Rheinische Post Erkelenz

Warum Markthalle noch immer nicht öffnet

2020 als ambitionie­rtes Projekt gestartet, kam es beim Neubau auf dem Kapuzinerp­latz wiederholt zu Verzögerun­gen. Potenziell­e Mieter kamen und gingen. Welche Gründe genannt werden, weshalb es aktuell länger dauert, und wie der weitere Plan ist.

- VON DENISA RICHTERS

Wäre alles gelaufen, wie geplant, hätten die Mönchengla­dbacher seit zweieinhal­b Jahren eine Attraktion in der Altstadt: Sie könnten in der Markthalle auf dem Kapuzinerp­latz schlendern, genießen, plaudern, sich zuprosten und – je nach Wetter – draußen Live-Events genießen. Die Realität sieht aber so aus: Die Markthalle, ein Projekt privater Investoren, sieht seit vielen Monaten, wenn nicht sogar einigen Jahren äußerlich fertig aus. Aber eröffnet wird sie nicht. Und der Platz ist eine große Baustelle, zumindest zwischen Haus Zoar und Markthalle. Der gesamte Bodenbelag wird ausgetausc­ht, statt der zunächst geplanten kleinen Verbesseru­ng hat die Stadt mit 1,5 Millionen die fast dreifache Summe für eine Komplettsa­nierung veranschla­gt.

Der Umbau des Platzes wiederum stehe der Eröffnung der Markthalle im Weg. Das betont Steuerbera­ter Jürgen Schiffer. Er ist neben dem Schwalmtal­er Bauunterne­hmer Rudolf Jackels und dem Mönchengla­dbacher Fruchtimpo­rteur Wilfried Rosenland einer der drei Investoren des Projekts. Es ist eine weitere Folge in einer Serie von verschoben­en Eröffnungs­terminen. Die genannten Gründe waren vielfältig: Lieferschw­ierigkeite­n, Wechsel von Handwerker­n, die CoronaPand­emie, lange Wartezeite­n auf Zubehör.

Jetzt der Umbau des Platzes. „Dies hat unsere Planung ein weiteres Mal verzögert“, betont Schiffer auf Nachfrage unserer Redaktion. Zwar ist seit einem entspreche­nden Beschluss im Rathaus 2021 bekannt, dass dies geschehen wird. „Doch der Zeitpunkt hat uns kalt erwischt“, sagt Schiffer. Er und seine Mitstreite­r seien davon ausgegange­n, dass dies viel früher geschieht. Nur wenige Woche vor dem Start der Bauarbeite­n auf dem Kapuzinerp­latz Mitte November vergangene­n Jahres sei man darüber informiert worden.

Der Umfang der Platzsanie­rung sei irritieren­d, weil „die Stadt uns vorher noch verpflicht­et hatte, die Pflasterst­eine nach dem Bau der Markthalle wieder wie zuvor zu verlegen“. Gravierend­er sei jedoch, dass die Anlieferun­g für Materialie­n beschränkt und der Einsatz schwerer Geräte – für den Dachaufbau einer Gastronomi­elüftung sei ein Kran notwendig – nicht möglich sei, sagt Schiffer. Er verspricht: „Sobald der Platz fertig ist, starten wir mit einem Pre-Opening.“Vier bis fünf Wochen später könne auch der Innenausba­u beendet und die richtige Eröffnung gefeiert werden.

Bis dahin kann es allerdings noch dauern. „Die Baumaßnahm­e wird voraussich­tlich Ende Mai 2024 abgeschlos­sen werden“, sagt ein Stadtsprec­her auf Anfrage unserer Redaktion. Eine Veränderun­g des Zeitplans habe es im vergangene­n Jahr bezogen auf die Förderung der Maßnahme nicht gegeben, allerdings hätten ergiebige Regenfälle im Dezember und die Frostperio­de im Januar zu einer etwa vierwöchig­en Verzögerun­g geführt. „Wir hoffen aber, einen Teil wieder heraushole­n zu können.“

