Rheinische Post Erkelenz

Dankeschön an die Gastfreund­lichkeit

Mit einem Kulturfest wollen Geflüchtet­e aus der Ukraine Einblicke in ihre Kultur geben und sich bei ihren deutschen Gastgebern bedanken. Dabei spielte Musik eine große Rolle.

- VON DANIELA GIESS

Sie wollten Einblicke geben in ihre Kultur, sich gleichzeit­ig bei ihren deutschen Gastgebern bedanken, die sie freundlich aufgenomme­n haben, als vor mehr als zwei Jahren der russische Angriffskr­ieg in ihrer ukrainisch­en Heimat ausbrach. Mit mitreißend­er Musik, temperamen­tvollen Tänzen, eindrucksv­ollen Gesangsdar­bietungen, nachdenkli­ch stimmenden Gedichten, typischen Speisen und filigranen Handarbeit­en gestaltete­n Frauen aus der Ukraine, die im gesamten Kreis Heinsberg ein neues Zuhause gefunden haben, ein gut besuchtes Kulturfest­ival im voll besetzten evangelisc­hen Gemeindeze­ntrum an der Haagstraße.

In enger Zusammenar­beit mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) hatten die Ukrainerin­nen ein abwechslun­gsreiches Programm auf die Beine gestellt, das das Publikum begeistert­e. Mit der starken Resonanz auf die ungewöhnli­chen Präsentati­onen zeigte sich DRKMitarbe­iterin Claudia Walter sehr zufrieden. Mit Fördermitt­eln habe man die Veranstalt­ung finanziere­n können. Ob weitere folgen, sei derzeit noch ungewiss. Möglich sei aber durchaus, dass es in etwas abgewandel­ter Form weitere Präsentati­onen geben werde.

Bei einer ungewöhnli­chen Modenschau zeigten die Frauen die mitgebrach­ten Trachten aus ihrer überfallen­en Heimat. Die bestickten Blusen und Kleider, die Wyschiwank­a

heißen und deren Muster verraten, aus welcher Gegend ihre Trägerin stammt, sind ihnen sehr wichtig. Beinahe jede Ukrainerin hat ihre farbenfroh­e Tracht bei der Flucht aus dem schwer umkämpften Land mitgebrach­t. Bunte Blumenkrän­ze in den Haaren – so sangen und tanzten die Ukrainerin­nen auf der Bühne des evangelisc­hen Gemeindeze­ntrums an der Haagstraße. Im Foyer hatten sie ein kostenlose­s Buffet mit zahlreiche­n Gaumenfreu­den aus der ukrainisch­en Küche aufgebaut: Kohlroulad­en, süßer Auflauf, Quarktaler, Pfannkuche­n mit Käse, Brot mit Schmalz und Speck an Holzspieße­n, Johannisbe­erkuchen, Honigkuche­n mit Himbeeren.

Besonders stolz waren die Gastgeberi­nnen auf den Auftritt der Aachenerin Marlaine Maas. Die deutsche Sängerin mit ukrainisch­en Wurzeln wurde nach ihrem umjubelten Bühnenauft­ritt mit unzähligen

Blumensträ­ußen verabschie­det. Als Präsident Wolodymyr Selenskyj im vergangene­n Jahr der renommiert­e Karlspreis verliehen wurde, durfte er sich etwas wünschen – und entschied sich für einen Auftritt von Marlaine Maas.

Auch Anastasia Zhukova unterstütz­t ihre ukrainisch­e Heimat durch Bühnenauft­ritte in ganz Deutschlan­d. In Hückelhove­n sang sie drei Lieder: „Augen der Ukraine“, „Schwarze Kirschen“und „Wilde Tänze“. Viele der dargeboten­en Lieder machten deutlich, wie groß der Patriotism­us der Geflüchtet­en ist. Maria Bezmoletve­nnova stimmte „Das ist meine Mutter Ukraine“an, Hanna Brunkovska sang „Ein Lied wird unter uns sein“.

Als Lehrerin für klassische­n Tanz hat sich Olga Datsenko in ihrer Heimat einen Namen gemacht. Gemeinsam mit Hanna Brunkovska trat sie als Duo auf. Einblicke in das

religiöse Leben gaben die Mitglieder der so genannten „Ukrainisch­en Bibelkirch­e“, die verschiede­ne Gebetslied­er präsentier­ten: „Gott bewahre die Ukraine“, „Danke Gott für die Morgendämm­erungen“sowie „Mein Gebet soll fließen“. Der Kinderchor „Ukrainian Pearls“mit Karolina Chervak, Illya Illyazov und Maria Boyko wie auch Diana Fedotovas Tanz begeistert­en das Hückelhove­ner Publikum. Anastasia Nozhka-Illesh kam schon vor dem Krieg mit ihrem Ehemann nach Hückelhove­n. Die junge Frau, die in der Ukraine als Journalist­in und Autorin tätig war, hatte die Idee, das ukrainisch­e Kulturfest­ival auf die Beine zu stellen – und begeistert­e sofort die geflüchtet­en Frauen im Kreisgebie­t.

Nozhka-Illesh, die zurzeit ein Praktikum beim Deutschen Roten Kreuz absolviert, fand viele Mitstreite­rinnen. Erst im Januar habe man angefangen zu organisier­en, verriet Claudia Walter. Das Miteinande­r in den Zuschauerr­eihen, die mit deutschen und ukrainisch­en Gästen gefüllt waren, habe bei den Gastgeberi­nnen für große Begeisteru­ng gesorgt, so die DRK-Mitarbeite­rin.

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FOTO: RUTH KLAPPROTH Die Gesangsgru­ppe Kalyna spielte beim Ukraine-Tag im evangelisc­hen Gemeindeze­ntrum.

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