Rheinische Post Erkelenz

Nawalny gegen den Tiergarten-Mörder

Kurz vor dem Tod des Kremlkriti­kers gab es Verhandlun­gen über einen Gefangenen­austausch.

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(afp) Kurz vor dem Tod des inhaftiert­en Kremlkriti­kers Alexej Nawalny hat es nach Angaben seiner Unterstütz­ter aussichtsr­eiche Verhandlun­gen über einen Gefangenen­austausch gegeben. Dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin sei angeboten worden, Nawalny und zwei in Russland inhaftiert­e US-Bürger gegen den wegen des sogenannte­n Tiergarten-Mordes in Berlin verurteilt­en Vadim Krasikow auszutausc­hen, sagte Nawalnys langjährig­e Verbündete Maria Pewtschich am Montag. Die Verhandlun­gen seien in einer „abschließe­nden Phase“gewesen. Eine Freilassun­g Nawalnys stand demnach kurz bevor.

Pewtschich zufolge arbeiteten die Unterstütz­er Nawalnys seit zwei Jahren daran, den Opposition­ellen im Zuge eines Gefangenen­austauschs freizubeko­mmen. Die Regierunge­n in Berlin und Washington seien darüber informiert gewesen, fügte sie hinzu, ohne auf deren Rolle in den Verhandlun­gen einzugehen. Die Bundesregi­erung lehnte eine Stellungna­hme am Montag ab. Sie könne sich dazu nicht äußern, sagte die stellvertr­etende Regierungs­sprecherin Christiane Hoffmann.

Krasikow war Ende 2021 im Zusammenha­ng mit dem sogenannte­n Tiergarten-Mord zu lebenslang­er Haft verurteilt worden. Er hatte nach

Überzeugun­g des Gerichts im Auftrag des russischen Staats im August 2019 einen tschetsche­nischstämm­igen Georgier im Kleinen Tiergarten erschossen. Das Berliner Kammergeri­cht sah es damals als erwiesen an, dass Krasikow den Mord im Auftrag staatliche­r russischer Stellen begangen hatte.

Die USA bemühen sich seit Längerem um die Freilassun­g des ehemaligen US-Soldaten Paul Whelan und des „Wall Street Journal“-Reporters Evan Gershkovic­h, die in Russland inhaftiert sind. Gershkovic­h war Ende März 2023 wegen Spionagevo­rwürfen festgenomm­en worden und sitzt seitdem in Moskau in Untersuchu­ngshaft.

Der Journalist und sein Arbeitgebe­r weisen die Anschuldig­ungen zurück. Whelan war 2020 in Russland zu 16 Jahren Haft wegen Spionage verurteilt worden.

Der Tod des seit Jahren inhaftiert­en Nawalny war am 16. Februar bekannt gegeben worden. Er starb in einem Straflager am Polarkreis im Alter von 47 Jahren. Der Tod des prominente­sten Widersache­rs von Kremlchef Putin löste internatio­nal Bestürzung aus. Neben Nawalnys Witwe machen zahlreiche westliche Politiker die russische Führung sowie Putin persönlich für seinen Tod verantwort­lich. Moskau wies die Anschuldig­ungen zurück.

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