Salzspielplatz als Inhalatorium für Kinder
An der Bismarckstraße hat Mönchengladbachs erstes Salzinhalatorium eröffnet. Was es mit dem Franchise-Unternehmen auf sich hat, und wie Mediziner den Nutzen dieser Anlagen beurteilen.
Mindestens einmal pro Woche vereinbart Klara Rücker einen Termin im neuen Inhalatorium an der Bismarckstraße. Der Salzraum des bundesweiten Franchise-Unternehmens Babybeach tut Tochter Julia (fünf Jahre) und dem zweijährigen Sohn Nikolas gut, sagt sie. Julia leidet an schwerem InfektAsthma. Ihre Mutter erklärt, was das ist: „Im Anschluss an eine normale Erkältung tritt für viele Wochen ein starker Reizhusten auf. Julia muss dann ungefähr alle zehn Sekunden husten.“Die 37-Jährige verzweifelte fast. Das Mädchen inhalierte, trank Hustentee, schluckte Hustensaft – ohne merkliche Linderung. „Selbst die Hausmittel meiner Mutter wirkten nicht. Sie riet mir, Zwiebeln mit Honig aufzukochen.“Bei einem Aufenthalt in der Notfallambulanz des Viersener Krankenhauses fiel Klara Rückers Blick auf die auch dort ausgelegten Babybeach-Flyer. „Seitdem braucht meine Tochter keine Medikamente mehr“, sagt sie. Für Julia und ihren Bruder Nikolas ist der Aufenthalt im Inhalatorium wie Spielen im Sand. Es gibt Motorik-Spielzeug, mit dem sich die Besucher in dem 31 Quadratmeter großen Raum beschäftigen, während sie die salzhaltige Luft einatmen.
Das Konzept gleicht dem der weit verbreiteten Salzgrotten: Aerosole werden in das salzige Spielzimmer eingeführt und vernebeln die Luft, die in die Atemwege eindringt, die Schleimhaut befeuchtet und auf diese Weise Verbesserungen erzielt bei Asthma, Bronchitis, COPD, Allergien, Reizhusten, Schnupfen, Ohrenentzündungen oder Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Schuppenflechte. Der Boden, der nur mit weißen Socken betreten werden darf, ist mit vielen Zentnern Salz ausgelegt.
Nikolai Mirec (32) ist der Betreiber des ersten Inhalatoriums in der Vitusstadt. Der Familienvater, der in Düsseldorf lebt, hat sich mit der Selbstständigkeit einen Traum erfüllt. Der gelernte Speditionskaufmann und Fachbetriebswirt, der sich beim Kauf des Motorik-Spielzeugs von Ehefrau Anna, die Lehrerin ist, beraten ließ, eröffnete Ende Oktober das Inhalatorium. Seitdem empfängt der Unternehmer, der vorerst noch ohne Angestellte auskommen will, Kinder und Erwachsene zu den stündlichen Gesundheitssitzungen
an der Bismarckstraße. In den Räumlichkeiten, die vorher einen Hörgeräte-Akustiker beherbergten, hat er auch ein Familiencafé eröffnet, in dem Muffins und Getränke verkauft werden. „In Düsseldorf sind die Mieten sehr hoch. Ich freue mich, in Mönchengladbach ein geeignetes Ladenlokal gefunden zu haben“, erklärt Mirec, der künftig auch Kindergeburtstage im Salzzimmer ausrichten möchte.
Klara Rücker ist froh darüber, für die asthmakranke Julia eine Alternative gefunden zu haben, auch wenn
sie dafür ins eigene Portemonnaie greifen muss. „Ich habe mir fest vorgenommen, darüber nochmal mit unserer Krankenkasse zu verhandeln. Eine Kur am Meer würde sie schließlich zahlen.“
Beim normalen Inhalieren schaffen es viele Kinder nicht, einige Zeit ruhig sitzen zu bleiben. Hier animiert etwa eine Rutsche, Auch eine Rutsche animiert die kleinen Gäste, aktiv zu sein. Bei 22 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit spielen die Kinder im Salz. Auch Joana (41) und David O‘Connor sind angetan von dem
Konzept. Das deutsch-irische Paar kommt mit Tochter Vivienne (vier Jahre) und dem acht Monate alten Sohn Hugo ebenfalls regelmäßig ins Inhalatorium. „Unsere Kinder können seitdem besser schlafen“, hat Mutter Joana O‘Connor festgestellt. Spielend das Immunsystem stärken – dazu rät auch Dennis Ladage, Professor an der Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlafund Beatmungsmedizin am Krankenhaus Maria Hilf. Es gebe in der Pneumologie eine lange Erfahrung mit Salzinhalation beziehungsweise vernebeltem Salz zur Therapie insbesondere von Asthma und COPD. Ladage: „Das Inhalieren von Salz, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen, hat eine abschwellende Wirkung auf die Schleimhäute und fördert die Durchblutung. Auch wird vermehrt Flüssigkeit gebildet und hilft bei der Mobilisierung von zähem Schleim.“Die Salzkonzentration in den Atemwegen, die durch eine Inhalation entstehe, sei jedoch durch eine Salzgrotte oder einen Salzspielplatz nicht zu erreichen.