Rheinische Post Erkelenz

„Ohne Herzblut funktionie­rt es nicht“

Die Liebe zur italienisc­hen Küche entdeckten Peter und Ursula Mund in der Toskana. Mit ihrem Feinkostla­den „Gaumenfreu­den“machen sie ihre Leidenscha­ft für erlesene Köstlichke­iten zum Beruf.

- VON KIRA LÜCKGE

Peter Mund und seine Frau Ursula haben gemeinsam schon die ganze Welt bereist: Ob Nordamerik­a, Südamerika, die Karibik oder Australien – selbst die ausgefalle­nsten Ziele kennen die beiden. Besonders aber angetan hat es ihnen die Toskana in Italien – hier entwickelt­e sich auch die Liebe zur italienisc­hen Küche. Die Idee, einen Feinkostla­den in Hückelhove­n zu eröffnen, sei ihnen bereits in den frühen 1990er-Jahren gekommen, erklärt Peter Mund.

Dann der Schock: 1997 schloss die Zeche Sophia-Jacoba, man befürchtet­e den wirtschaft­lichen Niedergang der Stadt Hückelhove­n. Peter und Ursula Mund legten ihre Idee für eine damals unbestimmt­e Zeit auf Eis. Schnell merkten sie aber, dass Hückelhove­n ganz entgegen ihrer Erwartunge­n florierte – 2010 machten sie dann ihre Leidenscha­ft für gutes Essen zu ihrem Beruf und eröffneten den Feinkostla­den „Gaumenfreu­den“in der Hückelhove­ner Innenstadt.

Trotz einer gehörigen Portion Skepsis und dem Wissen, dass es einige Jahre benötigt, um sich in einer kleinen Stadt zu etablieren, starteten die beiden in das Projekt „Lädchen“. Hierbei sei wichtig gewesen, dass man nicht von dem Gewinn des Ladens habe leben müssen. Der heute 67-Jährige war bis 2016 selbststän­diger Inhaber einer Schuhfabri­k, deren Erträge den Eheleuten in ihrem abenteuerl­ichen Vorhaben ein Polster sicherte. Außerdem betont Peter Mund: „Der Faktor Glück spielt natürlich auch

eine Rolle.“Anfangs stand Ursula Mund meistens allein im Laden und ihr Mann kümmerte sich um die Angelegenh­eiten der Schuhfabri­k – doch das sollte sich schnell ändern: Nach der Schließung der Schuhfabri­k konnten die Eheleute sich die Arbeit im Laden aufteilen und sich gemeinsam um ihr Herzenspro­jekt kümmern. „Das geht nur mit Liebe und Leidenscha­ft, ohne Herzblut funktionie­rt das Ganze nicht“, betont Mund.

Wie viel Liebe in dem Projekt „Gaumenfreu­den“steckt, lässt sich bei einem Blick auf das ausgewählt­e Sortiment des Ladens erkennen: Spanische Schinken, Olivenöl aus Apulien, Trüffel aus Frankreich – die Auswahl an erlesenen Köstlichke­iten lässt wohl das Herz eines jeden Feinschmec­kers höherschla­gen. Einige der Produkte kauft man direkt beim Erzeuger, der Käse kommt zum Großteil direkt vom berühmten

Pariser Großmarkt „Rungis“– dabei sei die Qualität der Produkte immer durch Qualitätsz­eugnisse gesichert, erklärt Peter Mund. „Wir müssen ja gucken, was wir verkaufen, das ist uns wichtig“, fügt er hinzu.

Das Bewusstsei­n dafür was wirklich gut ist und welche Produkte nicht die erforderli­che Qualität haben, sei dabei nicht von Anfang an da gewesen. Besonders die kleinen Feinkostme­ssen seien da hilfreich gewesen, um sich Wissen anzueignen und ein Gespür für die Qualität der Lebensmitt­el zu bekommen, so Mund. „Man wächst mit der Zeit“, betont er und fügt hinzu, dass besonders Gespräche mit Erzeugern und anderen Experten hilfreich dabei seien, die Welt der Kulinarik besser kennenzule­rnen.

Ein Problem in Deutschlan­d sei besonders, dass das Bewusstsei­n für gutes Essen und der Wille, sich

damit zu beschäftig­en und nicht nur die großen Supermarkt­ketten anzusteuer­n, kaum vorhanden sei. „Die Esskultur in anderen Ländern wie Italien und Frankreich ist einfach eine andere“, erklärt der Feinkostla­deninhaber und betont: „Das Problem ist einfach, dass viele Leute noch nie gutes Essen kennengele­rnt haben.“Die Qualität der Produkte, die von ausgewählt­en Erzeugern kommen, sei einfach nicht mit der Qualität der in Supermärkt­en üblichen Produkte vergleichb­ar.

Privat kochen er und seine Frau Ursula „einfach, aber gut“, besonders die Eintöpfe seiner Frau haben es Peter Mund angetan. Das Geschäft sei für beide „Berufung und Hobby zugleich“. Deutlich spürbar ist dies um Umgang mit Kundschaft: Für jeden Kunden nimmt Peter Mund sich Zeit und die ein oder andere Kostprobe springt bei einer kleinen Beratung immer raus. Schon seit 14 Jahren gibt es den kleinen Laden nun mitten im Herzen Hückelhove­ns, wie es weiter geht, verrät Mund: „Wir haben uns geschworen, dass wir den Laden so lange behalten, wie wir gesund sind.“

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FOTO: KIRA LÜCKGE Peter Mund steht in seinem Feinkostla­den in Hückelhove­n.

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