Derber Humor zum Bühnenjubiläum
Seit 25 Jahren spielen die Laienschauspieler der Nysterbachbühne. Zur Feier gab es mit „Lottes Café“eine gewagte Mischung aus bester Unterhaltung mit viel Lövenicher Lokalkolorit und derben Sprüchen.
„Hallöchen Traumfrau“: Mit platten Anmach-Sprüchen ist Müllmann Jakob Forsch (gespielt von Hendrik Steinke) ständig auf der Suche nach einer Partnerin und macht dabei nicht mal vor den Damen im Publikum der voll besetzten Nysterbachhalle Halt. Sein Arbeitskollege Mike Träsch (Bernd Roebers) gibt sich erfahren und versorgt den jungen Mann in der orangefarbenen Kluft nicht nur mit mehr oder weniger passenden Lebensweisheiten, sondern auch mit reichlich abgedroschen klingenden Sätzen, die in der Frauenwelt auf wenig Gegenliebe stoßen.
Als „Lottes Café“jetzt in Lövenich öffnete, entführten die Hobbymimen der Lövenicher Nysterbachbühne in eine fremde Welt, die doch vor der eigenen Haustür spielte. Mit Bernd Kietzkes unterhaltsamer Komödie in drei Akten wagten sich die beliebten Hobbymimen fast schon an experimentelles Theater heran. Für die Jubiläums-Inszenierung zum 25-jährigen Bestehen des etablierten Ensembles setzten sie einige Herausforderungen gekonnt um. So sprach Café-Inhaberin Lotte Haag alias Steffi Schrade durchgängig mit stark bayrischem Dialekt und trug passend dazu wahlweise Dirndl oder Lederhose.
Die Akteure der Nysterbachbühne gaben einen interessanten Einblick in den Café-Alltag der angeblich neuen Konkurrenz zur Gaststätte „Lövenicher Treff“. Bei Lotte treffen sich alte und junge Besucher, Frauen
auf der Suche nach Männern und Männer auf der Suche nach Frauen. Es gibt verbale Attacken, heftige Auseinandersetzungen und immer wieder die Suche nach dem persönlichen Glück.
Und am Ende, nach rund drei Stunden, gibt es ein Happy End: Lotte kriegt doch noch die Kurve und steht mit ihrem sozialen Treffpunkt für Jung und Alt wirtschaftlich gar nicht so schlecht da, wie BWL-Studentin Jule Merker (Lena Weitz) herausfindet. Müllmann Jakob Forsch verliebt sich in Kellnerin Evchen Bringer (Laura Steffens). Evchen findet im geheimnisumwitterten,
unbekannten Gast (Jorge Lale-Lopez) den nie gekannten Vater, der ihre inzwischen verstorbene Mutter schon vor ihrer Geburt verlassen hatte. Café-Besitzerin Lotte und Evchens so lange verschollener Vater kommen sich näher, während die in Liebesdingen gänzlich unerfahrene Britta Blass (Manuela Bücken) endlich den Mann fürs Leben findet. Ein Café als Partnerbörse: Hier sind derbe Sprüche durchaus an der Tagesordnung.
Zum Udo-Jürgens-Schlager „Aber bitte mit Sahne“öffnete sich der Vorhang der Nysterbachbühne, die die Lövenicher Mehrzweckhalle
auch noch am kommenden Wochenende in einen großen Theatersaal verwandeln wird. Damit wurde der Blick freigegeben auf die Szenerie vor dem Café: Stühle und Tische, die schnell noch mit Sitzkissen, Bierdeckeln und Servietten versehen werden, ehe die ersten Stammgäste eintreffen. Die gewagte Mischung aus bester Unterhaltung mit viel Lövenicher Lokalkolorit und derben Sprüchen, die oft unter die Gürtellinie gingen, kam an.
Viel Applaus belohnte die Beteiligten für ihren herausragenden Einsatz. Zur gelungenen Premiere mit anschließender Jubiläumsparty
hatten die Gastgeber auch den Mann eingeladen, dem die Nysterbachbühne ihre Existenz verdankt: Erich Schmitz. Der Gründer und Ideengeber des Theatervereins wurde mit einem Blumenstrauß geehrt. Auf dem Dorffest im benachbarten Kleinbouslar schlug vor einem Vierteljahrhundert die Geburtsstunde der Nysterbachbühne, wie Schmitz verriet – damals hatte er sein Vorhaben bekundet und auf Anhieb einige Freunde dafür begeistern können. Schon wenige Wochen später habe man sich zu einem ersten Gespräch getroffen und die Gründung der Gruppe auf den Weg gebracht. Auf große Schwierigkeiten sei man dabei nicht gestoßen; Requisiten hätten ausgeliehen werden können, man habe einige Sponsoren gefunden und günstige Preise ausgehandelt. Das Erfolgsrezept der Lövenicher Nysterbachbühne ist für Erich Schmitz der enge Zusammenhalt: „Die Theatergruppe hat sich gegenseitig gestützt und motiviert. Freude, Geselligkeit und viele Lacher bei den Proben gaben Anlass, sich auf weitere Proben und Arbeiten zu freuen.“Heute ist Darsteller Hendrik Steinke der Vorsitzende der Nysterbachbühne. Der selbstständige Versicherungskaufmann versprach dem Publikum: „Wir wollen das noch viele Jahre weitermachen.“