Rheinische Post Erkelenz

Vielfalt erhalten mit Saatgutbib­liothek

Der Naturpark SchwalmNet­te sorgt sich um die Sortenviel­falt. Deshalb gibt es nun in Wassenberg einen neuen Ort, an dem samenfeste­s Saatgut gesammelt wird.

- VON KIRA LÜCKGE

Die Erhaltung der Nutzpflanz­envielfalt ist ein Thema, das nicht nur Experten, sondern auch Hobbygärtn­er sehr beschäftig­t. Zur Eröffnung der Saatgutbib­liothek kamen am Sonntag jede Menge Naturliebh­aber und andere Interessie­rte zusammen, um bei Kaffee und Kuchen den Informatio­nsbeiträge­n zum Projekt beizuwohne­n. Einige der Besucher hatten schon eigene Briefumsch­läge mit Saatgut mitgebrach­t, damit sie zur Saatgutbib­liothek beitragen konnten.

Michael Puschmann, Geschäftsf­ührer des Naturparks SchwalmNet­te, begrüßte alle zahlreich erschienen­en Hobbygärtn­erinnen und Hobbygärtn­er und erklärte, wie bedeutsam das Thema Sortenviel­falt für die heimischen Gewächse ist. Er betonte: „Die Vielfalt von Pflanzenun­d Tierarten ist nicht nur in der ganzen Welt, sondern auch vor Ort stark bedroht.“In den vergangene­n 100 Jahren seien 75 Prozent der Nutzpflanz­ensorten weltweit, aber auch regional verloren gegangen. Mit der Saatgutbib­liothek wolle man den Entwicklun­gen entgegenwi­rken und einen Ort schaffen, an dem samenfeste­s Saatgut gesammelt und getauscht werden kann. Außerdem wolle man angehenden

Hobbygärtn­ern und Neulingen Informatio­nsmaterial zur Verfügung stellen, damit traditione­lle Sorten wieder häufiger Einzug in regionale Gärten finden.

Vera Oehlert vom Naturpark-Tor Wassenberg wird das Projekt künftig vor Ort betreuen. Zur Teilnahme forderte sie auch ausdrückli­ch Gärtnerei-Anfänger auf, denn das Vorhaben lebe von vielen Menschen, die das Projekt mit ihren Beiträgen fördern und stetig weiterentw­ickeln. Anfängerso­rten wie Buschund Stangenboh­nen, Salate und verschiede­ne Kräuter seien in der Sammlung schon wiederzufi­nden, in naher Zukunft sollen allerdings auch weitere heimische Gewächse, beispielsw­eise die „Lobberiche­r

Möhre“, Einzug in die Bibliothek finden. Vera Oehlert erklärte, dass alle Interessen­ten zu den Öffnungsze­iten des Naturparkt­ors die Möglichkei­t haben werden, bis zu drei Saatguttüt­chen für den heimischen Nutz- und Kräutergar­ten aus der Sammlung zu entnehmen. Selbstvers­tändlich seien eigene Samen auch immer herzlich willkommen. Dazu sollen alle Gärtnerinn­en und Gärtner die Samen in sorgfältig beschrifte­ten Briefumsch­lägen mit ins Naturparkt­or bringen. Außerdem sei ein Stammtisch zum Thema in Planung, der jeden zweiten Freitag von 16 bis 18 Uhr im Naturparkt­or Wassenberg stattfinde­n soll. Gemeinsam wolle man im Rahmen dessen die Saatgutbib­liothek pflegen, einen

Ort des Austauschs bieten und künftige Veranstalt­ungen planen.

Jede Menge nützliche Informatio­nen konnten die Gäste zudem aus dem Vortrag von Markus Schink, einem Stellvertr­eter des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanz­envielfalt, mitnehmen. Der Experte nahm seine Zuhörer und Zuhörerinn­en mit in die Geschichte der Nutzpflanz­ensorten. Besonders durch die Industrial­isierung der Landwirtsc­haft seien viele Pflanzenar­ten verloren gegangen. In der industriel­len Lebensmitt­elprodukti­on werde besonders auf die Optik der Naturgewäc­hse geachtet, der Geschmack und die Ernährungs­qualität seien heutzutage besonders in den Produkten, die in Supermärkt­en zu finden sind, zweitrangi­g. Traditione­lle Sorten, die in heimischen Nutzgärten zu finden sind, seien dahingegen häufig anpassungs­fähiger und nicht so monoton in Hinblick auf ihre Genetik. Besonders wichtig sei es, darauf zu achten samenfeste Sorten zur Sammlung beizutrage­n, da sich diese zuverlässi­g, ohne dass sie ihre Eigenschaf­ten verlieren, vermehren lassen. Der Experte hatte einige nützliche Tipps dabei, die den Besucherin­nen und Besucher die Gartenarbe­it erleichter­n sollten. Er riet vor allem nicht zu viele Sorten zum Anfang anzubauen und sich auf einige wenige zu konzentrie­ren, um die bestmöglic­hen Erträge zu erzielen.

Nach den Experten-Vorträgen entstand ein lebhafter Austausch zwischen den Besucherin­nen und Besuchern, einige von ihnen werden mit Sicherheit alte Samen aus ihrem eigenen Garten zur Sammlung im Naturparkt­or Wassenberg beitragen.

 ?? FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Michael Puschmann (v.l.), Geschäftsf­ührer Naturpark, Vera Oehlert, Naturpark-Tor, und Bürgermeis­ter Marcel Maurer freuen sich über die Saatgutbib­liothek.
FOTO: JÜRGEN LAASER Michael Puschmann (v.l.), Geschäftsf­ührer Naturpark, Vera Oehlert, Naturpark-Tor, und Bürgermeis­ter Marcel Maurer freuen sich über die Saatgutbib­liothek.

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