Rheinische Post Erkelenz

Streit um den Einsatz verdeckter Ermittler

Mordfall Dorota: Rund anderthalb Jahre waren sie auf den angeklagte­n Manfred G. angesetzt.

- VON ANKE BACKHAUS

Dass Manfred G. derzeit auf der Anklageban­k des Aachener Landgerich­ts sitzt, ist auch den Erkenntnis­sen verdeckter Ermittler zu verdanken. Wegen ihrer rund anderthalb Jahren dauernden Arbeit war es im Spätsommer 2023 gelungen, die Leichentei­le der seit dem 18. Oktober 2016 vermissten Dorota zu finden und ihren Ehemann, den nun Angeklagte­n, als dringend tatverdäch­tig festzunehm­en. Seit gut einer Woche läuft der Prozess, drei Verhandlun­gstage sind vergangen, sechs weitere stehen aus.

Für die Staatsanwa­ltschaft und Polizei stand unmittelba­r nach dem Verschwind­en der damals 29 Jahre alten Dorota G. fest, dass ihr Mann mit den mysteriöse­n Umständen des Verschwind­ens zu tun haben muss. Manfred G. wurde damals festgenomm­en und verhört – was fehlte, waren die Beweise. Den Angeklagte­n ließ man über die Jahre nicht aus dem Blickfeld.

2021 ordnete die Staatsanwa­ltschaft an, verdeckte Ermittler einzubinde­n.

Dass die Ergebnisse ihrer Arbeit vor Gericht keine Verwendung finden sollen, dafür machten sich die Verteidige­r Harald Bex und Nikolai Doszna stark und legten einen Antrag vor. Begründung: Schon bei seiner ersten Verhaftung im Jahr 2016 hatte Manfred G. von seinem Schweigere­cht Gebrauch gemacht und betont, sich nicht zur Sache einlassen zu wollen.

Im Verlauf des Prozesses ist immer wieder von drei verdeckten Ermittlern

die Rede, die mit Manfred G. in Kontakt kamen. Entstanden sind dabei knapp 100 Stunden Audiomater­ial, das sie, und dies unterstric­hen die Verteidige­r in ihrem Antrag, nicht vollständi­g auswerten konnten. Auch deshalb sollte die Arbeit der verdeckten Ermittler nicht zur Verwendung kommen.

Die Strategie der verdeckten Ermittler war diese: Manfred G. sollte davon ausgehen, dass das Trio in kriminelle Machenscha­ften verstrickt ist. Unter diesen Umständen sollte eine Umgebung geschaffen werden, in der G. annehmen konnte, dass seine Tat toleriert würde. Tatsächlic­h sei der Angeklagte, weil sich ein Vertrauens­verhältnis aufgebaut hatte, auf seine Frau zu sprechen gekommen, wie schlecht die Ehe gewesen sei, dass Dorota fremdgegan­gen sein soll. G. soll gegenüber den verdeckten Ermittlern auch gesagt haben, Dorota „den Hals umgedreht“zu haben.

Wie bereits bekannt ist, hat das Gericht die Erkenntnis­se der verdeckten Ermittler zugelassen und den Antrag der Verteidigu­ng abgelehnt. Wie Roland Klösgen, Vorsitzend­er Richter in dem Mordprozes­s, erläuterte, sei in der Arbeit der verdeckten Ermittler keine Situation herbeigefü­hrt worden, die einer polizeilic­hen Vernehmung gleichgese­tzt werden könne. G. habe freiwillig geredet und hätte jederzeit die Chance gehabt, Gespräche abzubreche­n. Letztlich führte Oberstaats­anwalt Wilhelm Muckel aus, er habe den Eindruck, G. sei erleichter­t gewesen, etwas über die Tat sagen zu können.

 ?? FOTO: DPA ?? Auch die Arbeit der verdeckten Ermittler hat dazu geführt, dass Manfred. G. nun auf der Anklageban­k sitzt.
FOTO: DPA Auch die Arbeit der verdeckten Ermittler hat dazu geführt, dass Manfred. G. nun auf der Anklageban­k sitzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany