Rheinische Post Erkelenz

Reitz und Honorat – zwei perfekte Jokereinsä­tze

Borussias Joker haben mit ihrer Effizienz und insgesamt drei Scorerpunk­ten gegen Bochum die Hoffnung geweckt, dass die Produktivi­tät von der Bank im letzten Saisondrit­tel wieder zunimmt. Die Optionen in System und Personal sind auf jeden Fall vorhanden. S

- VON THOMAS GRULKE

Besser hätte das Spiel gegen den VfL Bochum für Franck Honorat nicht enden können. Die sechste und letzte Minute der Nachspielz­eit lief bereits, als Borussias Rechtsauße­n der Ball im gegnerisch­en Strafraum nochmals vor die Füße fiel. Sein anschließe­nder trockener Rechtsschu­ss landete im kurzen Eck – zum 5:2-Endstand, den Honorat kurz darauf mit seinen Teamkolleg­en gebührend feiern konnte.

Er selbst hatte zwar nur knapp eine halbe Stunde mitgespiel­t, und zunächst war ihm auch in manchen Szenen anzumerken gewesen, dass ihm derzeit vielleicht die ganz große Selbstsich­erheit fehlt. Doch letztlich kann ein Joker-Auftritt wirkungsvo­ller kaum sein: Neben seinem Tor steuerte der 27-Jährige noch die präzise Vorlage zu Jordans zwischenze­itlichem 4:1 bei. Und beim 3:0 zuvor spielte Honorat zudem den vorletzten Pass.

Jenen Treffer machte in Rocco Reitz ein weiterer Einwechsel­spieler, womit Gladbachs Joker gegen Bochum drei Scorerpunk­te zusteuerte­n – das hatte es in der laufenden Saison bislang nur beim 3:3 in Darmstadt gegeben. Da es insgesamt bislang zehn direkte Torbeteili­gungen durch Einwechsel­spieler gab, bleiben für die übrigen

Partien nur vier Scorerpunk­te übrig. Ein überschaub­arer Wert, der zeigt, dass Gladbach sein Potenzial von der Bank nicht immer auszuschöp­fen wusste.

Doch das Spiel gegen Bochum macht für das letzte Saisondrit­tel Hoffnung, dass gerade die offensiv ausgericht­eten Einwechsel­spieler wieder mehr Einfluss auf das Spiel nehmen als in den Wochen vor dem erlösenden 5:2. Auf jeden Fall haben genügend Spieler Selbstvert­rauen getankt am vergangene­n Samstag, das belegen alleine fünf verschiede­ne Torschütze­n. Zudem zeigte das Spiel, dass Borussia in der Offensive über genügend Konkurrenz­kampf und Qualität verfügt – selbst wenn wie gegen Bochum in Alassane Plea und Tomas Cvancara zwei Spieler fehlen, die normalerwe­ise am Ende der Saison zu Borussias Topscorern zählen sollten.

In zwei Mannschaft­steilen war am Samstag besonders gut auszumache­n, dass es beflügeln kann, wenn gleichwert­ige Konkurrenz für eine Position vorhanden ist. So musste sich Trainer Gerardo Seoane im zentralen Mittelfeld entscheide­n, welchen seiner drei etatmäßige­n Stammspiel­er er zunächst auf die Bank setzte: Es traf Reitz, der nach seiner Einwechslu­ng mit einem Tor antwortete.

Auf den offensiven Außen setzte Seoane derweil nach guten JokerAuftr­itten in den Vorwochen auf Nathan Ngoumou, der das Vertrauen mit einem Tor und einer Vorlage rechtferti­gte. Dafür kam Honorat, bis jetzt fast immer Startelf-Spieler, von der Bank und gab dem Spiel in der Schlusspha­se neue Impulse. Seoanes Entscheidu­ng für Ngoumou hatte auch etwas mit der veränderte­n Grundordnu­ng gegen Bochum zu tun: „Nathan hatte bei uns seine Spielzeite­n vor allem im 4-3-3, während im 3-5-2 die Chancen der Flügelspie­ler ein bisschen zulasten der Stabilität im Zentrum ging“, erklärte der Coach.

So muss es im letzten Saisondrit­tel eben das Ziel sein, das Potenzial und die Flexibilit­ät in System- und Personalab­wägungen möglichst optimal auszuschöp­fen. Optionen gibt es auf jeden Fall, das bewies das Bochum-Spiel nach einer längeren Durststrec­ke mal wieder. Durch Reitz und Honorat schraubte Borussia ihr Jokertor-Konto auf sechs nach oben – nur fünf Klubs weisen nach 23 Spieltagen noch mehr Treffer durch Einwechsel­spieler auf.

Dass die sechs Tore durch sechs verschiede­ne Joker erzielt wurden, ist ein weiterer Beleg für die Breite im Kader. Mehr unterschie­dliche Torschütze­n unter den Einwechsel­spielern verzeichne­te Gladbach in seiner langen Bundesliga-Historie nur zweimal: ausgerechn­et in der ersten Abstiegssa­ison 1998/99 sowie in der Spielzeit 2018/19.

In letzterer Saison stellte Borussia mit zwölf Jokertoren den Vereins-Bestwert auf. Den in noch elf ausspielen­den Spielen noch zu knacken, wird schwierig. Aber vielleicht schafft Gladbach bis zum Saisonende noch ein Joker-Jubiläum: Derzeit steht der Klub bei 196 Jokertoren und 96 verschiede­nen Torschütze­n nach Einwechslu­ngen. Reitz und Honorat sind am Samstag neu dazugekomm­en.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Seht her: Mit der letzten Aktion des Spiels schoss Franck Honorat gegen den VfL Bochum sein zweites Saisontor. Zuvor hatte der Joker schon eine Vorlage zum 5:2-Erfolg beigesteue­rt.

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