Dankeschön an die Gastfreundlichkeit
Mit einem Kulturfest wollen Geflüchtete aus der Ukraine Einblicke in ihre Kultur geben und sich bei ihren deutschen Gastgebern bedanken. Dabei spielte Musik eine große Rolle.
Sie wollten Einblicke geben in ihre Kultur, sich gleichzeitig bei ihren deutschen Gastgebern bedanken, die sie freundlich aufgenommen haben, als vor mehr als zwei Jahren der russische Angriffskrieg in ihrer ukrainischen Heimat ausbrach. Mit mitreißender Musik, temperamentvollen Tänzen, eindrucksvollen Gesangsdarbietungen, nachdenklich stimmenden Gedichten, typischen Speisen und filigranen Handarbeiten gestalteten Frauen aus der Ukraine, die im gesamten Kreis Heinsberg ein neues Zuhause gefunden haben, ein gut besuchtes Kulturfestival im voll besetzten evangelischen Gemeindezentrum an der Haagstraße.
In enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) hatten die Ukrainerinnen ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt, das das Publikum begeisterte. Mit der starken Resonanz auf die ungewöhnlichen Präsentationen zeigte sich DRKMitarbeiterin Claudia Walter sehr zufrieden. Mit Fördermitteln habe man die Veranstaltung finanzieren können. Ob weitere folgen, sei derzeit noch ungewiss. Möglich sei aber durchaus, dass es in etwas abgewandelter Form weitere Präsentationen geben werde.
Bei einer ungewöhnlichen Modenschau zeigten die Frauen die mitgebrachten Trachten aus ihrer überfallenen Heimat. Die bestickten Blusen und Kleider, die Wyschiwanka
heißen und deren Muster verraten, aus welcher Gegend ihre Trägerin stammt, sind ihnen sehr wichtig. Beinahe jede Ukrainerin hat ihre farbenfrohe Tracht bei der Flucht aus dem schwer umkämpften Land mitgebracht. Bunte Blumenkränze in den Haaren – so sangen und tanzten die Ukrainerinnen auf der Bühne des evangelischen Gemeindezentrums an der Haagstraße. Im Foyer hatten sie ein kostenloses Buffet mit zahlreichen Gaumenfreuden aus der ukrainischen Küche aufgebaut: Kohlrouladen, süßer Auflauf, Quarktaler, Pfannkuchen mit Käse, Brot mit Schmalz und Speck an Holzspießen, Johannisbeerkuchen, Honigkuchen mit Himbeeren.
Besonders stolz waren die Gastgeberinnen auf den Auftritt der Aachenerin Marlaine Maas. Die deutsche Sängerin mit ukrainischen Wurzeln wurde nach ihrem umjubelten Bühnenauftritt mit unzähligen
Blumensträußen verabschiedet. Als Präsident Wolodymyr Selenskyj im vergangenen Jahr der renommierte Karlspreis verliehen wurde, durfte er sich etwas wünschen – und entschied sich für einen Auftritt von Marlaine Maas.
Auch Anastasia Zhukova unterstützt ihre ukrainische Heimat durch Bühnenauftritte in ganz Deutschland. In Hückelhoven sang sie drei Lieder: „Augen der Ukraine“, „Schwarze Kirschen“und „Wilde Tänze“. Viele der dargebotenen Lieder machten deutlich, wie groß der Patriotismus der Geflüchteten ist. Maria Bezmoletvennova stimmte „Das ist meine Mutter Ukraine“an, Hanna Brunkovska sang „Ein Lied wird unter uns sein“.
Als Lehrerin für klassischen Tanz hat sich Olga Datsenko in ihrer Heimat einen Namen gemacht. Gemeinsam mit Hanna Brunkovska trat sie als Duo auf. Einblicke in das
religiöse Leben gaben die Mitglieder der so genannten „Ukrainischen Bibelkirche“, die verschiedene Gebetslieder präsentierten: „Gott bewahre die Ukraine“, „Danke Gott für die Morgendämmerungen“sowie „Mein Gebet soll fließen“. Der Kinderchor „Ukrainian Pearls“mit Karolina Chervak, Illya Illyazov und Maria Boyko wie auch Diana Fedotovas Tanz begeisterten das Hückelhovener Publikum. Anastasia Nozhka-Illesh kam schon vor dem Krieg mit ihrem Ehemann nach Hückelhoven. Die junge Frau, die in der Ukraine als Journalistin und Autorin tätig war, hatte die Idee, das ukrainische Kulturfestival auf die Beine zu stellen – und begeisterte sofort die geflüchteten Frauen im Kreisgebiet.
Nozhka-Illesh, die zurzeit ein Praktikum beim Deutschen Roten Kreuz absolviert, fand viele Mitstreiterinnen. Erst im Januar habe man angefangen zu organisieren, verriet Claudia Walter. Das Miteinander in den Zuschauerreihen, die mit deutschen und ukrainischen Gästen gefüllt waren, habe bei den Gastgeberinnen für große Begeisterung gesorgt, so die DRK-Mitarbeiterin.