Rheinische Post Erkelenz

Beeck bei Borussia – ein Derby mit mächtig Brisanz

Am Samstag steht für Beeck der Lokalkampf bei Borussia Mönchengla­dbachs U23 an – noch kein Duell gegen den großen Nachbarn hatte so viel Zündstoff wie dieses im Zeichen des Abstiegska­mpfes. Norman Post steht vor seinem 100. Regionalli­gaspiel für den FC.

- VON MARIO EMONDS

Seit 2008 – und damit seit seinem 13. Lebensjahr – spielt Norman Post für den FC Wegberg-Beeck – erst die entscheide­nden Jahre in der Jugend, seit 2014 bei den Senioren. Keine Frage, den 28-Jährigen darf man daher getrost als Beecker Urgestein bezeichnen – mit einem Alleinstel­lungsmerkm­al.

Denn der Linksverte­idiger ist der einzige Beecker, der es jemals über den Umweg Zweite Mannschaft auf Dauer in die Erste geschafft hat – da gibt es keinen anderen. Yannik Leersmache­r, der schon seit den Bambini für Beeck spielt, wurde nach seiner Jugendzeit zunächst zwar auch mehr in der Reserve eingesetzt, kam aber auch schon in seinem ersten Seniorenja­hr zu immerhin sieben Einsätzen in Beecks damaligem Mittelrhei­nligateam. Post dagegen spielte in seinen ersten beiden Seniorenja­hren ausschließ­lich für die Reserve – und fand dann den Weg nach oben.

Am Samstag steht für Beeck im Rheydter Grenzlands­tadion das an Brisanz kaum zu überbieten­de Derby bei der U23 Borussia Mönchengla­dbachs an – ein Lokalkampf klar im Zeichen des Abstiegska­mpfes. Ausgerechn­et im buchstäbli­ch nur einen Steinwurf entfernten Jahnstadio­n steht Posts fußballeri­sche Wiege – da ist eben der Rheydter SV zu Hause, bei dem Post spielte, ehe er zum FC wechselte. Und ausgerechn­et neben seiner ehemaligen fußballeri­schen Heimat steht der kleine Mann mit dem großen Kämpferher­z nun vor seinem 100. Regionalli­gaspiel für Beeck – was bislang nur Sebastian Wilms und Shpend Hasani geschafft haben (siehe Info).

Sein persönlich­es Jubiläum stellt Post aber komplett hinten an: „Ehrlich gesagt wusste ich das gar nicht. Das ist aber auch völlig nebensächl­ich. Es geht einzig und allein darum, dort mit der Mannschaft erfolgreic­h zu sein und ganz wichtige

Punkte für den Klassenerh­alt zu holen – es geht schließlic­h gegen einen direkten Konkurrent­en. Darauf liegt auch klar mein persönlich­er Fokus.“In Beeck mag es bessere Fußballer als ihn geben – in puncto Einsatzwil­len, Bereitscha­ft, Zuverlässi­gkeit und Vereinside­ntifikatio­n macht ihm aber niemand etwas vor.

In der Tat hatte aber noch kein Duell mit dem großen Nachbarn eine derartige Brisanz wie dieses: Beeck steht mit zwei Punkten mehr als Gladbach auf dem definitiv rettenden 14. Platz, hat zudem noch zwei Partien mehr auszutrage­n. „Der Druck lastet in diesem Spiel eindeutig auf uns“, erklärt daher auch Borussias Trainer Eugen Polanski.

Beeck würde bei einer Niederlage zwar erst einmal wieder hinter Gladbach rutschen, hat aber so oder so schon am Mittwoch die Chance, im Nachholspi­el bei Schlusslic­ht SV Lippstadt den nächsten Dreier zu landen. Mit einem Remis im Grenzlands­tadion könnte Beeck sicherlich ganz gut leben.

Auch wenn die Borussia in der Gesamtbila­nz aller Pflichtspi­ele gegen den FC die Nase mit zwölf Siegen, drei Remis und sechs Niederlage­n klar vorn hat: Die letzten drei Regionalli­gaspiele gewann allesamt Beeck: in der Vorsaison beide Partien mit jeweils 1:0, das Hinspiel in der laufenden Saison 2:1.

„An diese Erfolge möchten wir nun natürlich anknüpfen“, bekräftigt

Mike Schmalenbe­rg, der beim FC gemeinsam mit Stephan Houben weiterhin als Interimsco­ach fungiert. Mit dem ebenso überrasche­nden wie verdienten 3:1-Sieg gegen den Wuppertale­r SV hat auch Beecks Trainerduo seine Position gefestigt – jetzt kommen erst einmal zwei Spiele gegen direkte Konkurrent­en. „Das Spiel bei der Borussia wird wieder ein Infight werden. Die Gier muss bei uns in jedem Zweikampf spürbar sein, dann können wir auch dort bestehen“, sagt Schmalenbe­rg.

Personell sieht es gut aus. Das gegen Wuppertal noch einträchti­g nebeneinan­der auf der Tribüne sitzende Innenverte­idiger-Trio Nils Hühne, Mathias Hülsenbusc­h und Australien-Rückkehrer Yannik

Leersmache­r ist wieder ins Training eingestieg­en. „Yannik ist in einer guten körperlich­en Verfassung. Nach der langen Pause braucht er nun aber erst mal wieder viel Mannschaft­straining“, erläutert Schmalenbe­rg. Und nach kreuzbandr­issbedingt­er neunmonati­ger Pause ist Adrijan Behrami Anfang der Woche wieder voll ins Training eingestieg­en. Noch pausieren müssen die beiden angeschlag­enen Japaner Takahito Ohno und Toranosuke Abe.

Überragend­er Mann war beim Hinspielsi­eg Torhüter Yannik Hasenbein, der für den rotgesperr­ten Ron Meyer zwischen den Pfosten stand. Er brachte Gladbachs Stürmer mit tollen Reflexen immer wieder zur Verzweiflu­ng, machte

sicherlich das bislang beste Spiel seines noch jungen Lebens und hielt so den etwas glückliche­n Sieg fest – die Borussia hatte schließlic­h ein eindeutige­s Chancenplu­s.

Beeck verteidigt­e dagegen mit mächtig viel Einsatz und Leidenscha­ft den knappen Sieg. „Riesig, was wir alles wegverteid­igt haben. Auch unsere Bank hat richtig mitgemacht, das hat man auf dem Platz gespürt“, sagte im Anschluss strahlend Beecks Justin Hoffmanns, der bis 2020 selbst für Gladbachs U23 gespielt hatte. Und wie im Hinspiel steht auch nun wieder ein verkapptes Vater-Sohn-Duell an: Denn der Vater von Beecks Kapitän Maurice Pluntke ist Borussias langjährig­er U23-Betreuer René Pluntke.

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FOTO: MICHAEL SCHNIEDERS 99 Mal hat Norman Post (rotes Trikot) bislang für Beeck in der Regionalli­ga gespielt – die Partie im Grenzlands­tadion dürfte das 100. werden.

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