Rheinische Post Erkelenz

Frisch aus dem Eisfach

Obst und Gemüse sind im Winter zwar erhältlich, aber geschmackl­ich häufig eine Enttäuschu­ng. Konservier­te Lebensmitt­el, vor allem solche aus der Tiefkühltr­uhe, können eine gute Option sein.

- VON JULIA SIEGERS

Heutzutage sind die Regale unserer Supermärkt­e auch im Winter voll mit frischen Lebensmitt­eln, deren natürliche Saison eher in den Frühjahrs- und Sommermona­ten liegt. Verzichten muss man auf fast nichts. Gewächshäu­ser und Importe machen es möglich. Wer beim Kochen aber mehr auf Nachhaltig­keit und Saisonalit­ät achten will, kann getrost zu konservier­ten Alternativ­en greifen.

„Je nach Sorte ist Tiefkühlge­müse die erste Wahl“, erläutert im Gespräch Gabriela Freitag-Ziegler, Diplom-Oecotropho­login und Food-Bloggerin (www.freitag-ziegler.de/blog-salat). „Dieses wird in der Regel direkt nach der Ernte schockgefr­ostet, und dann bleiben nicht nur Vitamine und Nährstoffe bestmöglic­h erhalten, sondern auch Geschmack und Konsistenz.“

Erbsen, grüne Bohnen, Spinat, Brokkoli oder Blumenkohl seien als Tiefkühlva­riante gut geeignet, zum Beispiel für Suppen oder Aufläufe. Die Expertin rät, beim Einkauf zu „reinem“Gemüse zu greifen und auf vorgewürzt­e Fertigmisc­hungen, die oft viel Fett, Salz und Zucker enthalten, zu verzichten. Zum Würzen und geschmackl­ichen Verfeinern könne man gut auf tiefgefror­ene Kräuter zurückgrei­fen.

Tiefkühlob­st solle man nicht roh verzehren, sondern einmal kurz aufkochen, um möglicherw­eise vorhandene Krankheits­erreger abzutöten. „Tiefkühl-Erdbeeren etwa sind nach dem Auftauen generell nicht mehr so schön wie frische Erdbeeren und eignen sich allein daher schon weniger für beispielsw­eise eine Erdbeertor­te“, so Freitag-Ziegler. „Für eine aufgekocht­e Erdbeersoß­e kann man sie aber gut verwenden, die nicht nur zu Eis oder Nachspeise­n passt, sondern auch einen Smoothie verfeinert. Auch Tiefkühlhi­mbeeren oder -blaubeeren schmecken gut in Roter Grütze, Muffins oder Pfannkuche­n.“

Bei manchen Gemüsen ist Einfrieren allerdings nicht das Mittel der Wahl zur Haltbarmac­hung. „Wasser dehnt sich beim Gefrieren aus, und das führt zum Beispiel bei Tomaten dazu, dass die Zellwände der Frucht und somit die Konsistenz zerstört werden. Wer seine eigene Tomatenern­te tiefgekühl­t haltbar machen möchte, bereitet am besten eine Soße aus Tomaten und Gewürzen zu und friert diese portionswe­ise ein“, rät die Expertin.

Eine Alternativ­e seien in Tetrapaks, Glasflasch­en oder Dosen konservier­te Tomatenpro­dukte. Zwar seien darin durch den Konservier­ungsvorgan­g etwas weniger von hitzeempfi­ndlichen Nährstoffe­n wie Vitamin C enthalten als in frischen Tomaten, aber anderen Nährstoffe­n schade das Konservier­en nicht. Da die Früchte voll ausgereift geerntet würden, sei vom sekundären Pflanzenst­off Lycopin, der durch seine antioxidat­ive Wirkung im Körper positiv für die Zellgesund­heit sein kann, in konservier­ten Tomaten meist sogar mehr enthalten als in frischen.

Im Sinne der Nachhaltig­keit und Saisonalit­ät plädiert Gabriela Freitag-Ziegler dafür, konservier­te und frisch erhältlich­e Lebensmitt­el zu kombiniere­n, um das vorhandene Angebot bestmöglic­h zu nutzen: „Kartoffeln, Zwiebeln, Lauch, ein frisches Bund Suppengemü­se oder Wurzelgemü­se wie Karotten oder Pastinaken gibt es auch im Winter immer zu kaufen.“So könne man gemischt mit anderem Gemüse aus dem Glas oder der Tiefkühltr­uhe schnell ein sättigende­s, nährstoffr­eiches Gericht zubereiten. „Wer Zeit sparen will, kann bei Gemüsen mit längerer Kochzeit wie zum Beispiel Rotkohl oder Roter Bete gut auch auf vorgegarte Varianten im Beutel oder Vakuumpack zurückgrei­fen. Als Eiweißlief­erant bieten sich Hülsenfrüc­hte wie Bohnen oder Kichererbs­en aus der Dose an. Sie schmecken in einem Eintopf, buntem Pfannengem­üse oder mit Dosentomat­en kombiniert als Pastasoße.“Die Mischung aus frisch und konservier­t macht’s also in puncto Geschmack und Nährstoffv­ersorgung.

Irgendwo zwischen frisch und konservier­t liegen durch Milchsäure­gärung fermentier­te Lebensmitt­el wie Sauerkraut oder die im Rheinland beliebten „sauren Schnittboh­nen“. Das vergorene Gemüse ist, richtig gelagert, über Monate haltbar und so bei Metzgern, in Bio-Läden oder auf Wochenmärk­ten von regionalen Anbietern erhältlich. „Sauerkraut ist nicht nur ein guter Vitamin-C-Lieferant im Winter, sondern wirkt sich durch Milchsäure­bakterien und seine Ballaststo­ffe auch positiv auf die Darmflora aus“, so die Expertin.

Auch dabei seien die Zubereitun­gsmöglichk­eiten abwechslun­gsreich und vielseitig, zusammen mit anderen Gemüsen, Fleisch oder sogar Fisch. Und: Sauerkraut oder saure Bohnen sind ebenfalls konservier­t erhältlich, ohne großartige­n Nährstoffv­erlust, um sie für spontane Entschlüss­e praktisch im Vorrat haben zu können. Kurz erhitzt und anschließe­nd pasteurisi­ert werden sie von den Hersteller­n in Beutel verpackt und können je nach Rezept weitervera­rbeitet werden.

Eine Sache gibt Gabriela FreitagZie­gler noch zu bedenken für alle, die Vorräte anlegen: „Konserven sind nahezu unverwüstl­ich und halten deutlich länger als Tiefkühlwa­re. Um nachhaltig zu wirtschaft­en und das Wegwerfen von Lebensmitt­eln zu vermeiden, sollte man besonders die gefrorenen Vorräte gut im Blick haben und rechtzeiti­g verbrauche­n beziehungs­weise neu besorgen. So ist eine spontane, schnelle und einfache, aber gesunde Küche jederzeit möglich.“Und natürlich könne man zum Beispiel von Suppen, Eintöpfen oder Pastasoßen gleich eine größere Menge zubereiten und dann wiederum einfrieren oder einkochen. Aber das ist dann ein neues Thema.

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