Der Sprecher weist aber jede Verantwort­ung der Stadt dafür zurück, dass sich die ursprüngli­ch für September 2021 avisierte Eröffnung der Markthalle immer wieder verzögert hat. Die Maßnahme auf dem Kapuzinerp­latz sei immer zentraler Bestandtei­l der Planungen gewesen. „Seit Herbst stehen wir nun vor der Situation, dass Bauarbeite­n in und an der Markthalle und die lange geplante Umgestaltu­ng des

Kapuzinerp­latzes parallel laufen müssen“, so der Sprecher. Er betont aber auch, dass die Projektver­antwortlic­hen auf beiden Seiten „profession­ell und kooperativ“mit der Situation umgingen und im ständigen Austausch seien. Schiffer lobt ebenfalls die „gute Zusammenar­beit“, auch mit der Stadttocht­er EWMG, mit der die Investoren einen über 50 Jahre laufenden Erbbaurech­tsvertrag geschlosse­n haben.

Wechsel hat es in den Jahren auch bei den potenziell­en Mietern gegeben. Zuletzt verabschie­dete sich vor

etwa einem Jahr der Ankermiete­r und Hauptgastr­onom für den Ausschank, Sinan Heesen. Statt seiner ist laut Schiffer eine Gesellscha­ft eingestieg­en, an der Ulgur Bilgic, der Chef des nicht weit entfernten Graefen, beteiligt sei. Auch die „Männermetz­gerei“von Otto Gourmet soll einziehen, an der ist Schiffers Sohn beteiligt. Außerdem ist eine Espressoba­r bekannt. Weitere fest vertraglic­h verpflicht­ete Mieter will Schiffer nicht nennen. Mit Handwerker­n sei man nicht überworfen, betont er, auch wenn solche Gerüchte in der

Stadt kursieren. Allerdings räumt er ein, dass in einem Fall wegen einer Frage der Schadensbe­seitigung fünf Prozent des Auftragsvo­lumens einbehalte­n wurden. Bei einem „zweiten Sachverhal­t erwägen wir rechtliche Schritte gegen das betreffend­e Unternehme­n“. Bis das geklärt sei, werde es keine weiteren Zahlungen geben.

Dass die Markthalle eröffnen wird, was nicht wenige in der Stadt inzwischen bezweifeln, steht für ihn außer Frage. Es nicht zu tun, würde jedweder betriebswi­rtschaftli­chen Logik entbehren. „Warum sollten drei seit Jahrzehnte­n erfolgreic­he Unternehme­r ein Projekt, das sie durch alle Widrigkeit­en der letzten Jahre dennoch beharrlich vorangetri­eben haben, nun auf der Zielgerade­n aufgeben?“, sagt Schiffer. Die Geduld bei der Stadtspitz­e sinkt jedoch. „Mitte des Jahres muss spätestens klar sein, was da passiert“, sagt Oberbürger­meister Felix Heinrichs. Die Stadt könnte andernfall­s das vertraglic­he Heimfallre­cht ziehen und die Markthalle gegen eine Zahlung übernehmen, woran sie aber kein großes Interesse hat. Sollte dieses Szenario doch eintreten, „müssten wir uns Gedanken darüber machen, ob es einen anderen Betreiber geben könnte“.

 ?? FOTOS (2): RICHTERS ?? Die Markthalle sieht fertig aus, ist aber noch nicht eröffnet. Ein Teil des Kapuzinerp­latzes ist eine Baustelle, weil die Stadt den Bodenbelag austausche­n lässt.
FOTOS (2): RICHTERS Die Markthalle sieht fertig aus, ist aber noch nicht eröffnet. Ein Teil des Kapuzinerp­latzes ist eine Baustelle, weil die Stadt den Bodenbelag austausche­n lässt.
 ?? ?? Blickt man durch die Scheiben ins Innere der Markthalle, ist zu erkennen, dass die Räume bereits aufgeteilt, aber noch nicht fertig ausgebaut sind.
Blickt man durch die Scheiben ins Innere der Markthalle, ist zu erkennen, dass die Räume bereits aufgeteilt, aber noch nicht fertig ausgebaut sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany