach Art sortiert, wo einst Einkaufswagen geliehen und Autos geparkt werden konnten.
Entlang des Bauzauns, der den
großen Parkplatz in zwei Bereiche (Baustelle im Süden, verbleibende Parkflächen im Norden) teilt, zieht sich eine ganze Mauer aus herausgestemmtem Asphalt. Der stammt unter anderem von der Westseite des Parkplatzes. Dort ist eine kleine Grube ausgehoben worden, die den Untergrund freigibt und in der sich Regenwasser sammelt. Dem Vernehmen
nach werden die Abrissarbeiten auf dem Areal, das streng genommen zum Stadtteil „Flughafen“gehört, noch mehrere Wochen andauern. Das Gebäude soll dem Erdboden gleichgemacht werden – um Platz für Neues zu schaffen.
Wie ein Stadtsprecher auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt, liegt der Bauordnung eine Abbruchanzeige
für den ehemaligen Real-Standort vor. Zudem sei ein Bauantrag eingegangen, der derzeit geprüft werde. Weitere Informationen zum Verfahren könne die Stadtverwaltung nicht geben. Die hatte aber im Sommer 2022 in einem vorgestellten „Einzelhandelskonzept“für Mönchengladbach erklärt, die Entwicklung am Standort zu „begrüßen“. Für diesen bestehe „die klare Haltung, künftig
keinen zentren- oder nahversorgungsrelevanten Einzelhandel mehr zuzulassen“. Daran habe sich in den vergangenen Jahren auch nichts geändert, so der Stadtsprecher.
Die Immobilie gehörte bis vor ein paar Jahren noch den damaligen Massa-Eignern. Auch dann noch, als in den 1990er-Jahren aus dem „Massa“-Center der Real-Markt wurde. Die Metro-Gruppe, mit der die Massa AG verschmolzen ist und die 2020 die Supermarktkette Real verkaufte, war Eigentümer der Immobilie, ist es aber nicht mehr, wie ein Unternehmenssprecher mitteilt: Die Metro AG habe „sämtliche Immobilien beim Verkauf von Real veräußert“. Gut informierten Kreisen zufolge ist der neue Besitzer die Hillwood Germany GmbH mit Sitz in Frankfurt. Die agiert international, baut aber derzeit auch an der Oppelner Straße in Odenkirchen-Mitte eine Gewerbeimmobilie mit 17.700 Quadratmetern Fläche – aufgeteilt in zwei Hallen.