Reitz und Honorat – zwei perfekte Jokereinsätze
Borussias Joker haben mit ihrer Effizienz und insgesamt drei Scorerpunkten gegen Bochum die Hoffnung geweckt, dass die Produktivität von der Bank im letzten Saisondrittel wieder zunimmt. Die Optionen in System und Personal sind auf jeden Fall vorhanden. S
Besser hätte das Spiel gegen den VfL Bochum für Franck Honorat nicht enden können. Die sechste und letzte Minute der Nachspielzeit lief bereits, als Borussias Rechtsaußen der Ball im gegnerischen Strafraum nochmals vor die Füße fiel. Sein anschließender trockener Rechtsschuss landete im kurzen Eck – zum 5:2-Endstand, den Honorat kurz darauf mit seinen Teamkollegen gebührend feiern konnte.
Er selbst hatte zwar nur knapp eine halbe Stunde mitgespielt, und zunächst war ihm auch in manchen Szenen anzumerken gewesen, dass ihm derzeit vielleicht die ganz große Selbstsicherheit fehlt. Doch letztlich kann ein Joker-Auftritt wirkungsvoller kaum sein: Neben seinem Tor steuerte der 27-Jährige noch die präzise Vorlage zu Jordans zwischenzeitlichem 4:1 bei. Und beim 3:0 zuvor spielte Honorat zudem den vorletzten Pass.
Jenen Treffer machte in Rocco Reitz ein weiterer Einwechselspieler, womit Gladbachs Joker gegen Bochum drei Scorerpunkte zusteuerten – das hatte es in der laufenden Saison bislang nur beim 3:3 in Darmstadt gegeben. Da es insgesamt bislang zehn direkte Torbeteiligungen durch Einwechselspieler gab, bleiben für die übrigen
Partien nur vier Scorerpunkte übrig. Ein überschaubarer Wert, der zeigt, dass Gladbach sein Potenzial von der Bank nicht immer auszuschöpfen wusste.
Doch das Spiel gegen Bochum macht für das letzte Saisondrittel Hoffnung, dass gerade die offensiv ausgerichteten Einwechselspieler wieder mehr Einfluss auf das Spiel nehmen als in den Wochen vor dem erlösenden 5:2. Auf jeden Fall haben genügend Spieler Selbstvertrauen getankt am vergangenen Samstag, das belegen alleine fünf verschiedene Torschützen. Zudem zeigte das Spiel, dass Borussia in der Offensive über genügend Konkurrenzkampf und Qualität verfügt – selbst wenn wie gegen Bochum in Alassane Plea und Tomas Cvancara zwei Spieler fehlen, die normalerweise am Ende der Saison zu Borussias Topscorern zählen sollten.
In zwei Mannschaftsteilen war am Samstag besonders gut auszumachen, dass es beflügeln kann, wenn gleichwertige Konkurrenz für eine Position vorhanden ist. So musste sich Trainer Gerardo Seoane im zentralen Mittelfeld entscheiden, welchen seiner drei etatmäßigen Stammspieler er zunächst auf die Bank setzte: Es traf Reitz, der nach seiner Einwechslung mit einem Tor antwortete.
Auf den offensiven Außen setzte Seoane derweil nach guten JokerAuftritten in den Vorwochen auf Nathan Ngoumou, der das Vertrauen mit einem Tor und einer Vorlage rechtfertigte. Dafür kam Honorat, bis jetzt fast immer Startelf-Spieler, von der Bank und gab dem Spiel in der Schlussphase neue Impulse. Seoanes Entscheidung für Ngoumou hatte auch etwas mit der veränderten Grundordnung gegen Bochum zu tun: „Nathan hatte bei uns seine Spielzeiten vor allem im 4-3-3, während im 3-5-2 die Chancen der Flügelspieler ein bisschen zulasten der Stabilität im Zentrum ging“, erklärte der Coach.
So muss es im letzten Saisondrittel eben das Ziel sein, das Potenzial und die Flexibilität in System- und Personalabwägungen möglichst optimal auszuschöpfen. Optionen gibt es auf jeden Fall, das bewies das Bochum-Spiel nach einer längeren Durststrecke mal wieder. Durch Reitz und Honorat schraubte Borussia ihr Jokertor-Konto auf sechs nach oben – nur fünf Klubs weisen nach 23 Spieltagen noch mehr Treffer durch Einwechselspieler auf.
Dass die sechs Tore durch sechs verschiedene Joker erzielt wurden, ist ein weiterer Beleg für die Breite im Kader. Mehr unterschiedliche Torschützen unter den Einwechselspielern verzeichnete Gladbach in seiner langen Bundesliga-Historie nur zweimal: ausgerechnet in der ersten Abstiegssaison 1998/99 sowie in der Spielzeit 2018/19.
In letzterer Saison stellte Borussia mit zwölf Jokertoren den Vereins-Bestwert auf. Den in noch elf ausspielenden Spielen noch zu knacken, wird schwierig. Aber vielleicht schafft Gladbach bis zum Saisonende noch ein Joker-Jubiläum: Derzeit steht der Klub bei 196 Jokertoren und 96 verschiedenen Torschützen nach Einwechslungen. Reitz und Honorat sind am Samstag neu dazugekommen.