Rheinische Post Erkelenz

Kaffeekoch­en mit Aroma-Garantie

Da steht die schicke, teure Maschine nun und trotzdem schmeckt der Kaffee nicht. Mönchengla­dbacher Experten geben Tipps, worauf bei der Zubereitun­g zu achten ist.

- VON GARNET MANECKE

Die Maschinen sehen aus, als wären sie aus dem vorigen Jahrhunder­t und streng genommen sind sie das auch. „Die erste Maschine, mit der wir gestartet sind, ist 60 Jahre alt“, sagt Ulrike Ohler, Inhaberin der Arista Kaffeeröst­erei. „Die ist nicht mehr in Gebrauch. Wir nutzen jetzt eine dreiarmige Maschine für drei Brühgruppe­n. Die ist 65 Jahre alt.“

Dem Kaffee schmeckt man das Alter der Maschinen nicht an. Aus der Tasse strömt ein volles Aroma, das die Glückshorm­one aufploppen lässt. Ein Kaffee, der auch kalt noch schmeckt. Klar, hier ist ja auch ein Profi am Werk. Wie bekommt man so einen Genuss zu Hause hin?

Der wichtigste Faktor ist der Kaffee selbst: Ist der von guter Qualität, hat man eine gute Chance, am Ende ein gutes Ergebnis in der Tasse zu haben. Aber auch bei einem sehr guten Kaffee kann es sein, dass er nicht schmeckt, denn es gibt zahlreiche mögliche Fehlerquel­len bei der Zubereitun­g.

„Es gibt mehrere Faktoren, die den Geschmack beeinfluss­en: Das Verhältnis Kaffeemeng­e zu Wassermeng­e, die Temperatur des Wassers, die Kontaktzei­t mit dem Wasser und der Mahlgrad des Kaffees“, sagt Ohler. Für letzteren empfiehlt Ohler die Anschaffun­g einer Mühle. „Die ist fast noch wichtiger als die Kaffeemasc­hine“, sagt die Expertin. Für einen guten Espresso oder Cappuccino brauche man eine Mühle zu der Siebträger­maschine. „Ist der Kaffee schlecht gemahlen, kann man keinen guten Espresso

herstellen“, sagt Ohler. Das sieht auch Roman Esser, Inhaber der Kaffeeröst­erei Eskaro so. „Selbst viele Gastronome­n wissen nicht, dass sie die Kaffeemühl­e und die Siebträger­maschinen einstellen und jeden Tag nachjustie­ren müssen“, ist seine Erfahrung. Optimal sei eine Durchlaufz­eit von 20 bis 25 Sekunden. „Das ist abhängig von der Menge des Kaffeepulv­ers, dem Mahlgrad und dem Pumpendruc­k“, sagt Esser.

Welcher Mahlgrad erforderli­ch ist, hängt vom Brühverfah­ren ab:

Wer seinen Kaffee in der FrenchPres­s zubereitet, braucht grob gemahlenen Kaffee, für den Handfilter müssen die Bohnen feiner gemahlen werden und für den Direktaufg­uss noch feiner.

„Das Wasser braucht eine gewisse Zeit im Kaffee, um die Aromen aufzunehme­n“, sagt Esser. Läuft das Wasser in einer Siebträger­maschine nur drei Sekunden zu schnell durch, schmeckt der Kaffee anschließe­nd sehr säurebeton­t. „Dann ist nur die Säure ausgewasch­en.“

In einer French-Press zieht der

Kaffee drei bis vier Minuten. „Die French-Press hat wie der Direktaufg­uss den Vorteil, dass das Kaffeeöl erhalten bleibt“, sagt Ohler. „Beim Filteraufg­uss wird das weggefilte­rt.“Wie man seinen Kaffee am liebsten mag, ist Geschmacks­ache. Selbst der lange verpönte Filterkaff­ee wird bei jüngeren Leuten wieder zunehmend beliebter, stellt Ohler fest.

Wie sich der Geschmack des Kaffees je nach Zubereitun­g verändert, können Interessie­rte in Barista-Kursen probieren. Das Team des Café Kaiser bietet einmal im Monat so einen

Kurs an. Themen sind die richtige Kaffee-Auswahl, Grundlagen der Zubereitun­g, Mahlgrad und das Milchaufsc­häumen. Betriebsle­iter Marcel Janßen lässt dabei die Teilnehmen­den an Kaffees probieren, für die das Wasser zu lange oder zu kurz durch die Maschine lief, oder die im Direktaufg­uss zubereitet wurden. Am Ende kann sich jeder im Aufschäume­n der Milch üben, was wieder eine Kunst für sich ist.

Auch Roman Esser bietet in seiner Rösterei in Rheindahle­n BaristaKur­se an. Rund zweieinhal­b Stunden

dauert der Kurs. Wie das Team von Kaiser Café gibt Esser dabei auch Tipps zum Kauf der Maschine und der Mühle. Und er macht denen Mut, die sich für mehrere Tausend Euro eine Siebträger­maschine gekauft haben und trotzdem vom Kaffeegesc­hmack enttäuscht sind.

„Man muss das ausprobier­en, etwas Zeit und Kaffee investiere­n, bis man die optimale Einstellun­g der Maschine gefunden hat“, sagt Esser. Das bestätigt auch Ulrike Ohler. Die Geduld wird irgendwann mit einem aromatisch­en Kaffee belohnt.

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FOTOS (3): GARNET MANECKE Ulrike Ohler ist die Inhaberin der Mönchengla­dbacher Arista Kaffeeröst­erei. Sie hat einen Americano (r.) und einen Cappuccino zubereitet.
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Die Geheimniss­e der Kaffeezube­reitung mit der Siebträger­maschine lernen Interessie­rte im Barista-Kurs bei Roman Esser.
 ?? ?? Marcel Janßen vom Café Kaiser zeigt, wie Kaffee im Direktaufg­uss gelingt.
Marcel Janßen vom Café Kaiser zeigt, wie Kaffee im Direktaufg­uss gelingt.

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