Rheinische Post Erkelenz

Derber Humor zum Bühnenjubi­läum

Seit 25 Jahren spielen die Laienschau­spieler der Nysterbach­bühne. Zur Feier gab es mit „Lottes Café“eine gewagte Mischung aus bester Unterhaltu­ng mit viel Lövenicher Lokalkolor­it und derben Sprüchen.

- VON DANIELA GIESS

„Hallöchen Traumfrau“: Mit platten Anmach-Sprüchen ist Müllmann Jakob Forsch (gespielt von Hendrik Steinke) ständig auf der Suche nach einer Partnerin und macht dabei nicht mal vor den Damen im Publikum der voll besetzten Nysterbach­halle Halt. Sein Arbeitskol­lege Mike Träsch (Bernd Roebers) gibt sich erfahren und versorgt den jungen Mann in der orangefarb­enen Kluft nicht nur mit mehr oder weniger passenden Lebensweis­heiten, sondern auch mit reichlich abgedrosch­en klingenden Sätzen, die in der Frauenwelt auf wenig Gegenliebe stoßen.

Als „Lottes Café“jetzt in Lövenich öffnete, entführten die Hobbymimen der Lövenicher Nysterbach­bühne in eine fremde Welt, die doch vor der eigenen Haustür spielte. Mit Bernd Kietzkes unterhalts­amer Komödie in drei Akten wagten sich die beliebten Hobbymimen fast schon an experiment­elles Theater heran. Für die Jubiläums-Inszenieru­ng zum 25-jährigen Bestehen des etablierte­n Ensembles setzten sie einige Herausford­erungen gekonnt um. So sprach Café-Inhaberin Lotte Haag alias Steffi Schrade durchgängi­g mit stark bayrischem Dialekt und trug passend dazu wahlweise Dirndl oder Lederhose.

Die Akteure der Nysterbach­bühne gaben einen interessan­ten Einblick in den Café-Alltag der angeblich neuen Konkurrenz zur Gaststätte „Lövenicher Treff“. Bei Lotte treffen sich alte und junge Besucher, Frauen

auf der Suche nach Männern und Männer auf der Suche nach Frauen. Es gibt verbale Attacken, heftige Auseinande­rsetzungen und immer wieder die Suche nach dem persönlich­en Glück.

Und am Ende, nach rund drei Stunden, gibt es ein Happy End: Lotte kriegt doch noch die Kurve und steht mit ihrem sozialen Treffpunkt für Jung und Alt wirtschaft­lich gar nicht so schlecht da, wie BWL-Studentin Jule Merker (Lena Weitz) herausfind­et. Müllmann Jakob Forsch verliebt sich in Kellnerin Evchen Bringer (Laura Steffens). Evchen findet im geheimnisu­mwitterten,

unbekannte­n Gast (Jorge Lale-Lopez) den nie gekannten Vater, der ihre inzwischen verstorben­e Mutter schon vor ihrer Geburt verlassen hatte. Café-Besitzerin Lotte und Evchens so lange verscholle­ner Vater kommen sich näher, während die in Liebesding­en gänzlich unerfahren­e Britta Blass (Manuela Bücken) endlich den Mann fürs Leben findet. Ein Café als Partnerbör­se: Hier sind derbe Sprüche durchaus an der Tagesordnu­ng.

Zum Udo-Jürgens-Schlager „Aber bitte mit Sahne“öffnete sich der Vorhang der Nysterbach­bühne, die die Lövenicher Mehrzweckh­alle

auch noch am kommenden Wochenende in einen großen Theatersaa­l verwandeln wird. Damit wurde der Blick freigegebe­n auf die Szenerie vor dem Café: Stühle und Tische, die schnell noch mit Sitzkissen, Bierdeckel­n und Servietten versehen werden, ehe die ersten Stammgäste eintreffen. Die gewagte Mischung aus bester Unterhaltu­ng mit viel Lövenicher Lokalkolor­it und derben Sprüchen, die oft unter die Gürtellini­e gingen, kam an.

Viel Applaus belohnte die Beteiligte­n für ihren herausrage­nden Einsatz. Zur gelungenen Premiere mit anschließe­nder Jubiläumsp­arty

hatten die Gastgeber auch den Mann eingeladen, dem die Nysterbach­bühne ihre Existenz verdankt: Erich Schmitz. Der Gründer und Ideengeber des Theaterver­eins wurde mit einem Blumenstra­uß geehrt. Auf dem Dorffest im benachbart­en Kleinbousl­ar schlug vor einem Vierteljah­rhundert die Geburtsstu­nde der Nysterbach­bühne, wie Schmitz verriet – damals hatte er sein Vorhaben bekundet und auf Anhieb einige Freunde dafür begeistern können. Schon wenige Wochen später habe man sich zu einem ersten Gespräch getroffen und die Gründung der Gruppe auf den Weg gebracht. Auf große Schwierigk­eiten sei man dabei nicht gestoßen; Requisiten hätten ausgeliehe­n werden können, man habe einige Sponsoren gefunden und günstige Preise ausgehande­lt. Das Erfolgsrez­ept der Lövenicher Nysterbach­bühne ist für Erich Schmitz der enge Zusammenha­lt: „Die Theatergru­ppe hat sich gegenseiti­g gestützt und motiviert. Freude, Geselligke­it und viele Lacher bei den Proben gaben Anlass, sich auf weitere Proben und Arbeiten zu freuen.“Heute ist Darsteller Hendrik Steinke der Vorsitzend­e der Nysterbach­bühne. Der selbststän­dige Versicheru­ngskaufman­n versprach dem Publikum: „Wir wollen das noch viele Jahre weitermach­en.“

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FOTO: RUTH KLAPPROTH In Lottes Café treffen die verschiede­nsten Typen aufeinande­r. Irrwitzige Situatione­n macht aus dem Café eine absurde Beratungss­telle und Partnerbör­se.

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