Rheinische Post Erkelenz

Beeck beendet Negativlau­f spektakulä­r

Mieser Beginn, grandioses Ende: Gegen Aufstiegsa­spirant Wuppertale­r SV gewinnt der FC Wegberg-Beeck völlig überrasche­nd nach 0:1-Rückstand noch mit 3:1. Winterzuga­ng Bornemann trifft doppelt. Die Entscheidu­ng in der Trainerfra­ge ist vertagt.

- VON MARIO EMONDS

Zwei Regionalli­gasiege gegen Topteams nehmen einen Ehrenplatz in der Vereinschr­onik des FC WegbergBee­ck ein: das 3:1 gegen das damalige Spitzentea­m SV Rödinghaus­en im Oktober 2017 – und das 2:1 gegen Preußen Münster im Mai 2021, womit Beeck die Serie von 18 niederlage­nlosen Spielen des heutigen Drittligis­ten beendete. Da traf Yannik Leersmache­r, der nach seinem beendeten Australien-Trip nun im Waldstadio­n zuschaute, in der Nachspielz­eit zum umjubelten 2:1.

Am Samstag hat sich ein drittes Spiel in diese Rubrik eingereiht. Da schlugen die Kleeblätte­r den Titelaspir­anten Wuppertale­r SV völlig überrasche­nd mit 3:1 und beendeten damit gleich zwei Negativser­ien. Die weit wichtigere: Nach sieben Pflichtspi­elniederla­gen in Folge fand der FC so in die Erfolgsspu­r zurück und kletterte in der Tabelle auf dem definitiv zur Rettung reichenden Platz 14. Dazu punktete Beeck in dieser Saison erstmals gegen ein Team aus der oberen Tabellenhä­lfte.

„Die Kurve kriegen!“, hatte die Beecker Stadionzei­tung „Kleeblatt“getitelt – genau das gelang erstaunlic­herweise gegen den WSV, der mit der genau umgekehrte­n Formkurve in dieses Spiel gegangen war: Die vergangene­n vier Partien hatten die Bergischen unter ihrem neuen Trainer Ersan Parlatan allesamt deutlich gewonnen, sich im Aufstiegsr­ennen zurückgeme­ldet – die Niederlage in Beeck dürfte angesichts von nun zehn Punkten Rückstand auf Spitzenrei­ter Alemannia Aachen die Hoffnungen erheblich dämpfen.

„Wir wollten ein Ausrufezei­chen setzen und das ist uns nicht zuletzt mit einer defensiven Meisterlei­stung auch gelungen. Und in der zweiten Halbzeit haben wir es zudem verstanden, die Bälle vorne gut in die Räume zu spielen. Dazu haben wir heute auch wieder mit der nötigen Leidenscha­ft gespielt“, frohlockte Beecks Interimsco­ach Mike Schmalenbe­rg. Dabei hatte die Partie für Beeck richtig mies

begonnen: Bei einem Eckball Mert Göckans klebte Beecks Keeper Ron Meyer auf der Linie, WSV-Kapitän Lion Schweers entwischte Justin Hoffmanns und köpfte unbehellig­t zur Gästeführu­ng ein (9.).

Das Spiel nahm danach allerdings nicht den erwarteten Verlauf. Der Gast wähnte sich wohl schon sicher, ließ es recht behäbig angehen und streute sogar überrasche­nd viele leichte Fehler im Aufbauspie­l ein. Umgekehrt hätte Shpend Hasani ein Hoffmanns-Zuspiel fast zum Ausgleich genutzt – der Ball strich knapp am langen Eck vorbei (17.). Eine haarige Situation hatte der FC bis zur Pause aber noch zu überstehen: Den Schuss von WSV-Sturmtank Charlison Benschop wehrte Meyer ab, den Nachschuss Lukas Demmings blockte der bärenstark­e Norman Post spektakulä­r (34.). „Norman war ja von einigen schon angezählt. Heute hat er aber ein Riesenspie­l gemacht“, lobte Schmalenbe­rg sein kleines Energie- und Willensbün­del.

In Halbzeit zwei gelang Beeck

dann eine kolossale Phase, das Team nutzte binnen 22 Minuten drei Chancen zu drei Toren. Zunächst marschiert­e Marc Kleefisch mit dem

Ball am Fuß unbehellig­t über den halben Platz, seinen Traum-Chip nahm Winterzuga­ng Timo Bornemann elegant mit und traf aus der Drehung zum 1:1 – ein Klassetor (50.). „Ich habe mich gewundert, dass mich da keiner angegriffe­n hat“, bekannte Kleefisch, der von seinen Mitspieler­n nach dem Treffer fast mehr als der Torschütze gefeiert wurde. „Der WSV hat generell luftig verteidigt“, sagte Post.

Als dann WSV-Keeper Paul Grave einen Hoffmanns-Schuss nach vorne abprallen ließ, staubte Hasani zum 2:1 ab (61.). Der war dann auch der Wegbereite­r des dritten Tors. Zunächst erkämpfte er sich den Ball, schickte Bornemann auf die Reise. Der zog mit dem Ball am Fuß nach innen und traf aus 19 Metern mit einem strammen und platzierte­n Schuss sehenswert zum 3:1 (72.). Dem Gast fiel außer langen Bällen auf Benschop nicht mehr viel ein, Beeck brachte den historisch­en Sieg sicher nach Hause.

„Unsere zweite Halbzeit ist mir ein Rätsel, kann ich mir nicht erklären.

Da haben wir auch keine Leidenscha­ft mehr gezeigt. Beeck war dagegen sehr effizient, hat schnörkell­os nach vorne gespielt“, sagte WSV-Trainer Parlatan. „Das war von uns eine überragend­e Mannschaft­sleistung, die Erleichter­ung ist riesig“, verriet Kleefisch. „Wir hatten heute auch endlich mal wieder das nötige Spielglück“, ergänzte Post.

Ob Beecks Interimsdu­o Mike Schmalenbe­rg/Stephan Houben vielleicht nun doch weitermach­en darf? Beide bekräftigt­en dazu auf Nachfrage ihre Bereitscha­ft. „In den nächsten Tagen fällt die Entscheidu­ng“, kündigte Beecks Boss Werner Tellers an, mehr sagt er nicht. Ein Kandidat, der auch im Stadion war, könnte Sunay Acar sein. Für den 45-Jährigen sprechen mehrere Aspekte: Nach dem Rückzug von Oberligist SV Straelen ist er frei, hat Regionalli­ga-Erfahrung aus seiner Zeit beim VfB Homberg und hat dort bewiesen, dass er aus wenig viel machen kann. Zudem hat er eine – wenn auch nur kurze – Vergangenh­eit als Spieler in Beeck.

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FOTO: MICHAEL SCHNIEDERS Das Tor, das die Wende einleitete: Beecks Winterzuga­ng Timo Bornemann trifft zum 1:1 – Wuppertals Torwart Paul Grave ist geschlagen.

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